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Weihnachten

Der Bogen Weihnachten mit der Nr. 697 wurde dem 30. Buch im Jahre 1878 beigegeben. Auf dem linken Bildende signierte der Stecher: Ed. (wohl Eduard) Schempp. Als Maler zeichnet am rechten Bildende Andreas Müller (1831-1901), der sog. „Komponiermüller“, mit Jahreszahl. Als Druckerei führt sich die Königliche Hof- und Universitäts-Buchdruckerei von Dr. C. Wolf & Sohn in München unten mittig an.

Der Historienmaler und Zeichner Müller war ein Schüler Kaulbachs und Schwinds. Nach einem Italienaufenthalt wurde er 1875 in Nachfolge von Johann von Schraudolph Professor für kirchliche Kunst an der Münchener Akademie. Als Kunstwerke haben sich Fresken in Kirchen und großformatige Ölgemälde im Übergangstil zwischen Gründerzeit und Biedermeier erhalten. Müller fertigte zudem Darstellungen bayerischer Fürsten und eine Bebilderung zu Schillers Glocke an. Am zahlreichsten geben jedoch seine Illustrationen in den Fliegenden Blättern und im Münchener Bilderbogen von seinem zeichnerischen Talent Zeugnis.

Der Bogen zeigt ein kindliches Christkind mit Heiligenschein und Kreuz inmitten von Engeln, die ein Schild mit der Aufschrift GLORIA IN EXCELSIS DEO / ET IN / TERRA PAX HOMINIBUS tragen. Das Christuskind schwebt von Engeln gestützt auf einer Wolke vor einem Christbaum. Die Engel beleuchten den Lichtbringer mit Fackeln, schmücken ihn mit Rosenblüten und üppigen Früchtegirlanden. Zwei Engel behängen auf der linken Seite den Christbaum mit Pfefferkuchen, Spielzeug und Äpfeln. Ein drittes Engelchen drapiert die Geschenke: eine Puppe, ein Schaukelpferd und Bücher. Ein Weihnachtsmann mit rotem Mantel und pelzbesetzter Mütze, legt mit einer Hand Nüsse und Äpfel auf den Gabentisch, während in dem anderen Arm eine Rute liegt. Er trägt auf seinem Rücken einen Sack sowie an der Hand einen Korb voll Nüsse und Äpfel.

Das Bild auf dem Weihnachtsbogen gleicht einem Kirchengemälde: Die Szenerie wird mit einer Zierleiste gefasst, die wiederum auf der linken Seite mit Rosengirlanden und auf der rechten mit einem Lilienbouquet umfangen wird. Das Blumenwerk wird beidseitig von Schriftbändern umschlungen mit den Worten ECCE AGNUS bzw. AVE MARIA. Über der Bildkomposition schüttet ein Engel mit einem leuchtenden Stern auf der Stirn Rosenblüten herab. Beidseitig ergießen sich Füllhörner mit Obst und Getreide.

Die untere Rahmung enthält beliebte Weihnachtsgeschenke: einen Schlitten, Schneeschuhe, ein Steckenpferd, einen Peitschenkreisel, eine Schiefertafel, einen Schulranzen, einen Handarbeitskorb, ein Lineal, einen Kasperl, Socken, Bücher und Hefte. Am Bildende sitzen in der Mitte Vögel auf einer verschneiten Zierleiste mit Eiszapfen.

Dem Bild wird ein achtzeiliges Gedicht beigesellt:

O wunderbare heilige Nacht,
Die Du der Welt das Licht gebracht!
Du voll der Gnade und Erbarmen,
Du Lust der Kleinen, Trost der Armen.

Der Chor der Engel, lichtbeschwingt,
Die Ehre Gottes jubelnd singt,
Und selig, wie die Kinder, werden,
Die guten Willens sind auf Erden.


Weihnachten

Andreas Müller ("Komponiermüller"): Weihnachten.

Nr. 697. 1878.


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