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Aktuelles

Forschungskolloquium "Metropolität in der Vormoderne"

  • 17.04. | 10-12 | Hörsaal H 5 (hybrid), Sebastian Kolditz (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften), Bari – Metropole im             byzantinischen Italien vom 9.-11. Jahrhundert

Byzantine Talks, in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte

  • 24.04. | 16-18 | SG 3.14, Maria Whitten  (GRK), Die spätgotische Sepulkralplastik der Oberpfalz. Ein Arbeitsbericht
     
  • 08.05. | 18-20 | Raum H 22 (hybrid), Michele Giovanni Silani (Università della Campania), Michele Stefanile (Scuola Superiore Meridionale), The Nabatean temple of Puteoli: new research and discoveries  

In Kooperation mit dem Lehrstuhl für Klassische Archäologie

  • 15.05.  | 16-18 | SG 3.14, Julia Schwarzer (GRK), Bruderschaften in der Alexandrinischen Kirche vom 5. bis 7. Jahrhundert
     
  • 22.05. | 16-18 | SG 3.14, Magdalini Valsamidou (GRK), Die hellenistische Keramik aus dem sog. Staatsmarkt in Ephesos

In Kooperation mit dem Lehrstuhl für Klassische Archäologie

  • 29.05. | 16-18 | SG 3.14, Maria Protima Hiltl (GRK), Adler oder Maulwurf? Metropolitane Räume im barocken Wien: Forschungsdesign
     
  • 05.06. | 18-20 | SG 3.14 (hybrid), Carla Meyer-Schlenkrich (WWU Münster), Valerie Fuhrig (WWU Münster), Pragmatische Schriftlichkeit in einer spätmittelalterlichen Metropole. Das Schreinswesen von St. Kolumba in Köln

Zugleich Mittelaltergespräch des Forum Mittelalter

  • 12.06. | 17-19 | SG 3.14, Lorenzo Cigaina (GRK), Von der Hauptstadt in die Provinz und zurück: Spätantike Senatoren zwischen Rom und ihren Wirkungsstätten in Italia suburbicaria

In Kooperation mit dem Lehrstuhl für Klassische Archäologie

  • 19.06. | 16-18 | SG 3.14, Leda-Sophie Moors (GRK), Grenzenloses Rom – Ein Einblick in das Forschungsprojekt
     
  • 26.06. | 18-20 | H22 (hybrid), Francesco D‘Andria (Università del Salento), Hierapolis πότνια Νυμφῶν. Water and Religion from Ploutonion to the Apostle Philip

In Kooperation mit dem Lehrstuhl für Klassische Archäologie

  • 03.07. | 18-20 | PT 3.0.79 (hybrid), Wolfram Drews (WWU Münster), Religiöse Wahrheitsansprüche im Widerstreit. Juden und Christen im spanischen Spätmittelalter

Zugleich Mittelaltergespräch des Forum Mittelalter

  • 10.07. | 16-18 | SG 3.14 (hybrid), Jean Gascou (Université Paris-Sorbonne), Die Alexandriner und die Frauen

In Kooperation mit dem Centre for Advanced Studies „Beyond Canon_“

  • 17.07. | 16-18 | SG 3.14, Cherin Nabo (GRK), Regensburg als politisch-kulturelle Metropole während des Immerwährenden Reichstags (1663-1806)


Das Kolloquium findet, sofern nicht anders angegeben, jeweils in der Zeit von 16-18 Uhr c.t. als Präsenzveranstaltung statt.

Weitere Informationen zum Forschungsprogramm des Graduiertenkollegs unter https://go.ur.de/metropolitaet

Sprecher: Prof. Dr. Jörg Oberste | Wissenschaftl. Koordination: Dr. Arabella Cortese (Kontakt: Arabella.Cortese@ur.de)


Veranstaltungshinweise

  • Ringvorlesung SoSe 2024

    "Fakt oder Fake? Kulturen des Fälschens von der Antike bis zur Gegenwart"

    in Kooperation mit dem DFG-GRK 2337 "Metropolität in der Vormoderne" und der Katholischen Erwachsenenbildung in der Stadt Regensburg e.V.
    Mi 14-16 Uhr, H 10

Anmerkung: Nähere Informationen zu diesen Veranstaltungen sind dem Campusportal der Universität Regensburg zu entnehmen.



Exkursionsbericht Augsburg 06.02.2024

Nach mehrwöchiger Vorbereitung und intensiven Diskussionen bezüglich des Programms war es am 6. Februar so weit und eine kleine Gruppe Interessierter machte sich auf Spurensuche in Augsburg. Ziel der Exkursion war es die Geschichte und städtebauliche Entwicklung des römischen und mittelalterlichen Augsburgs, hinsichtlich seiner Rolle als vormoderne Metropole, näher zu studieren.
Da ein straffes Programm zu absolvieren war, wurde von Maria Whitten bereits im Zug anhand von Bildmaterialien das erste Referat zum Bronzegrabmal des 1302 verstorbenen Augsburger Bischofs Wolfhard von Roth gehalten. Dieses sticht hervor nicht nur durch die Materialwahl, sondern auch durch die präzedenzlose Art der Darstellung sowie das Vorhandensein von Künstlersignaturen – für die Entstehungszeit eine absolute Rarität.
In Augsburg angekommen ging es im Stechschritt zur Basilika St. Ulrich und Afra, jedoch mit einem kurzen Abstecher in das Schaezler-Palais, Augsburgs bedeutendstem und am besten erhaltene privaten Wohn- und Geschäftshaus des 18. Jahrhunderts mit einem nach historischen Befunden gestaltete Rokoko-Garten. Die Basilika selbst wurde der Gruppe durch Exkursionsleiter Dr. Lorenzo Cigaina nahegebracht. Herausstechend ist dabei, dass es sich um die Grablege der drei Bistums-/Stadtheiligen Sintpert, Ulrich und Afra handelt. Auch eine Auswahl früh- und hochmittelalterlicher Abtsgrabsteine finden sich in der Vorhalle, für den Metropolitätsaspekt jedoch am bedeutendsten sind einige der Kapellen. Da ist zum einen die italienische Vorbilder imitierende Simpertuskapelle mit ihren Terrakottafiguren der Apostel und Christus, zum anderen die von den Fuggern gestifteten Andreas-, Georgs- und Bartholomäuskapelle. Die Fugger als Augsburger Pendant zu den Medici sind in der Stadt und ihrer Sakraltopographie allgegenwärtig und würden den Teilnehmer*innen im Laufe des Tages noch des Öfteren begegnen.



Rokkoko-Garten und Südseite des Schaezler-Palais (©Maria Whitten)


Nach einer kurzen Stärkung ging es weiter im Hohen Dom Mariä Heimsuchung. Dort gab es eine einstündige Führung durch Herrn Rudolf Ziegler vom Dompfarramt, der der Gruppe sehr versiert und mit Leichtigkeit die unterschiedlichen baulichen Zeugnisse der verschiedenen Bauphasen nahebrachte. Besonders beeindruckend sind hierbei die frühromanischen Krypten der Doppelchoranlage, ein spätgotisches Monumentalfresko sowie die reiche Grabmallandschaft des Kreuzganges. Bei einem kurzen Besuch im Diözesanmuseum konnte auch noch die originale, aus dem 11. Jahrhundert stammende Bronzetür mit bis heute nicht eindeutig identifizierter figuraler Ornamentik besichtigt werden.
 
Bronzeportal aus dem frühen 11. Jht. (©Maria Whitten)


Der Nachmittag wurde schließlich den frühen Wurzeln von Augsburg gewidmet. Das römische Museum bildete die perfekte Gelegenheit Näheres zur römischen Vergangenheit der Stadt zu erkunden. Leda-Sophie Moors hielt zunächst einen Vortrag über die allgemeine Geschichte der römische Stadtanlage. Sie wurde im Jahre 15 v. Chr. als Militärlager errichtet und erhielt den Namen Augusta Vindelicum (Vindelicorum). Erst im Laufe der Zeit entwickelte sich der Ort zu einem der wichtigsten Handelszentren des Römischen Reichs, innerhalb der Provinz Raetia. Seine günstige Lage an der Via Claudia Augusta und den Flüssen Wertach und Lech steuerten dazu bei, dass Augsburg an Bedeutung zunahm. Marina Pizzi ergänzte den Vortrag durch eigene Recherchen zur antiken Schiffsanlegestelle. Anhand von ausgestellten Reliefdarstellungen, die den Transport von Gütern bildlich belegten, wurde das antike Transportwesen nochmal deutlich gemacht. Am Ende führte Magdalini Valsamidou durch einige der wichtigsten Exponate des Museums.
Den Bezug zur Frühen Neuzeit stellte dann der Besuch des Rathauses her. Filip Schuffert hielt vor Ort ein Referat zur Entstehung und historischen Bedeutung dieses beeindruckenden Baues. Die Teilnehmer*innen konnten sich zudem vor Ort vom Prunk des Goldenen Saals überzeugen, einem Kulturdenkmal der Spätrenaissance. Im Augsburger Rathaus fand 1712 der Reichstag statt, da in Regensburg die Pest wütete. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde der Goldene Saal zwischen 1980 und 1996 originalgetreu rekonstruiert und zeigt nun wieder Wandmalereien mit je acht heidnischen und acht christlichen Kaisern, die sich mit ihren jeweiligen Wahlsprüchen gegenüberstehen und dabei die Überlegenheit des Christentums über das Heidentum ausdrücken. In der Mitte der eindrucksvollen Nussholzdecke mit Rund- und Ovalbildern sowie goldüberzogenen Ornamenten thront die Sapientia in Frauengestalt als wichtigste Tugend eines jeden Herrschers.



Die Runde der Exkursionsteilnehmer im Goldenen Saal im Augsburger Rathaus (©Maria Whitten)


Schlussendlich widmete sich die letzte Etappe der Exkursion der berühmten Fuggerei von Augsburg: Die älteste Sozialsiedlung der Welt. Seit über 500 Jahren leben in der von Jakob Fugger gestifteten „Stadt in der Stadt“ bedürftige katholische Augsburger*innen. Laut Stiftungsurkunde soll die Fuggerei „in ewig Zeit“ bestehen und ist damit ein Verbindungsglied zwischen Vergangenheit und Zukunft. Die informativ gestalteten musealen Räume zu Alltag, Bewohner und Geschichte der Fuggerei sind angereichert mit rekonstruierten Möbeln und digitalen Film- und Medienstationen, die in kurzen Clips zeigen, wie vielseitig das Wohnen in der Fuggerei war und ist. Da die Fuggerei um 18 Uhr für Besucher schließt, kam der reiche Exkursionstag zu einem Ende. Auf Wunsch wurde noch die Kirche St. Anna aufgesucht, um die dortige Fuggerkapelle zu besichtigen. Allerdings war diese bereits geschlossen und so trat die Gruppe – gesättigt von vielfältigen Eindrücken – die Rückfahrt nach Regensburg an.



In der Fuggerei (©Maria Whitten)


In Anbetracht der reichen historischen Bedeutung der Stadt Augsburg war die Exkursion nicht nur äußerst lehrreich, sondern bot zudem die Möglichkeit, Wissen zu einer vormodernen Metropole an einem konkreten Beispiel zu vertiefen.

Magdalini Valsamidou/Maria Whitten


Tagungsbericht "Übelriechende Metropole? Olfaktorische Perspektiven auf die Großstadt der Vormoderne"

Vom 23.–25. November 2023 fand die internationale Tagung des GRK 2337 Metropolität in der Vormoderne zum Thema „Die übelriechende Metropole? Olfaktorische Perspektiven auf die Großstadt der Vormoderne“ statt.
Dabei wurden vermeintliche Gewissheiten über die hygienischen Zustände, die Produktionsbedingungen und die Geruchstoleranz der Stadtbewohner vergangener Zeiten auf den Prüfstand gestellt. Beginnend in den Metropolen der Antike bis in die Frühe Neuzeit hinein wurden die spezifischen üblen Gerüche der Großstädte und ihr Weg in Quellen vielfältig illustriert.

Dr. Arabella Cortese, Dr. Markus Zimmermann, Julian Zimmermann bei der Einführung (Foto credits: Hannah Nickl)

Organisiert von Dr. Arabella Cortese, Julian Zimmermann und Dr. Markus Zimmermann, bot die Tagung spannende Einblicke in einen von der Forschung erst seit kurzer Zeit gewürdigten Aspekt sensorischer Wahrnehmung. Der interdisziplinäre Zuschnitt mit Beiträgen aus Archäologie, Geschichts-, Rechts- und Literaturwissenschaft wies eine Vielzahl unterschiedlicher methodischer Zugriffe auf den „flüchtigsten“ aller Sinne.
In seinem Eröffnungsvortrag nahm Günther Thüry das Publikum mit auf einen olfaktorischen „Spaziergang“ durch das Geruchspanorama römischer Städte. Als Hauptquellen des Gestanks machte er bestimmte Sparten gewerblicher Produktion wie Gerbereien oder die Herstellung von Räucherkäse sowie Abfallgerüche wie menschliche und tierische Fäkalien aus. Zwar konnte er gewisse geruchsmindernde Strategien, etwa den Bau von Kanälen feststellen, doch zeigen wiederkehrende Klagen in Schriftquellen die Grenzen der Maßnahmen auf. Zu einem ähnlichen Schluss kam Jorit Wintjes, der über den „olfaktorischen Fußabdruck“ der römischen Armee die Frage nach der Bedeutung von Alltäglichkeit für die subjektive Einordnung von Gerüchen aufwarf.

Prof. Dr. Günther Thüry bei seinem Eröffnungsvortrag (Foto credits: Hannah Nickl)

Mit medizinischen Interpretationen der Schilderungen der meist unhygienischen Geruchsquellen beschäftigten sich Giuseppe Squillace und Monja Schünemann. Die kritische Analyse der antiken miasma-Lehre einerseits, andererseits die Frage nach dem Informationsgehalt mittelalterlicher Epidemienberichte für die moderne Medizin boten wichtige Impulse für die moderne Interpretation von Quellen.
Das zeitgenössische Moralurteil über alles Stinkende war das Thema der Vorträge von Bernadette Descharmes und Julia Seeberger. Sie konnten zeigen, dass die Zuschreibung von Gestank als Werkzeug der gesellschaftlichen Exklusion beziehungsweise das Verschweigen desselben als sittliches Merkmal höherer Sozialschichten verstanden werden kann.
Über den üblen Geruch als Metapher in der Literatur referierten Markus Zimmermann, Anna Novokhatko und Sophie Bantle. Von der griechischen Tragödie bis zur modernen TV-Dramaturgie offenbarten sich erstaunliche Parallelen in der Verknüpfung allgemein negativ assoziierter Begriffe und Individuen im urbanen Raum und mit Gestank und deren Begreifbarmachung für das Publikum.
Mit welchen Mitteln Gesetzgebung und Rechtsprechung in Antike und Mittelalter auf die Problematik städtischer Luftverschmutzung reagierten, zeigten die Vorträge von Francesco Bono, Marina Pizzi, Anna Modigliani und Anna Esposito. Anhand mehrerer Fallbeispiele im mediterranen Raum wurde deutlich, dass die Stadtbehörden zwar jeweils Handlungsbedarf sahen, pragmatische Gründe wie die Notwendigkeit gewerblicher Produktion eine umfassende Geruchsregulierung jedoch verhinderten.
Wie daraus resultierende Maßnahmen zur Minderung der Geruchsbelastung konkret auf stadtplanerischer und individuell-persönlicher Ebene umgesetzt werden konnten, illustrierten die Vorträge von Annette Haug, Laura Nissin, Adrian Linz und Franziska Neumann. Dabei wurden konkret das urbane Gebäudedesign, versuche der Gestanksreduktion im kultischen Kontext und die städtische Abfallwirtschaft in den Blick genommen.

Der on-line Vortrag von Prof. Dr. Annette Haug (Foto credits: Hannah Nickl)

Die einzelnen Beiträge der Tagung ergänzten sich gerade durch ihre verschiedenartigen methodischen und zeitlichen Zugriffe hervorragend und boten somit eine Grundlage für eine vertiefte methodisch-theoretische Diskussion. Fragen wie jene nach dem Bedeutungswandel sensorischer Wahrnehmung und ihre Bewertung in der Forschung sind stets aktuell. Der Tagung ist es gelungen, neue Interpretationswege über städtische Einflussnahmen auf ihre Umwelt zu eröffnen, die hoffentlich zukünftig weiterverfolgt werden.

@ Sophia Wagner - Marina Pizzi


Graduate Summer School „Von Messing und Stein. Zur Forschung an Grabplatten des Mittelalters“ am Europäischen Romanikzentrum

In der zweiten Septemberhälfte dieses Jahres traf sich auf Einladung des Europäischen Romanikzentrums unter Federführung von Professor Dr. Klaus Krüger eine kleine, aber feine Gruppe Sepulkralkunstbegeisterter im Südflügel des Merseburger Domkreuzgangs im Rahmen der Summer School „Von Messing und Stein“. Veranstaltet wurde die Summer School von dem An-Institut der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) Europäisches Romanik Zentrum (ERZ), dessen 2. Vorsitzender Professor Dr. Klaus Krüger ist. Er ist nicht nur Leiter der Abteilung für Historische Hilfswissenschaften am Institut für Geschichte der MLU sondern auch Kustos der prestigereichen Sammlungen des Zentrums für Manuelle Reproduktionstechniken der Sepulkralskulptur (ZeReSe) der MLU.


Etwa die Hälfte der Teilnehmer waren Angehörige der MLU, die übrigen kamen aus dem näheren und ferneren In- und Ausland. Die Teilnehmer setzten sich aus Promovend:innen und fortgeschrittenen Masterstudent:innen zusammen. Nach einer gemütlichen Kennenlernrunde gab Professor Krüger eine ausführliche Einführung in „Tod, Begräbnis, Memorialkultur im Mittelalter“, der einen Einstieg in das Thema Sepulkralkultur bot, aber auch dazu diente die Begrifflichkeiten für alle Teilnehmer:innen zu klären. Dabei ging er neben der Prozesshaftigkeit eines Grabmals auch auf verschiedene alte Reproduktionstechniken ein. Anschließend hielt der Leiter des Domstiftsarchiv und der Domstiftsbibliothek Merseburg, Markus Cottin, in den Räumen des ERZ im Domkreuzgang einen exklusiven Vortrag zu einem Manuskript des Merseburger Bischofs Thietmar († 1080) unter dem Titel „Das Thietmar-Fragment aus Corvey. Bedeutung, Kontext, Provenienz“. Herr Cottin entwarf dabei auch für die auswärtigen Teilnehmer ein Bild Merseburgs im Mittelalter und stellte ihnen die für Merseburg wichtigsten Persönlichkeiten aus dieser Epoche vor.
Die Summer School zu mediävistischer Sepulkralkunst war als Workshop konzipiert und Professor Krüger hatte nationale und internationale Spezialisten gewonnen für die Leitung der verschiedenen Workshops zu Reproduktionstechniken von Sepulkralkunst. Einer dieser Spezialisten war Michel Schadeck aus der Bretagne, der sich seit vielen Jahren der Technik der Frottage verschrieben hat (https://www.empreintes-medievales.fr/home). Dabei handelt es sich um eine spezielle Form der manuellen Reproduktion: In mehreren Schritten wird zunächst mit Paraffin direkt am Objekt gearbeitet, bevor die ungewachsten Stellen des Papiers mit Tusche bedeckt und nach dem Trocknen der Tusche schließlich das Wachs wieder abgenommen wird. Am Ende bleiben dabei die gehöhten Stellen weiß, während Vertiefungen durch die Tusche geschwärzt sind. Heraus kommt schließlich ein positives Bild des Originals, das insbesondere die Inschriften und Details des Reliefs deutlich macht und dadurch nicht nur der Konservierung solcher Kunstwerke dient, sondern auch die Forschung daran erleichtert. Nach einer Einführung in die Technik durch Herrn Schadeck im Seminarraum begab sich die Gruppe in den Dom, wo sich jede:r Teilnehmer:in ein geeignetes Objekt suchte und die Technik unmittelbar selbst ausprobieren konnte. Das Atelier de Frottage erstreckte sich aufgrund der Komplexität der Technik über mehreren Sitzungen. Es stellte sich heraus, dass Bronze sich am besten dafür eignet, auch mit Kalkstein lassen sich gute Ergebnisse erzielen. Lediglich grobkörniger Sandstein erwies sich als ungünstig für die Frottage.


Bildbeschreibung: Michel Schadeck zeigt an einem Beispiel wie die Tusche auf dem mit Paraffin behandelten Zeichenpapier verwendet werden kann um unterschiedliche Effekte zu erzielen. Aufnahme: Maria Whitten


Den Mittwoch verbrachten die Mitglieder der Summer School in Halle, im Archiv der Universität, wo sich auch das ZeReSe befindet. Aufgrund eines Wasserschadens war ein Besuch der Sammlung leider nicht möglich, jedoch stand mit Dr. Antje Fehrmann eine Koryphäe für englische Königsgrabmäler bereit, die der Gruppe unter dem Titel „Royals Under Ground: Autorität des Materials in englischen Königs- und Königinnengrabmälern“ einen kultur- und materialwissenschaftlich hochspannenden Überblick über die Grabstätten der englischen Königsfamilien von 1066 bis 1509 und die posthume Selbstdarstellung der Lancaster nahegebracht hat. Der Schwerpunkt lag dabei auf den zugrunde liegenden Repräsentationsstrategien, aber die Referentin weitete den Blick durch formale und ikonographische Analysen der Grabmäler sowie räumliche Bezüge, die liturgische und die zeremonielle Einbindung derselben in Westminster Abbey. Am Nachmittag leitete dann Annika Sieber vom ZeReSe eine Abrieb-Werkstatt, bei dem die Teilnehmer:innen wiederum selbst aktiv werden durften und Abriebe von verschiedenen kleinformatigen Messingplatten vornahmen, was mit großem Eifer und einem gewissen Ehrgeiz ausprobiert wurde.


Bildbeschreibung: Work in Progress: Brass Rubbing mit Margarethe Paris. Die Ehefrau von Heinrich Paris ist einem langärmligen Kleid dargestellt, darüber ein umgeschlagener Mantel. Das Original der Platte befindet sich in Hildersham, Cambridgeshire. Aufnahme: Maria Whitten


Ein weiterer Experte, der den Anwesenden eine andere, hochmoderne Reproduktionsart nahebrachte, war der Informatiker vom Landesamt für Denkmalpflege Erfurt Ilya Claus. Die von ihm vorgestellte Technik ist „structure through motion“, also der 3-D-Scan von Monumenten. Zunächst erklärte Herr Claus das Vorgehen beim Erstellen eines Scans und zeigte verschiedene Beispiele (https://360grad-denkmale.de/). Anschließend beantwortete er sehr geduldig die vielen interessierten Fragen, bevor die Beteiligten schließlich in der Vorhalle des Domes selbst Hand anlegen durften und abwechselnd Scans von verschiedenen Epitaphien erstellen – mit beeindruckendem Ergebnis. Die Begeisterung unter den Anwesenden war dementsprechend groß.


Bildbeschreibung: Ilya Claus präsentiert Rohdaten von 3-D-Scans. Aufnahme: Maria Whitten

Eine Führung durch den Kaiserdom Merseburg und ein Besuch des Domschatzes rundeten die Summer School ab. Bei der Führung durfte die Gruppe in die fast 1.000 Jahre alte Krypta hinabsteigen, bewunderte die Bischofskapelle mit der Platte für Thietmar von Merseburg und dem feuervergoldeten Epitaph für Bischof Thilo von Trotha († 1514) und hatte ein besonderes Augenmerk auf das Königsgrab Rudolfs von Rheinfelden. Die halbfigürliche Bronzeplatte für den 1080 verstorbenen Gegenkönig von Heinrich IV. im Chor unter der Vierung ist einzigartig und als politisches Zeichen nach wie vor sehr aussagekräftig. Der Domschatz ist in den wunderbar restaurierten Räumen des Kapitelhauses (darunter der nach historischen Vorlagen rekonstruierte Wappensaal) und der Südklausur des Domes untergebracht, die auf das 12. Jahrhundert datiert werden. Dort finden sich einzigartige Exponate von besonderer kultur- und kunstgeschichtlicher Bedeutung wie beispielsweise ein Faksimile der Merseburger Zaubersprüche. Auch illuminierte Handschriften, Siegel und Paramente sind dort ausgestellt, sowie Plastiken und Altarretabeln. Die Teilnehmenden der Summer School waren einhellig der Meinung, dass „Von Messing und Stein“ eine phantastische Erfahrung und eine hervorragende Gelegenheit zum Netzwerken war.

©Maria Whitten


09.2023 | Veranstaltungshinweis

Afterlives of the Gregorian Sacramentary Latin Mass Books and the Organisation of Liturgical Knowledge (c. 850-1200)

Interdisziplinäre Symposium

organisiert von: Harald Buchinger, Paweł Figurski, Arthur Westwell

Regensburg, 06.-08. September 2023

weitere Informationen entnehmen Sie dem Flyer und der Homepage des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft


07.2023 | Mitteilung aus dem Graduiertenkolleg

Christian Gottlieb Gumpelzhaimer-Preis 2023 für Martin Berger

Martin Berger, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Graduiertenkolleg „Metropolität in der Vormoderne“ und Promovend am Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft, erhält für seine Masterarbeit in den „Kulturgeschichtlichen Mittelalterstudien“ den Christian Gottlieb Gumpelzhaimer-Preis 2023 des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg (HVOR). Seine Arbeit „Zur Liturgie des Adventus von König und Kaiser: Der Einzug Karls V. 1532 in Regensburg vor dem Hintergrund der Ritengeschichte" schließt mit der erstmaligen Transkription und Analyse liturgischer Quellen zum Adventus Karls V. in Regensburg und einer Übersicht zu dessen Ritengeschichte von der Antike bis zum Spätmittelalter eine Lücke in der Erforschung zu spätmittelalterlichen Herrschereinzügen und bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte zu weiteren interdisziplinären Untersuchungen.


22. Mai 2023 | Alumni:ae des Graduiertenkollegs 2337 "Metropolität in der Vormoderne"

Erfolgreiche Defensio von Mercedes Och

Am 22. Mai 2023 fand im Rahmen des Promotionsverfahrens die erfolgreiche Disputation von Mercedes Och statt. Unter dem Titel ihrer Dissertation "Die antike Metropole Rom und der Fleischkonsum zwischen dem 2. Jh. v. Chr. und dem 4. Jh. n. Chr." wurde das Forschungsvorhaben, das Mercedes Och von 2017 bis 2021 auch als Mitarbeiterin des  Graduiertenkollegs 2337 "Metropolität in der Vormoderne" verfolgte, abgeschlossen.


Oberste, Jörg | Académie des Inscriptions et Belles-Lettres (Paris)

Médaille Jean-Jacques Berger für die Monographie "The Birth of the Metropolis"

Die englische Fassung des Paris-Buchs von Jörg Oberste, The Birth of the Metropolis. Urban Spaces and Social Life in Medieval Paris, Leiden: Brill 2021, ist von der französischen Académie des Inscriptions et Belles-Lettres (Paris) mit der Médaille Jean-Jacques Berger ausgezeichnet worden.


03.2023 | Dr. Arabella Cortese am DAI Istanbul

Die Inszenierung des heiligen Wassers in der Spätantike und Byzantinischen Zeit

Am 30. März 2023 hielt unsere Koordinatorin und Post-Doc Dr. Arabella Cortese in Istanbul am Deutschen Archäologischen Institut einen Vortrag über ihr Forschungsthema: "Die Inszenierung des heiligen Wassers in der Spätantike und Byzantinischen Zeit: Sensorische Erfahrungen an den lieux de mémoire christlicher Heilstraditionen".

Herzlichen Dank an dem DAI Istanbul für die großartige Gastfreundschaft und den Aufenthalt im Institut zu Forschungszwecken!

[Plakatankündigung]


Forschungskolloquium | Graduiertenkollegs 2337 "Metropolität in der Vormoderne"

„Buchgeschichte und Metropolität“ Exkursion nach St. Emmeram und in die Staatliche Bibliothek Regensburg mit Dr. Lübbers

Am 01. Februar 2023 hat Dr. Bernhard Lübbers, Direktor der Staatlichen Bibliothek Regensburg, eine Gruppe von Promovierenden und Dozierenden des Graduiertenkollegs 'Metropolität in der Vormoderne' zunächst in die Bibliotheksgeschichte von St. Emmeram eingeführt und im Anschluss durch die Staatliche Bibliothek Regensburg geführt, um dort einige der wertvollsten Bücher der dortigen Sammlung zu zeigen.

Eine Auswahl an Impressionen dieser Exkursion finden Sie hier.


  1. STARTSEITE UR

Metropolität in der Vormoderne

DFG-GRK 2337

Sprecher

Prof. Dr. Jörg Oberste

St-grk 2337
Wissenschaftl. Koordination

Dr. Arabella Cortese

Kontakt und Homepage

Arabella.Cortese@ur.de

https://go.ur.de/metropolitaet