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Christopher Halm

Doktorand


Email: christopher.halm (at) ur.de
Raum: PT 4.3.16
Telefon: +49 941 943-3644/3642


Promotionsprojekt

Die Frühgeschichte der Agrikulturchemie (1760-1840).
Wie der Ackerboden zu einem chemischen Laboratorium wurde
(gefördert durch die Heinrich-Böll-Stiftung)


Lab In The Field

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Promotion

Promotionsprojekt

Die Frühgeschichte der Agrikulturchemie (1760-1840).
Wie der Ackerboden zu einem chemischen Laboratorium wurde

“The soil is the laboratory in which the food [of the plants] is prepared.” 
(Humphry Davy, 1813)


Die Agrikulturchemie ist eine angewandte Wissenschaft, die ihre Anfänge bereits zu Mitte des 18. Jahrhunderts hatte. Frühe Schwerpunkte agrarchemischer Forschung waren die Pflanzenernährung, die Bodenzusammensetzung und der Einsatz von Düngemittel. Oberstes Ziel dabei war stets die Ertragssteigerung.
Anlass dazu, dass Chemiker überhaupt das Wissensfeld des Ackers betraten, bot der Umstand, dass viele traditionelle landwirtschaftliche Erfahrungen, aber auch neue Lehren einzelner Agrarreformer sich häufig nur bezogen auf einen sehr kleinen Raum als gültig erwiesen haben. Da jedoch wirtschaftlicher Wohlstand, eine stabile Bevölkerungszahl und damit die militärische Macht eines Staates im hohen Ausmaß am Gedeihen vieler verschiedener Ackerflächen eines Landes hingen, wurde dieser Zustand zunehmend als Problem wahrgenommen. An die Chemiker wurde daher die hoffnungsvolle Aufgabe herangetragen, eine möglichst allgemeingültige Lehre oder sogar eine valide Theorie zur Bearbeitung des Ackers zu entwickeln.
Nicht selten standen sich Chemiker und Agrarreformer im Anspruch auf Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit diametral gegenüber. Nichtsdestotrotz vollzog sich die Herausbildung einer eigenen Methodologie der Agrikulturchemie als ein allmählicher wie auch heterogener Prozess, bei denen Prinzipien und Methoden der Chemie ebenso wie Lehren, Praktiken und Traditionen aus der Landwirtschaft Berücksichtigung fanden.
Die Forschungsarbeit fragt demnach: Was unternahmen die Chemiker, um dieser Aufgabe gerecht zu werden? Wie haben sie das Triangel »Pflanze, Boden, Dünger« erforscht? Welche Methoden und Theorien haben sie benutzt und entwickelt? Und was taten sie, damit sowohl der Boden als auch ihre eigenen Lehren zuverlässiger wurden? Die Arbeit beschäftigt sich somit wie die Agrikulturchemie selbst mit landwirtschaftlichem Erfahrungswissen, agrarwissenschaftlichem Beobachtungswissen und chemischem Experimentierwissen zugleich.
Die Dissertation stellt die These auf, dass durch das Auftreten und folglich durch das Eingreifen der Chemiker in die Belange der Landwirtschaft das Ackerfeld und der Ackerboden von einem Ort der Arbeit und Natur zu einem Ort des chemischen Experimentierens und somit zu einem chemischen Laboratorium wurde. Als Laboratorien werden dabei all jene Räume verstanden, die von den Zeitgenossen zum einen als solche bezeichnet wurden und in denen zum anderen erkennbar chemische Aktivitäten stattfanden. An den Acker gestellte Ansprüche – primär Kontrollierbarkeit, Beherrschbarkeit, Zuverlässigkeit und Produktivität – sind nicht ohnehin kongruent zu den charakteristischen Merkmalen eines Labors.
Letztlich liefert die Dissertationsschrift neue Perspektiven auf die wechselseitige Beziehung von Labor und Feld, plädiert für die Einführung einer neuen Kategorie, die der »Feldlaboratorien«, und öffnet zudem die Agrikulturchemie für die Umweltgeschichte. Am Ende steht eine Geschichte der Agrikulturchemie Europas und Nordamerikas unter dem Narrativ der Entwicklung des Bodens zu einem Laboratorium.


The early history of Agricultural Chemistry (1760-1840): How did farmlands become chemical laboratories?

My project studies the development of Agricultural Chemistry from its beginnings in the mid-18th century to its historical breakthrough in 1840. On the one hand I research what chemistry as a science and chemists as its shareholders could contribute to agricultural studies, and on the other hand how agrarian knowledge traditions, but also how social as well as political expectations have influenced or even predefined Agricultural Chemistry as a science in its own respect. In order to do so, I investigate the contexts of both the practices of those scientists and the contents of their scientific approaches. My purpose is to provide a comprehensive narrative for the history of Agricultural Chemistry to the research question: “How did farmlands become chemical laboratories?”


Vita

2014-2019

Doktorand, Wissenschaftsgeschichte / History of Science, Universität Regensburg (betreut von Prof. em. Dr. Christoph Meinel & Prof. Dr. Omar Nasim) – seit 2016 Promotionsstudent der Heinrich-Böll-Stiftung

2019 SoSe
Wissenschaftlicher Mitarbeiter (50% Elternzeitvertretung von Dr. Christian Reiss), Wissenschaftsgeschichte / History of Science, Universität Regensburg [forthcomming]

2013-2014
Zweites Staatsexamen
Referendariat für das höhere Lehramt, Heidelberg und Weinheim

2010
Schulpraxissemester
Deutsche Schule der Borromäerinnen, Alexandria (Ägypten)

2006-2012
Erstes Staatsexamen (mit Masteräquivalenz)
Lehramt: Chemie und Geschichte, Universität Heidelberg


Lehrveranstaltungen / Teaching
2019 SoSe
Seminar: „Räume und Orte der Wissensproduktion“ [forthcomming]

2017-2018 WiSe
Referent für eine Sitzung in der Vorlesung „Science in the19th Century“ (Prof. Dr. Omar Nasim) (Universität Regensburg) mit dem Thema: „Die Chemische Revolution“
Tutorium zur Vorlesung „Science in the19th Century“ (Prof. Dr. Omar Nasim) (Universität Regensburg)

Weitere Förderungen
2018 Reisestipendium der Heinrich-Böll-Stiftung
2017 zweimal Reisestipendium des Freundeskreises der Universität Regensburg
2017 Reisestipendium der Heinrich-Böll-Stiftung
2017 Research Stipend der Chemical Heritage Foundation
2010 Reisestipendium DAAD


Schwerpunkte

Chemiegeschichte des 18. und frühen 19. Jahrhunderts
Agrarwissenschaftsgeschichte des 18. und frühen 19. Jahrhunderts
»Labor«, »Feld« und »Erfahrung« in der Wissenschaftsgeschichte
Umweltgeschichte


Publikationen

Artikel

Halm, Christopher (2018): “Enquiries on Plaister of Paris”: Early agrochemical knowledge in the young United States of America, 1785-1811, in: Annals of Science, Special Issue “Chemistry in the Americas, 1500-1800”, London {Taylor & Francis}. [in progress]

Halm, Christopher (2016): Die frühe Konzeption der Agrikulturchemie durch Johan Gottschalk Wallerius’ Werk «Agriculturae Fundamenta Chemica» (1761), in: Mitteilungen 26 (GDCh Fachgruppe Geschichte der Chemie).

Tagungsberichte & Call for Papers

Halm, Christopher (2019): Call for Papers: Beyond the known World, Driburger Kreis 2018, Bonn. [in progress]

Halm, Christopher & Bauer, Caroline: Unsichtbares und Unsichtbare. Vom Erforschen des Nichtsichtbaren und von nicht sichtbaren Forscher*innen, Driburger Kreis 2018, 10.12.18 – 12.09.18, Bochum, auf: Driburger Kreis: „Wissenschaftlicher Nachwuchs“ – GWMT, .

Halm, Christopher / Meißner, Michaela M. / Nolte, Mathis (2018): Tagungsbericht: „[…] Wissen ist begrenzt.“ – Internationalität und Kosmopolitismus in den Wissenschaften, Driburger Kreis 2017, 20.09.17 - 22.09.17, Münster, in: H-Soz-Kult 2018. [in progress]

Halm, Christopher & Meißner, Michaela M. (2017): Tagungsbericht: Die politischen Dimensionen von Wissenschaft, Medizin und Technik, Driburger Kreis 2016, 14.09.16 - 16.09.16, Lübeck, in: H-Soz-Kult, 14.08.2017, .

Vorträge

„Johan Gottschalk Wallerius an der Universität Uppsala“, Tagung zur Geschichte der Alchemie und Universität, Wolfenbüttel, 20.11.19 – 21.11.2019. [forthcomming]

„Farms as laboratory-like Spaces: Chemists in Agriculture and the Beginning of «Field-Laboratories»“, ICHC12 (EuChemS), Maastricht, 29.07.19 – 02.08.19, [pending]

„Wie der Ackerboden zu einem chemischen Laboratorium wurde. Die Entstehung von »Feldlaboratorien« in der Frühgeschichte der Agrikulturchemie“, GDCh Fachgruppe Geschichte, Halle a.d. Saale, 21.03.2019. [forthcomming]

"Die Frühgeschichte der Agrikulturchemie. Wie Ackerboden und Ackerfeld zu laborähnlichen Räumen wurden (1730-1827)", Interdisziplinäres Doktorandenseminar der Philosophischen Fakultät - Universität Regensburg (PUR), Regensburg, gehalten am 24.01.2019.

„Farms as Laboratories: Chemists in Agriculture and the Beginning of «Field-Laboratories», 1750-1830“, HSS, Seattle (US-WA), Co-Panelorganisator, gehalten am 03.11.2018.

„Wie der Ackerboden zu einem chemischen Laboratorium wurde. Die Entstehung von »Feldlaboratorien« in der Frühgeschichte der Agrikulturchemie“, GWMT Tagung, Bochum, Co-Panelorganistor, gehalten am 13.09.2018.

„Die Frühgeschichte der Agrikulturchemie (1738-1827). Wie der Boden zum chemischen Laboratorium wurde.“, Postersession, Sommerakademie: Green Campus – Heinrich-Böll-Stiftung, Bad Bevensen, vorgestellt am 14.08.2018.

“The role of teaching in the early history of Agricultural Chemistry: Through teaching to a conception and methodology of Agricultural Chemistry”, Rural History Conference (EURHO), Leuven, Panelorganisator, gehalten am 13.09.2017.

“How the soil became a laboratory: One narrative in the early history of Agricultural Chemistry”, 11th Int. Conference on the History of Chemistry (EuCheMS), Trondheim, gehalten am 01.09.2017.

“The early Agricultural Chemistry in the United States of America: Reception and practices of a new developing science in a new spatial context, 1743/70s-1800”, Gordon Cain Conference (CHF), Philadelphia, gehalten am 28.04.2017.

„Die frühe Konzeption der Agrikulturchemie durch Johan Gottschalk Wallerius’ Werk «Agriculturae Fundamenta Chemica» (1761)“, Driburger Kreis, Berlin, gehalten am 22.09.2015.

„Eine europäische Wissenschaftsgeschichte lange vor Liebig. Die frühe Konzeption der Agrikulturchemie durch Johan Gottschalk Wallerius’ Werk «Agriculturae Fundamenta Chemica» (1761)“, GDCh – Wissenschaftsforum Chemie 2015, Fachgruppe: Geschichte der Chemie, Dresden, gehalten am 01.09.2015.

„Eine europäische Wissenschaftsgeschichte lange vor Liebig. Die Frühgeschichte der Agrikulturchemie ausgehend von Johann Gottschalk Wallerius’ Werk «Agriculturæ Fundamenta Chemica» (1761)“, Workshop Wissenschaftsgeschichte, Konstanz, Exposee verteidigt am 01.05.2015.

Summer Schools

Ischia Summer School on the History of the Life Sciences, Topic: Cycles of Life, Ischia, 24.06.217 - 01.07.2017.



  1. Fakultät für Philosophie, Kunst-, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften
  2. Institut für Philosophie

Professur für Wissenschaftsgeschichte

 

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