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Dr. Michael Veeh

Vita

Geboren am 27.10.1980 in Nürnberg; 2000 Abitur am Neuen Gymnasium Nürnberg; Studium der Fächer Germanistik, Geschichte und Romanistik an den Universitäten Regensburg, Erlangen-Nürnberg und Freiburg i.Br.; 2006 Staatesexamen in Freiburg i.Br.; 2012 Promotion an der Philosophischen Fakultät der Universität Fribourg/Schweiz (Betreuung Prof. Dr. Martina Backes).

seit 2009 Gymnasiallehrer am Johannes-Scharrer-Gymnasium Nürnberg und Lehrbeauftragter an der Universität Regensburg (Lehrstuhl Prof. Dr. Feistner); weitere Lehraufträge an den Universitäten Erlangen-Nürnberg und Freiburg i.Br.; Referent im Freiburger Netzwerk "Mittelalterliche Literatur und Schule"; 2015-2017 Teilabordnung als Assistent an die Universität Regensburg; 2017-2020 Auslandsdienstlehrkraft an der Deutschen Schule Lissabon, dort Leitung des Pädagogischen Qualitätsmanagements (PQM); seit 2022 Teilabordnung an die Universität München (Deutschdidaktik/DaZ).


Publikationen

Monographien:

Auf der Reise durch die Erzählwelten hochhöfischer Kultur. Rituale der Inszenierung höfischer und politischer Vollkommenheit im 'Wigalois' des Wirnt von Grafenberg, Berlin 2013.

Artikel:

Annäherungen an einen 'Film zum Lesen': Autorrolle und Selbstreflexion in Dürrenmatts 'Midas oder Die schwarze Leinwand', in: Centre Dürrenmatt Neuchâtel (Hrsg.): Summer Academy 2004: Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt. Online Publikation [zuerst 2005] (http://www.bundesmuseen.ch/cdn/00129/00220/index.html?lang=en(https://vpn-ur.uni-regensburg.de/proxy/50d7a494/http/www.bundesmuseen.ch/cdn/00129/00220/

index.html?lang=en)).

[zus. mit Doris Weber] Gymnasiasten treffen Flüchtlingsklassen, in: Gesa Büchert und Hannes Burkhardt (Hrsg.): Migrationsgeschichte. Sammeln, sortieren und zeigen. Nürnberg 2014, S. 187-192.

Das Religiöse im 'Armen Heinrich' bei Hartmann von Aue, den Brüdern Grimm, Gustav Schwab und Adelbert von Chamisso. Zur Säkularisierung und nationalpatriotischen Neuentdeckung eines mittelalterlichen Erzähltextes im Geiste der Romantik, in: Lu Jiang und Michael Neecke (Hrsg.): Historisches Verstehen als Reminiszenz und Vision. Berlin 2015 (= Schriftstücke. Jahrbuch für Philosophie und Literaturwissenschaft 1), S. 106-135.

Teufelspakt und Gretchenfrage als Mittel der Gegenwartsdiagnose. Goethes 'Faust I' in Flix' Comic-Neuinszenierung, in: Goethe-Jahrbuch 133 (2016), S. 116-139.

Altes neu erfinden: Sigismund Meisterlins 'Nürnberger Chronik', in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 108 (2021), S. 93-106.

Die Stadt als literarisches Artefakt. Hans Rosenplüts 'Lobspruch auf Nürnberg' und die anonyme 'Sag von Nürnberg', in: Rainer Barbey, Jan Kerkmann und Michael Neecke (Hrsg.): Kunst - Technik - techne. Berlin 2021 (= Schriftstücke. Jahrbuch für Philosophie und Literaturwissenschaft 4), S. 7-20.

Das 'Nibelungenlied' als Rhapsodie. Gestalterische Neuaneignung eines Klassikers der Weltliteratur, in: Praxis Deutsch 293 (2022), S. 25-33.

Technik und Fortschritt als Thema und Problem der Neuen Sachlichkeit. Kästners Die Entwicklung der Menschheit im Kontrast zu zeitgenössischen Zukunftsfantasien aus der Reklamewelt, in: Praxis Deutsch 295 (2022), S. 21-27.

Mittelalterliche Stoffe neu erzählen. Das 'Nibelungenlied' als Ausgangspunkt für literarisches Schreiben im Deutschunterricht, in: Karla Müller und Andrea Sieber (Hrsg.): Faszination Nibelungen. Präsenz und Vermittlung eines multimedialen Mythos. Berlin u.a. 2022, im Druck.

Süßsalziges Popcorn, Billy Idol und die großen Fragen des Lebens. Identitätsfindung in Benedict Wells' 'Hard Land', in: Praxis Deutsch 297 (2023), S. 28-33.

[zus. mit Johannes Veeh] Gerhard Polts 'Folterkammerführung' und ein besonderer Schulrundgang. Satirische Texte nach einem literarischen Vorbild entwickeln, in: Praxis Deutsch 299 (2023), S. 26-31.

Unterrichten mit Deeper Learning. Eine explorative Studie zum Deutschunterricht der gymnasialen Oberstufe, in: Douglas Yacek und Julia Lipkina (Hrsg.): Unterricht jenseits der Kompetenzorientierung. Lehr- und Lernansätze für mehr Bildung. Stuttgart 2024, im Druck. 

Michael Kumpfmüllers ‚Die Herrlichkeit des Lebens‘. Ein Roman über Kafkas letzte Liebesbeziehung als Klassenlektüre, in: Praxis Deutsch 305 (2024), im Druck.

Essays, Katalogbeiträge, Miszellen u.ä.:

[Katalogbeiträge zu] Petrarca in Deutschland. Ausstellung zum 700. Geburtstag (20. Juli 2004) im Goethe-Museum Düsseldorf in Zusammenarbeit mit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 18. Juli bis 12. September 2004. Katalog von Achim Aurnhammer. Heidelberg 2004, S. 44-45, S. 57-59, S. 113-114.

[zus. mit Edith Feistner] Fachliche Orientierung, in: Iwein Löwenritter. Online-Publikation 2016 (http://www.gymnasium-beilngries.de/p_seminare/iwein_fachliche_orientierung.pdf(https://vpn-ur.uni-regensburg.de/proxy/50d7a494/http/www.gymnasium-beilngries.de/p_seminare/iwein_fachliche_orientierung.pdf)).

[Katalogbeiträge zu] Transitraum Lissabon. Erinnern für die Gegenwart. Transit - Abrigo Lisboa. Relembrar para o Presente. Katalog von Michael Veeh, Conrad Schwarzrock und Alicia Fuster für die Deutsche Schule Lissabon. Lissabon 2020, S. 13-17, S. 22-43 [zus. mit Hans-Joachim Cornelissen], S. 127-128 [zus. mit Conrad Schwarzrock], S. 167.

[zus. mit Lisa Marie Groos, Hans-Jochen Schiewer und Stefan Seeber] Panel-Beschreibung für den Germanistentag 2022] 'Nibelungenlied' und Nibelungenstoff. Mittelalterliche Literatur und ihre notwendige Mehrdeutigkeit in Schule und Universität, in: MDGV 68,4 (2021), S. 388.

Goethes 'Faust' multimedial. Ein digitales Prüfungsformat für die Sekundarstufe II, in: digital unterrichten DEUTSCH 2022 (Heft 4), S. 10-11.

„Waffen verwandeln die Menschen“. Erich Maria Remarques Antikriegserzählung ‚Der Feind‘, in: Praxis Deutsch 300 (2023), im Druck.

„Herr Schmied, Sie sind mein Lieblingslehrer“. Der (fast) normale Schulalltag als Poetry-Slam-Beitrag, in: Praxis Deutsch 301 (2023), im Druck.

Biografisches Schreiben als Handwerk: Ausschnitte aus Martin Suters Roman ‚Einer von euch‘ im Literaturunterricht, in: Praxis Deutsch 305 (2024), im Druck.

Toxische Sprachmuster identifizieren, reflektieren, überwinden: Angebote auf der Seite stopantisemitismus.de, in: Praxis Deutsch 304 (2024), im Druck.

Rezensionen:

Jana Piper: Goethe und Schiller in der filmischen Erinnerungskultur. Würzburg 2019, in: Goethe Jahrbuch 137 (2020), S. 299-300.

Barbara Kindermann: Faust. Nach Johann Wolfgang von Goethe. Götz von Berlichingen. Nach Johann Wolfgang von Goethe. Berlin 2021, in: Goethe Jahrbuch 138 (2021), S. 265-267.

Sophie Picard: Klassikerfeiern. Permanenz und Polyfunktionalität Beethovens, Goethes und Victor Hugos im 20. Jahrhundert. Bielefeld 2022, in: Goethe Jahrbuch 140 (2023), im Druck.

Handreichungen:

[zus. mit Daniel Lemmer und Johannes Veeh] Johann Wolfgang von Goethe: Faust I. Braunschweig 2016 (= Schroedel Module und Materialien für den Literaturunterricht).

[zus. mit Daniel Lemmer] Franz Kafka: Die Verwandlung und Brief an den Vater. Braunschweig 2018 (= Schroedel Module und Materialien für den Literaturunterricht).

 


Forschung

Forschungsschwerpunkte: Literaturgeschichte des Hoch- und Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit; literarische Stadtimaginationen (am Beispiel Nürnbergs), Literaturcomics und Literaturverfilmungen; Chancen und Grenzen bei der Vermittlung mittelalterlicher Literatur im Unterricht, Deeper Learning im Literaturunterricht

Forschungsprojekt: ‚Nürnberg – narrative Imaginationen einer europäischen Stadt’ 

Nürnberg war nicht nur Mittelpunkt und Austragungsort zentraler Ereignisse deutscher und europäischer Geschichte, sondern avancierte im Laufe der Jahrhunderte auch selbst zum Sujet literarischer Geschichten. Die Bandbreite beginnt im Spätmittelalter und im Renaissance-Humanismus mit selbstbewussten, rühmenden Inszenierungen der Reichsstadt, erfährt mit der romantisierenden Wiederentdeckung des Mittelalters im späten 18. Jahrhundert neuen Auftrieb, erlebt ihren dunkelsten Höhepunkt dann im 20. Jahrhundert während der NS-Diktatur und mündet schließlich in eine Phase der erzählerischen Vergangenheitsbewältigung und Neujustierung des Stadtbilds nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, die noch bis in unsere Gegenwart hineinwirkt. Nürnberg gehört keineswegs in allen Epochen zu den beliebtesten Orten der Literatur - bemerkenswert ist aber, dass diese Stadt wohl als einzige im deutschen Sprachraum epochenübergreifend zum literarischen Thema mit überregionaler Bedeutung wurde.

Zwar existieren bereits mehrere Untersuchungen, die - teilweise punktuell, teilweise aber auch umfassender - die Geschichte der Literatur aus Nürnberg bzw. aus Franken untersuchen oder Nürnberg als Symbolort einer spezifisch deutschen Identität beleuchten. Eine dezidierte diachrone Betrachtung und Bewertung literarischer Werke über Nürnberg steht dagegen bislang noch aus. Im Rahmen dieses interdisziplinären Forschungsprojekts zwischen Alt- und Neugermanistik, aber auch zwischen Literaturwissenschaft und benachbarten Disziplinen wie Geschichte und Vergleichender Kulturwissenschaft soll diese Lücke geschlossen werden, indem die profiliertesten literarischen Nürnberg-Imaginationen vom Spätmittelalter bis in unsere Gegenwart eingehend erschlossen, auf intertextuelle Spuren hin untersucht, systematisiert und interpretiert werden.

Für Stadterzählungen gilt allgemein, dass sie einerseits eine vorhandene Erinnerungskultur spiegeln und tradieren, dass sie aber andererseits gerade auch maßgeblich zu deren Konstruktion, Stiftung und Manifestierung beitragen. Verschiedene Blickwinkel und Stoßrichtungen erscheinen dabei möglich: In vielen Fällen geht es darum, dass sich die Bewohner einer Stadt als Erinnerungsgemeinschaft ihrer eigenen Identität versichern und diese 'Corporate Identity' nach innen oder aber nach außen vermitteln wollen. Darüber hinaus können jedoch auch externe Perspektiven eingenommen und damit Fremdzuschreibungen vollzogen werden, wenn also ein Außenstehender über die Stadt und ihre Bewohner erzählt - als vornehmliche Adressaten kommen auch hier wieder entweder die Stadtgemeinschaft selbst oder aber Außenstehende in Betracht. Solche unterschiedlichen Perspektivierungen werden bei der Auseinandersetzung mit dem Nürnberger Beispiel maßgeblich mit zu berücksichtigen sein und bereiten möglicherweise schon ein erstes grobes Raster zur Gruppierung einschlägiger Texte vor.

Im Rahmen einer kulturwissenschaftlich ausgerichteten Auseinandersetzung mit Stadtnarrationen ist von einem möglichst weitgefassten Literaturbegriff auszugehen: Interessant sind neben Werken, die als 'Dichtung' im engeren Sinne zu verstehen sind, auch Texte, die an der Schnittstelle zwischen Fiktionalität und Faktualität stehen, z.B. Stadtchroniken, (Auto-)Biographien und das weite Feld der Reiseberichte oder Reiseführer, in denen ebenfalls mit narrativen Mitteln Stadt-Imaginationen inszeniert und transportiert werden.

In der geplanten Studie sollen nach einer umfangreichen Bestandsaufnahme und exemplarischen Auswahl relevanter Texte insbesondere folgende Fragestellungen beantwortet werden:

  1. Was wird über Nürnberg und seine Bewohner erzählt? Welche Räume, welche Personen, welche Ereignisse, Artefakte und Errungenschaften bestimmen den Erinnerungsort Nürnberg?
  2. Welche Frequenz, welche Halbwertszeit haben die erzählten Motive und ihre jeweiligen narrativen Versatzstücke? Welche Muster setzen sich in der Erinnerungskultur längerfristig durch, welche nicht, welche Muster divergieren, welche konvergieren?
  3. Wer erzählt und in welche Richtung erzählt er? Wird ein Blickwinkel von außen eingenommen oder ein interner, innerstädtischer? Wird für die Gruppe der Stadtbürger erzählt ode rfür Außenstehende? Welche Unterschiede ergeben sich je nach Richtung?
  4. Welche Funktion haben, welche Wirkung erzielen die Stadtdichtungen in ihren jeweiligen Entstehungs- und Rezeptionskontexten?

Davon ausgehend ist es ein übergreifendes Ziel, anhand der Nürnberg-Dichtungen ein Instrumentarium zur Erschließung von Stadtliteratur zu erstellen, das im Idealfall auch auf andere Städte übertragen werden kann.



  1. Fakultät für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften
  2. Institut für Germanistik

Lehrstuhl für Ältere deutsche Literatur

Dr. Michael Veeh


Gebäude PT, Zimmer 3.2.28
Telefon +49 941 943-3449
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