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Aktuelles


Spionage an Universitäten

09. Juli 2021 | von Jakob Schlag


Plötzlich steht die Polizei in der Universität, durchsucht die Diensträume und ein Mitarbeiter wird festgenommen. Die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen „Geheimdienstlicher Agententätigkeit“, wofür § 99 StGB bis zu fünf Jahre Haft vorsieht.


Dieses Szenario klingt nach einer fernen Spionagegeschichte. Am 18.06.2021 wurde es an der Uni Augsburg jedoch Realität. Einem 29-jährigen wissenschaftlichen Mitarbeiter wird vorgeworfen, seit Anfang Oktober 2020 für den russischen Geheimdienst dienstliche Informationen zu beschaffen. Zwischen Oktober 2020 und Juli 2021 soll er sich drei Mal mit einem Mitarbeiter des russischen Auslandsgeheimdiensts getroffen haben. Zwei Mal soll er dabei Informationen aus seinem Forschungsbereich herausgegeben und Bargeld angenommen haben. Der festgenommene Nachwuchswissenschaftler ist russischer Staatsbürger, hat aber bereits seinen Master an der Uni Augsburg erworben. Sein Forschungsfeld betrifft Faserverbund-Werkstoffe und ist am Institut für Materials Ressource Management angesiedelt. Solche Grundlagenforschung mag zwar für die breite Öffentlichkeit wenig interessant erscheinen, die Forschungsergebnisse lassen sich jedoch auch für Fahrzeuge und Flugzeuge und damit auch militärisch nutzen.


Dr. Michael Kilchling, Experte für Wirtschafts- und Wissenschaftsspionage, erklärt im Zeit-Interview, dass dies kein Einzelfall sei. Es komme lediglich selten vor, dass ein solcher Fall an die Öffentlichkeit dringt. Viele Geheimdienste, aber auch private Akteure versuchen an Universitäten Informationen auszuspähen, die für das Militär oder Unternehmen nützlich sein könnten. Als besonders interessant nennt er unter anderen die Fachbereiche Physik, Chemie und Biotechnologie. In anderen Ländern gebe es daher auch deutlich stärkere Sicherheitsmaßnahmen. Beispielsweise ist in China der Zugang zu Universitäten nur mit Ausweis möglich und mit einer Taschenkontrolle muss am Eingang jederzeit gerechnet werden. In Frankreich gibt es sogar eine eigene Wirtschaftskriegsschule, die „École de guerre économique“ in Paris.


Als einfachste Maßnahme zum Schutz gegen Angriffe, sollte insbesondere darauf geachtet werden, wer worauf Zugriff hat. Studentische Hilfskräfte und Praktikanten sollten ausschließlich auf streng begrenzte Speicherbereiche zugreifen dürfen, auch wenn dies einen organisatorischen Mehraufwand bedeutet. Keinesfalls sollte hier ein Vollzugriff auf das gesamte Netzwerk gegeben werden. Auch die Ausrüstung an Hardware und Software sollte auf dem aktuellsten Stand gehalten werden. Unbedingt zu vermeiden ist zudem eine Weitergabe von persönlichen Zugangsdaten an Dritte, egal ob innerhalb oder außerhalb der Universität.


Quellen:
Benjamin Hindrichs in zeit.de: „Das passiert nicht nur in Spionagefilmen“. 26.06.2021.

Eva Maria Khab und Leonhard Pitz: „Spionierte ein Russe Raumfahrttechnologie aus?“ Augsburger Allgemeine. 22.06.2021. Erreichbar im UR-Netz via pressreader.com.

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