„Die Berufung ist ein Coup“
Mit Prof. Dr. Ferdinand Kuemmeth kommt ein weltweit führender Forscher an die UR
17. September 2024
Prof. Dr. Ferdinand Kuemmeth wurde am Montag, 16. September, zum W3-Professor für Experimentelle Physik an der Universität Regensburg ernannt. Prof. Kuemmeth tritt damit die Nachfolge von Prof. Dr. Dieter Weiss an, der nach fast 30 Jahren an der Universität Regensburg im April in den Ruhestand verabschiedet wurde.
Prof. Kuemmeth war im Rahmen des offenen internationalen Findungsverfahrens die erste Wahl und lehnte während der Verhandlungen mit der Universität Regensburg einen Ruf an eine hochrenommierte US-amerikanische Universität ab.
„Die Möglichkeit, komplexe Apparaturen umzuziehen und ein Labor neu aufzubauen, bietet sich einem Experimentalphysiker nur selten. Alles muss passen, von der Technik zur Verwaltung zu den Kollegen und spannenden Forschungsperspektiven. Auch eine gewisse Risikobereitschaft, welche zum wissenschaftlichen Fortschritt bei allen Beteiligten immer mit dazugehört“, erläutert der neuberufene Festkörperphysiker. Die Universität Regensburg habe laut Professor Kuemmeth immer wieder gezeigt, dass sie erstklassige Lehr- und Forschungsbedingungen umsetzen kann, insbesondere auch in der Physik, und die resultierende Spitzenforschung spreche für sich. „Nach mehr als 20 Jahren im Ausland freue ich mich mächtig darauf, in Regensburg meine Erfahrungen einbringen zu können“, so der Physiker.
„Die internationale Berufung von Prof. Dr. Ferdinand Kuemmeth ist ein besonderer Erfolg für die Universität Regensburg“, erklärt Prof. Dr. Udo Hebel, Präsident der Universität Regensburg. „Sein Wechsel vom Niels-Bohr-Institut in Kopenhagen zu uns unterstreicht die Attraktivität der UR als Standort für exzellente Wissenschaft.“
Prof. Dr. Ferdinand Kuemmeth (re.) erhält seine Berufungsurkunde von Universitätspräsident Prof. Dr. Udo Hebel. © Julia Dragan
„Prof. Kuemmeth ist ein führender Experte im Bereich Quantentechnologie. Im Rahmen des laufenden Antrags für den Exzellenzcluster „Center for Chiral Electronics“, der gemeinsam mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Freien Universität Berlin gestellt wurde, bringt Prof. Kuemmeth seine Expertise zu hybriden Quantenpunkten ein. Diese werden potenziell die Realisierung einer neuartigen Plattform für besonders geschützte elektronische Schaltkreise erlauben“, erläutert Prof. Dr. Christoph Strunk, Institut für Experimentelle und Angewandte Physik der Universität Regensburg.
„Mit Prof. Dr. Ferdinand Kuemmeth wird die Fakultät für Physik der UR durch einen weltweit führenden Forscher mit umfangreicher Expertise in der experimentellen Quantentechnologie nachhaltig gestärkt. Seine Fähigkeit, exzellente Grundlagenforschung im Bereich der Festkörperphysik mit erfolgreichem Wissenstransfer in die Industrie zu kombinieren, eröffnet neue Entwicklungsmöglichkeiten für den Schwerpunkt ´Physik der Nanostrukturen´ an der UR“, ist sich auch Prof. Dr. Sascha Schäfer, Vorsitzender der Berufungskommission, sicher.
„Die Berufung von Herrn Kuemmeth ist ein Coup,“ stellt auch Prof. Dr. John Lupton, Dekan der Fakultät für Physik, fest. „Seine Forschungsausrichtung fügt sich perfekt in die langjährige Strategie der Fakultät ein und eröffnet weitere Anknüpfungspunkte an landesweite Initiativen wie dem Munich Quantum Valley. Es ist sehr ungewöhnlich, dass ein solch bedeutender Lehrstuhl innerhalb nur eines Semesters neu besetzt werden kann: ein klares Zeugnis des zielstrebigen Zusammenwirkens zwischen Fakultät, Universität und Land, mit der die UR in der Weltspitze mitspielen kann.“
Über Prof. Dr. Ferdinand Kuemmeth
Prof. Dr. Ferdinand Kuemmeth hat Physik an der Universität Augsburg sowie mit Unterstützung eines Fulbright-Stipendiums an der Cornell University in den USA studiert. Im Jahr 2008 promovierte er in der Gruppe von Professor Dan Ralph an der Cornell University mit einer experimentellen Arbeit zur Spin-Bahn-Wechselwirkung in Kohlenstoffnanoröhren und Goldquantenpunkten. Nach seiner Promotion forschte Prof. Kuemmeth von 2008 bis 2012 als Postdoktorand und später als Research Associate in der Gruppe von Professor Charles Marcus an der Harvard University. Im Jahr 2012 übernahm er eine Associate Professur am Niels-Bohr-Institut der Universität Kopenhagen – quasi der Wiege der Quantenmechanik – und ist dort seit 2022 Full Professor für Experimentelle Physik der kondensierten Materie.
Prof. Kuemmeths aktuelle Forschungsinteressen umfassen die Kontrolle von Spin-Qubits in Halbleiterquantenpunkten, die Verbindung von Spin-Bahn-Wechselwirkung und Supraleitung in topologischen Supraleitern sowie die Entwicklung von Hochfrequenzelektronik bei tiefen Temperaturen zur Realisierung analoger Quantensimulatoren. In den vergangenen Jahren sicherte sich Prof. Kuemmeth zahlreiche hochkompetitive Drittmittelprojekte, darunter einen prestigeträchtigen ERC Synergy Grant. Er ist Autor und Koautor von mehr als 55 Publikationen, von denen viele in hochrangigen Fachzeitschriften erschienen sind, und ist Miterfinder von mehr als zehn Patentanträgen. Zudem gründete er 2016 das Technologie-Startup QDevil, das sich auf Tieftemperaturelektronik spezialisiert hat und 2022 von der Firma Quantum Machines übernommen wurde. Diese äußerst erfolgreiche universitäre Ausgründung wurde 2024 von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft mit dem Technologietransferpreis ausgezeichnet.
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