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Presse

Genderbilder, „Sonne im Überfluss“ und Tauschen als kulturelle Praxis

Absolventenzeitschrift ForAP zeigt große Bandbreite der Forschungsthemen


22. Juli 2019 | von Margit Scheid

Damit vielversprechende Abschlussarbeiten von Bachelor-, Master- und Lehramtsstudierenden nicht ungelesen und unbeachtet im Archiv verstauben, hat die Fakultät für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften im Jahr 2018 die Absolventenzeitschrift „ForAP“ ins Leben gerufen. Am 19. Juli 2019, zur Absolventenfeier der zahlenmäßig größten Fakultät an der Universität Regensburg, erschien nun die zweite Ausgabe der Zeitschrift.

Elf Beiträge aus sechs Instituen

Im aktuellen Jahrgang sind elf Beiträge versammelt, die Einblick in die Bandbreite der Studieninhalte und Forschungsschwerpunkte der Fakultät geben: Im Bereich Europastudien werden Frauenbilder in der spanischen Schaumweinwerbung in den Blick genommen und das transnationale Praktikum in der Berufsausbildung qualitativ untersucht. Die Vergleichende Kulturwissenschaft fragt nach kulturellen Praxen im Zusammenhang mit Kleidertauschpartys und wirft einen Blick auf die Inszenierung mallorquinischer Badestrände in Reisekatalogen der 1960er bis 1970er Jahre. Im Bereich der Literaturwissenschaften geht es um literarische Inseldarstellungen vom Mittelalter bis in die Gegenwart, den Einfluss von Freuds Theorien auf Erzählungen von Arthur Schnitzler, um die politische Dimension in Zuckmayers Volksstücken, um Rainer Maria Rilke und die russische Soundscape und um die Darstellung Sowjetrusslands bei Walter Benjamin und Oskar Maria Graf. Die aufgenommenen sprachwissenschaftlichen Beiträge behandeln zum einen die soziale Praxis der sprachlichen Diskriminierung, zum anderen die Entwicklung von der Virgel zum Komma als satzinternes Markierungszeichen bzw. Interpunktionsmittel im 18. Jahrhundert.



ForAP bringt nur "sehr gute" Beiträge

So unterschiedlich die Themen sind, eines haben sie gemeinsam: Die den Beiträgen zugrundeliegenden Abschlussarbeiten wurden alle mit der Note „sehr gut“ bewertet. Denn eine exzellente Bewertung ist Voraussetzung für eine Veröffentlichung in der Absolventenzeitschrift, erklärt Prof. Dr. Ralf Junkerjürgen, Professor für Romanistische Kulturwissenschaft und Herausgeber der Absolventenzeitschrift. Zweimal im Jahr bittet er seine Kolleginnen und Kollegen an der Fakultät, herausragende Abschlussarbeiten für die Veröffentlichung vorzuschlagen. Zusammen mit vier Kolleginnen und Kollegen sichtet er alle Einreichungen und bewertet, ob sie für eine Publikation geeignet sind und zu anderen Beiträgen passen. Diejenigen Arbeiten, die das mehrfache Peer-Review-Verfahren erfolgreich durchlaufen haben, werden in einem nächsten Schritt zu einem publikationsfähigen Aufsatz umgearbeitet. „Dieser Prozess ist auch für die besten Absolventinnen und Absolventen eine Herausforderung“, so Professor Junkerjürgen, „denn in der Regel sind die Studierenden mit diesem Format kaum vertraut.“

Verdichten und Kürzen als neue Schreib-Erfahrung

Stephanie Schorling ist eine der Autorinnen der aktuellen ForAP-Ausgabe, ihr Beitrag behandelt Genderbilder in der spanischen Freixenet-Werbung seit 1977. Die Verdichtung ihrer knapp 100 Seiten Masterarbeit auf einen 15-seitigen Artikel sei durchaus anspruchsvoll gewesen, sagt Schorling, sie hätte aber stets auf die Unterstützung des Herausgebers bauen können. „In meiner Masterarbeit hatte ich die Stars sowie die Markenfiguren, die Burbujas Freixenet, als Hauptfiguren und Transporteure des Markenimages in der spanischen Freixenet-Werbung untersucht“, so Schorling. „Im Artikel konzentrierte ich mich nur auf die in Deutschland unbekannten und somit für ein deutsches Publikum mutmaßlich interessanteren Burbujas.“ Neu sei für sie auch die Erfahrung gewesen, für ein breites Zielpublikum mit anderer Leseerwartung und anderem Vorwissen zu schreiben.

Absolventenzeitschrift ermöglicht wissenschaftlichen Dialog für Nachwuchsforscher

Tatsächlich stellt ForAP für die Absolventinnen und Absolventen oftmals die erste Möglichkeit dar, ihre Arbeiten einem größeren Publikum bzw. einer größeren Leserschaft zu präsentieren und damit am wissenschaftlichen Dialog teilzunehmen. Auch die Professorinnen, Dozenten und Wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen profitieren von der Absolventenzeitschrift, die ihnen Einblick in die Themen der Nachbardisziplinen gewährt und dabei helfen kann, mögliche gemeinsame Forschungsfelder aufzutun und zu bestellen. Für den Herausgeber ist es dabei nicht entscheidend, ob jeder Fachbereich durch einen Beitrag vertreten ist: „Natürlich freuen wir uns, wenn die Fakultät einigermaßen repräsentativ abgebildet wird, aber das ist kein Muss“, so Prof. Dr. Ralf Junkerjürgen. „Bei den ersten beiden Nummern haben sich zufällig verschiedene Schwerpunkte ergeben. So gab es in Nummer 1 mehrere Beiträge zu amerikanischen Themen, in der zweiten hingegen zu russischen. Solche Schwerpunkte geben der Nummer ein willkommenes Profil.“

Die Zeitschrift ForAP – Forschungsergebnisse von Absolventen und Promovierenden der Fakultät für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften der Universität Regensburg – ist voraussichtlich ab 23. Juli 2019 unter folgender URL online verfügbar: https://forap.uni-regensburg.de/index.php/slk. Wer lieber ein gedrucktes Exemplar durchblättern möchte, kann ForAP zum Preis von 19,80 Euro  als Printexemplar bestellen (bitte per E-Mail an buchbestellung.ub@bibliothek.uni-regensburg.de).


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Dr. Sabrina Beiderbeck studierte an der Universität Regensburg und der Universidad de los Andes in Mérida (Venezuela) Vergleichende Kulturwissenschaft, Romanische Philologie und Kunstgeschichte. In ihrer Dissertation untersucht sie mallorquinische Strände als Sehnsuchtsträger und Projektionsflächen kultureller Wertigkeiten in deutschen Reisekatalogen der Jahre 1956 bis 1990. „Im Zuge dieser Arbeit erkannte ich das Potenzial, das in Reisekatalogen als kulturwissenschaftliche Quelle... mehr


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Im Fokus: Stephanie Schorling über Genderbilder in der spanischen Schaumweinwerbung

Die M.A.-Absolventin Stephanie Schorling studierte Interkulturelle Europastudien an der Universität Regensburg und der Universidad Complutense in Madrid. Ihr ForAP-Beitrag „Vom prickelnden Sektbläschen zur Powerfrau: Genderbilder in der spanischen Freixenet-Werbung seit 1977“ basiert auf ihrer Masterarbeit, in der sie ihre Studienschwerpunkte – Medien und BWL – miteinander verknüpft hat. Privat habe sie sich schon länger für das Thema Gender bzw. Gendermarketing interessiert, so Schorling... mehr

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