Gina-Isabelle Henze gewinnt Digital Poster Flash
Psychologin erläutert, wie neuronale, hormonelle und psychologische Reaktionen mit akuter Stressexposition zusammenhängen
19. Juni 2020

Die Fachgruppe Biologische Psychologie und Neuropsychologie vergibt jedes Jahr im Rahmen der Fachgruppentagung Psychologie und Gehirn (PuG) der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) drei Posterpreise für Nachwuchswissenschaftler:innen. In die Begutachtung gehen dabei alle Poster ein, bei denen die Erstautorin/der Erstautor eine eigene Arbeit bis zur Qualifikationsstufe inklusive der Dissertation vorstellt. Da aufgrund der COVID-19 Pandemie die diesjährige PuG in Freiburg ausfallen musste, haben die Jungwissenschaftler:innen der Fachgruppe einen digitalen Posterblitz ins Leben gerufen. Unter zahlreichen Bewerbeungen hat ein Fachkomitee die zehn besten Beiträge ausgewählt. Diese konnten die Nachwuchswissenschaftler:innen vor kurzem online in Kurzvorträgen vorstellen. Im virtuellen Konferenzraum wurde der Beitrag von Gina-Isabelle Henze als Siegerbeitrag gekürt.
Unter dem Titel Increasing deactivation of limbic structures over psychosocial stress exposure time stellte Henze Daten aus ihrer Dissertation vor. Im dazugehörigen Paper, welches vor kurzem bei Biological Psychiatry: Cognitive Neuroscience and Neuroimaging veröffentlicht wurde, geht es um den Zusammenhang von neuronalen, hormonellen und psychologischen Reaktionen mit akuter Stressexposition. In der funktionellen Magnetresonanz Tomographie (fMRT) Studie überprüfte Henze, ob eine zeitliche Veränderungen neuronaler Reaktionsmuster während der Dauer einer psychosozialen Stressexposition stattfindet. Die Ergebnisse zeigen, dass der Anstieg des sogenannten Stresshormons Cortisol mit Reaktionen eines Netzwerks limbischer Gehirnstrukturen, wie der Amygdala, dem Hippocampus und dem medialen Präfrontalcortex, zusammenhängt. Darüber hinaus dienen die Stress-Reaktionen dieser Areale als Vorboten der Veränderung von Stimmungsparametern im Verlauf der Stressinduktion. Bemerkenswerterweise zeigten exakt dieselben limbischen Regionen zunehmende Deaktivierungen über den Verlauf des Stressinduktionsparadigmas ScanSTRESS hinweg. Diesen Expositions-Zeit-Effekt konnte Gina-Isabelle Henze zudem in der Reanalyse einer unabhängigen Stichprobe bestätigen.
Die Befunde zeigen, dass die Stress-Reaktionen von drei Aktivierungssystemen (hormonell, subjektiv und neuronal) konsistent miteinander zusammenhängen. Möglicherweise entspricht der Expositions-Zeit-Effekt limbischer Gehirnareale den Sensitivierungsprozessen. Dies könnte vor allem für die weitere Erforschung der Auswirkungen chronischen Stresserlebens ein vielversprechender Ansatz sein.
Originalpublikation:
Henze, G.-I., Konzok, J., Kreuzpointner, L., Bärtl, C., Peter, H., Giglberger, M., Streit, F., Kudielka, B. M., Kirsch, P. & Wüst, S., Increasing deactivation of limbic structures over psychosocial stress exposure time. Biological Psychiatry: Cognitive Neuroscience and Neuroimaging, in press.
DOI: https://doi.org/10.1016/j.bpsc.2020.04.002
Link zur Publikation:
Gina-Isabelle Henze
Am Lehrstuhl für Psychologie VII
Universität Regensburg
Telefon: 0941 943-5645
E-Mail: gina.henze@ur.de
- Increasing deactivation of limbic structures over psychosocial stress exposure time.
- Lehrstuhl für Psychologie VII