Studierende geben KZ-Häftlingen ihre Stimmen
27. Juli 2021
Für seinen Beitrag zur internationalen Versöhnung wird das Podcast-Projekt „Französische Stimmen zu Gehör gebracht: Zeugnisse zum KZ-Komplex Flossenbürg 1938-1945“ der Universität Regensburg mit dem Prix de l’Académie de Berlin 2021 ausgezeichnet.

Das Podcast-Projekt „Französische Stimmen zu Gehör gebracht: Zeugnisse zum KZ-Komplex Flossenbürg 1938-1945“ wird mit dem Prix de l’Académie de Berlin 2021 ausgezeichnet. © Screenshot Bastian Schmidt/UR von podcast-projekt-uni-regensburg-flossenbuerg.de
Das Podcastprojekt ist das erste Projekt, das aus dem Fonds der Universität Regensburg für Kooperationen mit der KZ-Gedenkstätte im Jahr 2018 gestartet wurde. Entstanden ist es in Zusammenarbeit mit Thomas Muggenthaler vom Bayerischen Rundfunk und der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Unter der Leitung von Professorin Dr. Isabella von Treskow, Inhaberin des Lehrstuhls für Romanische Philologie der Universität Regensburg, haben Studierende der UR in einem Hauptseminar in französischer Kultur- und Literaturwissenschaft französische Zeugenberichte von Überlebenden des KZ-Komplexes Flossenbürg übersetzt und analysiert und so das Schicksal der französischen Häftlinge im Konzentrationslager erforscht. Um die Texte und Botschaften anschließend der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wurden sie von den Studierenden in deutscher und französischer Sprache als Podcasts aufgenommen. Das Ergebnis verschafft den Lebens- und Leidensgeschichten der Insassen Gehör und ruft die Greueltaten und Verbrechen des NS-Regimes in Erinnerung.
Da alle Texte von den Studierenden selbst eingesprochen wurden, könne man „über ihre Stimmen die Stimmen aus der Vergangenheit hören“, heisst es dazu auf der Webseite des Projektes. Die zehnteilige Podcast-Reihe wird jetzt mit einem der bedeutendsten deutsch-französischen Kulturpreise, dem von der französischen Botschaft in Berlin unterstützten „Prix de l’Académie de Berlin“, ausgezeichnet.

Prof. Dr. Isabella von Treskow bei der Vorstellung des Podcastprojekts im Haus der Begegnung im November 2019. © UR
In seiner Begründung zur Preisvergabe betont die Académie de Berlin, dass das von deutschen und französischen Studierenden erstellte Projekt einen bislang unbekannten Teil der französisch-deutschen Geschichte auf der Basis französischer Zeugnisse vermittele und diesen schwierigen Teil der gemeinsamen Vergangenheit einer breiteren Öffentlichkeit näherbringe.
Die Auszeichnung wird jährlich an Personen, Institutionen oder Projekte vergeben, die auf außergewöhnliche Art und Weise zur Belebung und Vertiefung der Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich beitragen. Die Académie de Berlin verleiht den Preis am Mittwoch, den 15. September
2021 zum 14. Mal. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert. Zu den bisherigen Preisträgern gehörten unter anderem Tomi Ungerer, Stéphane Hessel, Luc Bondy und Annie Ernaux.
Die Académie de Berlin wurde 2006 gegründet und will im Sinne Voltaires den geistigen Austausch und Dialog zwischen Deutschland und Frankreich in Sprache und Kultur fördern. Vorsitzende der Académie de Berlin e. V. ist Prof. Dr. Gesine Schwan, stellvertretender Vorsitzender Ulrich Wickert und Schirmherrin die Französische Botschafterin I. E. Anne-Marie Descôtes.
Weiterführende Links
podcast-projekt-uni-regensburg-flossenbuerg.de/#projekt
www.academie-de-berlin.de/prix
ANSPRECHPARTNER FÜR MEDIEN
Prof. Dr. Isabella v. Treskow
Universität Regensburg - Institut für Romanistik
Lehrstuhl für Französische und Italienische Literatur- u. Kulturwissenschaft
Tel.: 49-(0)941-943-3373
E-Mail: Isabella.von-Treskow@sprachlit.uni-regensburg.de