Methode und Schwerpunkte
Methode
Zunächst erheben wir durch digitale Umfragen grundlegende Informationen, die ausgewertet und aufbereitet werden. Diese Daten ermöglichen einen ersten Überblick über die vielfältige Regensburger Migrationsgeschichte. Migrant*innen, die gerne noch mehr erzählen wollen, werden in leitfadengestützten Interviews befragt.
So soll nach und nach eine Sammlung "Regensburger Migrationsgeschichten" entstehen, die dann in verschiedenen Formen veröffentlicht wird.
Thematische Schwerpunkte
Das Projekt verfolgt einen sprachwissenschaftlichen Fokus, sodass folgende Punkte von besonderem Interesse sind:
- Spracherwerb und Sprachaneignung vor, während und nach der Migration
- Die Rolle von Sprache bei der Integration
- Erfolge und Herausforderungen im Spracherwerb
- Mehrsprachigkeit im Alltag
Projektgruppe
Projektgruppe
Die Projektgruppe bilden Studierende des Seminars "Regensburger Migrationsgeschichten", die sich zusammen gefunden haben, um sich gemeinsam mit Rupert Hochholzer auch nach Abschluss des Seminars in der Forschung zum Thema Regensburger Migrationsgeschichten zu engagieren.
- Johanna Biberger
- Marie-Christin Dotzler
- Ariel Gelfo
- Rupert Hochholzer
- Annett Reisinger
- Veronika Schneider
- Moatasam Yunes (seit Herbst 2021)
Kontakt: r.migrationsgeschichten@gmail.com
Mitarbeit am Projekt
Mitarbeit am Projekt
Du möchtest dich gerne engagieren und am Projekt mitarbeiten?
Dafür brauchst du:
- Interesse am Thema
- etwa 1 Stunde Zeit / Woche
Mögliche Aufgaben im Projekt sind:
- Fragebögen erstellen
- Umfrage-Links verschicken
- Interviews durchführen
- erhobene Daten aufbereiten, ansprechend darstellen, auf eine Internetseite stellen
Ansprechpartner bei Interesse:
Marie-Christin.Dotzler@stud.uni-regensburg.de
Informationsflyer zur Mitarbeit am Projekt
Teilnehmen an Umfrage/Interview
Teilnehmen
Sie wohnen in Regensburg und sind in einem anderen Land geboren?
Sie wollen Ihre Geschichte erzählen?
Unter diesem Link können Sie an der Online-Umfrage teilnehmen.
Wenn Sie sich am Ende der Umfrage dazu bereit erklären, ein Interview mitzumachen und uns Ihren Kontakt hinterlassen, können wir uns bei Ihnen melden.
Wir freuen uns auf Ihren Beitrag!
Flyer zur Teilnahme an der Umfrage
Erste Ergebnisse
Erste Ergebnisse
Hier finden Sie die ersten Ergebnisse der Online-Umfrage.
Bis zum 15. Dezember 2021 haben 111 Personen teilgenommen.
Grund für die Migration
Das Diagramm zeigt einen ersten Überblick darüber, aus welchen unterschiedlichen Gründen die bislang 111 Teilnehmenden nach Regensburg migriert sind.
Herkunftsland und Muttersprache
Unter den Teilnehmenden an der Umfrage, die 42 verschiedene Herkunftsländer angeben, zeigt sich bereits eine sehr große und bunte Bandbreite an verschiedenen Muttersprachen, die in Regensburg vertreten sind.
Die Tatsache, dass die Anzahl der angegebenen Muttersprachen die Teilnehmerzahl übersteigt, erklärt sich dadurch, dass einige Teilnehmende mehr als eine Muttersprache angegeben haben.
Muttersprache ist ein Ausdruck, der in der Mehrsprachigkeitsforschung aufgrund seiner definitorischen Unschärfe in der Regel vermieden wird. Welche Sprache gibt zum Beispiel jemand als Muttersprache an, der von Geburt an bilingual aufgewachsen ist bzw. in seiner frühen Kindheit eine weitere Sprache erlernt hat, die er heute unter Umständen besser beherrscht als seine Erstsprache? Sollte man außerdem als Muttersprache immer diejenige Sprache bezeichnen, der man sich emotional am nächsten fühlt, oder sich nur auf sein Sprachniveau beziehen? Wie man anhand dieser Beispiele sieht, gibt es eine Vielzahl von Unklarheiten, die der Begriff Muttersprache mit sich bringt.[1] Für diese Umfrage wurde jedoch dennoch mit diesem Ausdruck gearbeitet, da er in der Umgangssprache wesentlich präsenter ist als wissenschaftliche Termini wie „Erstsprache“ oder „Herkunftssprache“ und somit für eine erste Datenerfassung, die ja auch dazu dient, potentiell an einem Interview interessierte Migrant:innen anzuwerben, ausreichend ist. Dies bedeutet allerdings auch, dass allein auf Basis der Antworten auf diese Frage nur sehr wenig über die tatsächlichen Sprachkenntnisse, das Verhältnis der Sprechenden zu der von ihnen als Muttersprache bezeichneten Sprache und die Gefühle, die die Sprecher mit der Sprache verbinden, gesagt werden kann. Zu diesen Aspekten werden erst die qualitativen Interviews mehr Erkenntnisse liefern.
(Marie-Christin Dotzler)
[1] Mehr Informationen zur Problematik des Terminus Muttersprache finden sich z.B. bei Brehmer, Bernhard/Mehlhorn, Grit (2018) Herkunftssprachen. Tübingen: Narr Francke Attempto (insbesondere Seite 22).
Deutschkenntnisse bei der Einreise
Lediglich eine deutliche Minderheit der Teilnehmenden verfügte bereits vor ihrer Einreise nach Deutschland über Deutschkenntnisse (sehr gut oder gut). Mehr als zwei Drittel der Personen kamen mit wenigen (ca. 28 %) bzw. keinen (ca. 41 %) Kenntnissen der deutschen Sprache hier an und mussten sich diese erst im Zielland erarbeiten.
Alter bei Einreise
Das Diagramm zeigt, dass das Alter der Personen bei ihrer Einreise nach Deutschland ganz unterschiedlich war. Angaben über das Alter bei der Einreise wurden zwischen einem und 47 Jahren gemacht, ein Großteil der Personen (ca. 66 %) ist im Alter zwischen 19 und 30 Jahren eingereist.
Arbeit im Herkunftsland und Anerkennung der Berufsabschlüsse
Von den 110 Teilnehmenden haben knapp 60 % in ihrem Herkunftsland bereits gearbeitet. Etwas mehr als die Hälfte davon gibt an, dass ihr Berufsabschluss in Deutschland nicht anerkannt wird. Sie dürfen also trotz Abschluss und Berufserfahrung nicht in ihrem Beruf arbeiten, ohne erneut eine Ausbildung zu beginnen.
Die Anerkennung von ausländischen Bildungs- und Berufsabschlüssen stellt eine große Hürde für Eingewanderte dar. Trotz der Vereinfachung der Verfahrensweise, die mit der Veränderung des Anerkennungsgesetzes im Jahr 2012 einhergeht, stellt ein Antrag zur Anerkennung eines mitgebrachten Abschlusses nach wie vor einen hohen Aufwand dar und nimmt viel Zeit in Anspruch. Die eingereichten Berufsabschlüsse werden mit den entsprechenden deutschen verglichen und als voll gleichwertig, teilweise gleichwertig oder nicht gleichwertig bewertet. Für reglementierte Berufe, unter die zum Beispiel Berufe im Gesundheitswesen fallen, kann eine Ausgleichsmaßnahme auferlegt werden. [1]
Laut einer amtlichen Statistik wurden im Jahr 2015 immerhin 62,9 % der nichtreglementierten Berufe und 77,8 % der reglementierten Berufe anerkannt. 3,4 % bzw. 2,4 % fanden keine Anerkennung.
Die Problematik der Berufsanerkennung bei Eingewanderten ist inzwischen in der Politik sehr präsent und es wird nach Lösungen gesucht. Es werden immer mehr Online-Portale erstellt, die auf verschiedenen Sprachen bei der Antragstellung helfen, und das Fachkräfteeinwanderungsgesetz des 1. März 2020 räumt auch Eingewanderten aus Drittstaaten mehr Rechte und Möglichkeiten ein.[2]
(Johanna Biberger)
[1] vgl. https://www.bibb.de/datenreport/de/2017/64012.php (zuletzt aufgerufen am 14.10.21, 14:57 Uhr).
[2] vgl. https://www.stmas.bayern.de/berufsbildung/anerkennung-ausland/ (zuletzt aufgerufen am 14.10.21, 15:15 Uhr).
Interviewbereitschaft
Das Diagramm zeigt die große Bereitschaft, über die allgemeinen Fragen hinaus noch mehr über die persönliche Migrationsgeschichte zu erzählen. Wir freuen uns sehr darüber und sind auf die Ergebnisse der Interviews gespannt.