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Spätmittelalterliche Messbücher | GRK-Forschungskolloquium

Vortrag von Innocent Smith, op im GRK-Forschungskolloquium

Spätmittelalterliche Messbücher im metropolitanen Kontext

Am 30.10 kamen Trägerkreis, Betreuer/innen, Graduierte und Interessierte zusammen: im GRK-Kolloquium um 16 Uhr c.t. präsentierte unser assoziierter Doktorand Innocent Smith, op im Sitzungssaal Theologie sein Dissertationsprojekt “Doers of the Word: Bible Missals and the Celebration of the Eucharist in the 13th Century”. Smiths Studie widmet sich einer Analyse von spätmittelalterlichen Messbüchern primär (süd)westeuropäischer Provenienz, die vergleichende Einblicke in die liturgische Praxis vormoderner Großstädte und verschiedener Ordensgemeinschaften sowie kodikologische Erkenntnis zum Entstehungskontext dieser Missalia verspricht.

Innocent Smith vertiefte die Impressionen seiner Überblickspräsentation vom 5. Juni 2019, indem er den Kollegiat/inn/en inhaltlich-fachliche Aspekte und transdisziplinäre Anknüpfungspunkte seines Dissertationsprojekts näherbrachte.

Missalia waren und sind zur Feier einer ordnungskonformen Heiligen Messe nach dem römisch-katholischen Ritus von zentraler Bedeutung für Priester und Gemeinde: sie enthalten neben Bibeltexten (oder -verweisen) in diverse Rubriken unterteilte Formulare für den einheitlichen Ablauf des Gottesdienstes – sowohl für dessen gleichbleibende Bestandteile, als auch für jene Abschnitte, die gemäß des Jahreskreis- und Heiligenkalenders oder bestimmten Anlässen folgend (z.B. Taufe oder Begräbnis) wechseln, mit den passenden Gebete, Lesungen und Gesängen. Messbücher variier(t)en historisch durchaus in ihrer jeweiligen Ausgestaltung, worauf Smiths besonderes Augenmerk bei seiner Beschreibung und Analyse von Missalia aus dem 13. Jahrhundert liegt.

Unter Gesichtspunkten des Forschungsprogramms im GRK 2337 „Metropolität in der Vormoderne“ relevant ist das, weil die Entwicklungsgeschichte der Missalia eng mit der geographisch breit gestreuten und relativ schnell erfolgten Verbreitung der Mendikantenorden in europäischen (Groß-)Städten am Übergang vom Hoch- zum Spätmittelalter verknüpft ist. Dadurch eröffnen sich Fragenkomplexe nach dem Transfer von Wissen, buchhandwerklichen Technologien und religiös-kultureller Praxis zwischen vormodernen Metropolen, etwa am Beispiel der Ausbreitung des römischen Ritus. Verglichen werden kann beispielsweise zudem die Bibelrezeption in unterschiedlichen Orden und Orten, oder in kunsthistorisch-kodikologischer Hinsicht der konkrete Entstehungsprozess der Manuskripte und ihrer Ausstattung in Städten wie Paris oder Oxford.

Gefolgt von einer engagierten Diskussion hat Innocents Smiths Vortrag den Horizont der GRK-Miktglieder zur Entstehung und zur Untersuchung von Messbüchern im spätmittelalterlichen urbanen Kontext definitiv erweitert.


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Metropolität in der Vormoderne

DFG-GRK 2337

Sprecher

Prof. Dr. Jörg Oberste

St-grk 2337
Wissenschaftl. Koordination

Dr. Arabella Cortese

Kontakt und Homepage

Arabella.Cortese@ur.de

https://go.ur.de/metropolitaet