Eine „Hülle für die Vernunft“?
Witz, Komik und Humor der Baukunst in historischer und philosophischer Perspektive
1732 Betonpfähle (Elbphilharmonie), 33.000 Tonnen Baustahl (Flughafen Dubai), 2.300.000 Steinquader (Cheopspyramide) – und kein Körnchen Salz? Ist die geradezu erschreckende Humorlosigkeit, mit der schon Vitruv in der Antike fantastische Malereien aburteilte, Grundprinzip der Baukunst geblieben? Bis heute sind Texte zum Komischen in der Architektur jedenfalls eine Seltenheit, und auch umgekehrt stellt die Baukunst kein Thema der Humor studies dar. Ein Umweg über Philosophie und Geschichte kann helfen, um die Begriffe Witz, Komik und Humor herum ein Forschungsfeld aufzuspannen. Als Orientierungspunkte dienen dabei die klassischen Prinzipien von Inkongruenz, Überlegenheit und Entlastung, zusätzliche Kategorien leiten zu weiteren Feldern über: Der Spott zu Sanktion und Kontrolle, das Groteske zum Grauenerregenden, der Humor zu Ethos und Weltweisheit. Es gilt zudem, die historischen Dimensionen dieser Kategorien zu erfassen und mit der Entwicklung der Baukunst in Bezug zu setzen. Klassische Manifestationen des Komischen in der Architektur umfassen so unterschiedliche Phänomene wie die Ironie der Postmoderne (vgl. Emmanuel Petit), die Paradoxien des Manierismus, das Spiel mit dem Zynismus bei Johnson oder Koolhaas, die Follys in der Gartenkunst, Baukunst in der Karikatur (vgl. Gustav Peichl) oder auch eine ornamentale Umdeutung von Raum und Tektonik. Lässt sich die Architektur also doch definieren wie es Kant in der Anthropologie 1798 bereits für den „gründlichen Witz“ vorschlug – als „Hülle für die Vernunft“? Die Tagung wird von Julian Jachmann (Universität Regensburg) und Petra Lohmann (Universität Siegen) veranstaltet und von der Regensburger Universitätsstiftung Hans Vielberth sowie der Universität Siegen gefördert.
Eintritt frei. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.
Veranstaltungsort
Vielberth-Gebäude H 25
Informationen/Kontakt
Prof Dr. Julian Jachmann
Kunstgeschichte
Fakultät PKGG