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Handlungsfelder

Sammlung von Wildpflanzensaatgut oder Sporen

Das Sammeln von Saatgut und dessen Einlagerung ist der erste Schritt des Ex-Situ-Schutzes von Wildpflanzenarten. Wir arbeiten dabei eng mit den Naturschutzbehörden zusammen, da viele Wildpflanzen geschützt sind oder in Schutzgebieten wachsen.

Alle für die Einlagerung von Saatgut erforderlichen Schritte erfolgen unter Berücksichtigung hierfür entwickelter Standards

Sammelanleitung Kurzfassung

Sammelbogen zur Datenerfassung


Saatgutaufbereitung und Einlagerung

Für die Lagerfähigkeit spielt der Erntezeitpunkt eine entscheidende Rolle. Die Qualität des Saatguts ist am besten, wenn es in reifem und trockenem Zustand geerntet wird. Das unaufgereinigte Saatgut kommt in Papiertüten an und wird in Handarbeit von Frucht- und Pflanzenresten befreit. In Abhängigkeit der Art, werden hier ganz unterschiedliche Methoden eingesetzt. Das Saatgut wird anschließend in Papiertüten portioniert und weiter getrocknet.

Haben die Samen eine Restfeuchte von unter 15% rel. Gleichgewichtsfeuchte, können diese in Alutüten gegeben, vakuumversiegelt und bei -18°C eingelagert werden. Dies betrifft nur trocknungsresistente Arten. Es wird davon ausgegangen, dass das Saatgut mehrere Jahrzehnte ohne größere Qualitätseinbußen eingelagert werden kann.

Ein Teil des Saatguts geht in die Qualitätsprüfung und wird nicht eingelagert.

Weitere Informationen s. Technical information sheets, Kew


Qualitätsprüfung von Saatgut

In Regensburg werden standardisierte Qualitätstest an Saatgut durchgeführt. Dazu orientieren wir uns an den Methoden der ISTA (International Seed Testing Association, Schweiz) bei der Ermittlung des Tausendkorngewichts und der Keimfähigkeit von Saatgut.

Darüber hinaus werden Röntgenbilder des Saatguts gemacht, um die Anzahl an gefüllten Samen zu bestimmen und dadurch berechnen zu können, wie viele Pflanzen aus einer definierten Saatgutmenge erhalten werden können. Es ist das einzige an einer Deutschen Universität hierfür eingesetzte Röntgengerät. Die Röntgenaufnahme deckt außerdem Fraßschäden auf (s. Bild Spitzwegerich und Graue Skabiose).

Spitzwegerich (Plantago lanceolata) mit Fraßschaden, abgebildet mit 10 mm Referenzstab © Judith Lang

Graue Skabiose (Scabiosa canescens) ©Judith Lang

Vorausgesetzt für den Erhalt von Pflanzen aus Samen sind die bekannten Keimungsbedingungen. Für viele Wildpflanzenarten sind diese noch nicht bekannt. Ziel ist es für alle eingelagerten Pflanzenarten Bedingungen zu beschreiben, die zu einer Keimung führen. Dafür ist eine breite Variabilität an Temperatur, Licht, Wasserverfügbarkeit und Sauerstoffgehalt bei der Durchführung von Keimversuchen unter Laborbedingungen notwendig. Liegt zusätzlich eine Dormanz vor (Baskin, C. 1998), sind noch weitere Behandlungen erforderlich, die zu einer Keimung führen. Das können beispielsweise eine Stratifikation, Skarifikation oder Phytohormonbehandlung, u.a. sein. Die Keimungstests sind standardisiert und werden statistisch ausgewertet. Wird keine Keimung bei einer Art unter bestimmten Bedingungen erreicht, wird abschließend ein Lebensfähigkeitstest mittels Tetrazolium an den Samen durchgeführt.

In den Handbüchern und Broschüren der einzelnen Projekte findet sich eine Zusammenfassung der Keimungsanleitungen (Handbuch WEL, Broschüre Bayern Arche), sowie Kulturansprüche der Verantwortungsarten auf der Homepage des WIPs-Projektes

Als Beispiel für eine erfolgreiche generative Vermehrung eines heimischen Farns unter sterilen Bedingungen wird der Rippenfarn angeführt:

Rippenfarn (Blechnum spicant): Sporen, in-vitro vermehrt auf Keimungsmedium


Literatur:

Baskin, C.C. & Baskin, J.M. (1998): Seeds. Ecology, Biogeography and Evolution of Dormancy and Germination. San Diego: Academic Press.

ENSCONET (2009) Curation protocols & recommendations.

ISTA (2020): International rules for seed testing.


Erhaltungskulturen

Erhaltungskulturen sind ein weiterer wichtiger Bau-Stein um gefährdete Wildpflanzen ex-situ zu sichern. Es werden Nachzuchten von Wildpopulationen unter Berücksichtigung der jeweiligen Standortbedingungen im Botanischen Garten Regensburg kultiviert, die auch besichtigt werden können (Homepage BG Regensburg).

Für Erhaltungskulturen von Wildpflanzen wurden Standards im Projekt WIPs-De erstellt.

Standards für Erhaltungskulturen des WIPs-Projektes


Ansiedlungen

Als weitere Maßnahme im botanischen Artenschutz können Ansiedlungen durchgeführt werden. Dabei werden aus eingelagertem Saatgut Pflanzen angezogen und nach Genehmigung der zuständigen Behörden an geeigneten Standorten wieder ausgebracht. Dabei ist eine Reihe von Vorgaben zu beachten:

Leitlinien zur Ansiedlung gefährdeter Wildpflanzen des WIPs-Projektes


Bildungsarbeit - Angebote für Schulen, Gruppen etc.

Die Saatgutbank Regensburg bietet Möglichkeiten der Weiterbildung (z.B. Ausbildung zum Artenschutzbotschafter) und gibt im Rahmen von Führungen (für Schulklassen und Gruppen) im Botanischen Garten  oder im Institut für Pflanzenwissenschaften Einblicke in die Arbeitsweise und den Nutzen von Saatgutbanken.

Flyer Bildungsarbeit 2024



Saatgutbank Regensburg - Kontakt


Projektleitungen
Prof. Dr. Peter Poschlod
Prof. Dr. Christoph Reisch

Saatgutlabor
Dipl.-Ing. agr. Univ. Judith Lang 
Email: judith.lang@ur.de
Tel. 0941-943-3133

Bearbeitung aktuelles Projekt WIPS-DE
Dr. Daniela Listl, Dr. Lina Begemann, Dipl.-Ing. Judith Lang
Email: wips@ur.de
Tel. 0941-943-3124