Fachliche Bildung in einer digitalen Welt erfordert Kompetenzen, die über das Suchen, Aufbewahren, Kommunizieren, Kooperieren (KMK 2016) hinaus auch fachlich konturiert sind. Im Lichte einer von digitalen Techniken durchdrungenen Lern-, Lebens- oder Arbeitsumgebung sind damit spezifische Anforderungen und ein veränderter Bildungsauftrag des Fachunterricht verbunden.
Fachliche Inhalte und Methoden verändern sich im Zeichen der Digitalisierung. Digitale Techniken haben neue quantitative und qualitative Optionen zur Folge. Die Analyse großer Datenmengen (Big Data) geht mit veränderten Techniken der Erschließung einher. Zugleich werden Erkenntnisse generiert, deren Charakter im Grundsatz vom Tradierten abweicht (z.B. Computersimulation anstelle von Realexperiment).
Das Angebot und die Nutzung digitaler Systeme verändern das, was im fachlichen Lehren und Lernen geschieht (Oberflä chenstruktur). Im günstigen Fall befördern sie die Realisierung einer Tiefenstruktur, die Kognition und Emotion gleicherma ßen anspricht und Bildungsprozesse vertieft.
Auch die Methoden und Inhalte der fachdidaktischen Forschung verändern sich im Lichte neuer Möglichkeiten. Automatisierte Analysen großer Textcorpora oder die Verarbeitung von Verhaltensdatensätzen von Probanden erlauben veränderte Fragestellungen und generieren entsprechende Erkenntnisse.
Die mit der Digitalisierung einhergehenden Veränderungen wirken sich auf die Schule als entwicklungsfähige Organisation aus. Kollegien stehen vor der Aufgabe, sich gegenseitig in der Erschließung neuer Möglichkeiten zu unterstützen, sich zu veränderten Formen und Wegen der Kommunikation mit Schülerinnen, Schülern und Eltern zu positionieren und ständig den Verbleib bei Bewährtem und Tradiertem gegen den Übergang zu Neuem und noch Unbekanntem abzuwägen.
Auch die fachbezogene Lehrerinnen- und Lehrerbildung vollzieht sich in einer digitalisierten Welt. Angehende Lehrkräfte sollen zu emanzipierten Mitgestaltern der Transformation von Unterricht und Schule herangebildet werden. Damit ergeben sich veränderte Anforderungen an die Formen und Konzepte fachdidaktischer Lehrerinnen- und Lehrerbildung.
Auch außerhalb von Schulen wird und wurde stets fachbezogen und fachübergreifend gelernt. In tradierten Konzeptionen zum außerschulischen Lernen ist oft an Klassenbesuche von Kultureinrichtungen gedacht, ebenso von Einrichtungen der öffentlichen Versorgung, von Wirtschafts- oder Wissen schaftsunternehmen. Hier erhalten Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrkräften Einblicke in eine Welt außerhalb ihres durch Familie, Schule und Freunde gezogenen Gesichtskreises. Digitale Techniken ermöglichen es, virtuelle Ausstellungen zu besuchen, Archive zu durchsuchen, sich mit Experten virtuell zu vernetzen. Das außerschulische Lernen wird delokalisiert, individualisiert und organisatorisch vereinfacht. Potenziell verschwimmen die Grenzen zwischen schulischen und außerschu lischen Lernmaterialien, schulische Inhalte können im günstigen Fall überzeugend gerahmt werden.