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Habituation und Erschöpfung

Gewöhnen wir uns schlechter an Stress wenn wir erschöpft sind?

In dieser Studie haben wir den Zusammenhang zwischen der berufsbedingten Erschöpfung unserer Versuchsteilnehmer und ihrer hormonellen Stressreaktion auf einen standardisierten Laborstressor untersucht. Dazu wurden gesunde Männer zwischen 38 und 59 Jahren dreimal im Abstand von einer Woche dem Trierer Sozial Stress Test (TSST) im Labor ausgesetzt. Normalerweise zeigt sich nach einer ersten Stressexposition schon bei der zweiten Testung eine starke Gewöhnung der Stressreaktion, welche sich in deutlich verringerten Cortisolreaktionen niederschlägt.

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Diesen uns bekannten Habituations-Effekt konnten wir in der Gesamtstichprobe wieder feststellen. Allerdings hing das Ausmaß an Habituation vom Grad der erlebten Erschöpfung ab, wie Auswertungen mittels Linearer Regression sowie Slope-Analysen zeigten. Während die Mehrzahl der Männer die typische Habituation in ihren Cortisolreaktionen über die drei Testungen zeigte, so ergab sich bei einer Subgruppe vielmehr eine Sensitivierung, also Steigerung der Cortisolreaktion, über die drei Stressexpositionen hinweg. Diese Subgruppe berichtete von signifikant höheren Erschöpfungswerten. Eine beeinträchtige Stress-Habituation in der hormonellen Reaktion auf einen wiederkehrenden Stressor könnte einen Zustand erhöhter Anfälligkeit für Allostatische Belastung darstellen. Das Ausbleiben der normalen Gewöhnung könnte somit ein potentieller Mechanismus darstellen, wie Erschöpfung zu einer erhöhten Vulnerabilität für gesundheitliche Beeinträchtigungen führt.

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Aus: Kudielka B.M., von Känel R., Preckel D., Zgraggen L., Mischler, K. & Fischer J.E. (2006). Exhaustion is associated with reduced habituation of cortisol stress responses to repeated acute psychosocial stress. Biological Psychology, 72:147-53.

Weitere Publikationen aus dem Habituations-Projekt

Mischler K., Fischer J.E., Zgraggen L., Kudielka B.M., Preckel D. & von Känel R. (2005). The effect of repeated acute mental stress on habituation and recovery responses in hemoconcentration and blood cells in healthy men. Life Sciences, 77:1166-1179.

von Känel R., Preckel D., Zgraggen L., Mischler, K., Kudielka B.M., Haeberli A. & Fischer J.E. (2004). The effect of natural habituation on coagulation responses to acute mental stress and recovery in men. Thrombosis and Haemostasis, 92:1327-1335.

von Känel R., Kudielka B.M., Preckel D., Hanebuth D. & Fischer J.E. (2006). Delayed response and lack of habituation in plasma interleukin-6 to acute mental stress in men. Brain, Behavior, and Immunity, 20:40-48.

von Känel, R., Preckel, D., Kudielka, B.M. & Fischer, J.E. (2007). Responsiveness and habituation of soluble ICAM-1 to acute psychosocial stress in men: determinants and effect of stress-hemoconcentration. Physiological Research, 56:627-639.


  1. Fakultät für Humanwissenschaften
  2. Institut für Psychologie

 

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