Zu Hauptinhalt springen

Mitteilungen der Universität Regensburg

Hans-Peter Riese übergibt sein Privatarchiv an die Unibibliothek

40 Ordner mit handschriftlichen Aufzeichnungen übergeben


21. September 2023

Am Dienstag, 19. September, hat der Journalist, Autor und Kunstsammler/-kritiker Hans-Peter Riese im Oberen Foyer der Zentralbibliothek im Beisein von Prof. Dr. Ernst Tamm, Vizepräsident für Forschung und Nachwuchsförderung der UR, sein privates Archiv an die Bibliothek der Universität Regensburg übergeben.

 v .li. : Dr. André Schüller-Zwierlein, Leiter der Universitätsbibliothek der Universität Regensburg, Lea Marquart, Leiterin Sachgebiet Sondersammlungen der Universitätsbibliothek,, Prof. Dr. Ernst Tamm, Vizepräsident für Forschung und Nachwuchsförderung der UR und Hans-Peter Riese, Journalist, Autor und Kunstkritiker. © Bastian Schmidt / Universität Regensburg


Riese war in seinem beruflichen Leben unter anderem Auslandskorrespondent der ARD in Prag, Moskau und Washington sowie Hörfunkchefredakteur und stv. Programmdirektor beim Hessischen Rundfunk. Zudem arbeitete Riese vierzig Jahre lang als Kunstkritiker für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Neben Manuskripten und Lebensdokumenten enthält sein Archiv vor allem umfangreiche Korrespondenz aus dem Zeitraum von den 1960er Jahren bis heute. „Es mag nicht so eindrucksvoll erscheinen“, erklärt der 83-jährige Riese in seiner kurzen Rede zur Übergabe des Archivs, „aber es sind rund 40 Ordner, unter anderem mit Briefen von alten Freunden und Gegnern oder Texte, die es bislang nicht in die Öffentlichkeit geschafft haben.“ 

Dabei ist die Handschriftensammlung des der Stadt Regensburg eng verbundenen Rieses deutlich mehr. Sie dokumentiert Rieses Freundschaften mit Künstlerinnen und Künstlern aus Deutschland und Osteuropa sowie mit namhaften Literaten und Intellektuellen, mit denen er über Jahrzehnte hinweg im Austausch stand, so zum Beispiel Barbara Klemm, Eberhard Fiebig, Richard Paul Lohse, Günther Uecker, Jan Kubíček, Jiří Kolář, Pavel Kohout oder Ota Filip. Somit hält das Archiv nicht nur wichtige Hintergründe zu den bereits in Regensburg befindlichen Sammlungen bereit. Es stellt darüber hinaus eine interessante Quelle insbesondere zur Konkreten/Konstruktiven Kunst in der BRD, zur Kunst in der Tschechoslowakei und zur zweiten russischen Avantgarde sowie zu kulturpolitischen Kontroversen, Kunstsammlungen und dem weltweiten Kunstmarkt und nicht zuletzt zu den politischen Entwicklungen (Ost-)Europas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dar.

„Nun also liegen die schriftlichen Spuren meines Lebens in der Verwahrung einer öffentlichen Bibliothek. Ich weiß nicht, ob jemals jemand in diesem Archiv arbeiten wird, ob es in irgendeiner Form der Wissenschaft hilfreich sein wird, aber ich übergebe es alles wissentlich der Wissenschaft und der Öffentlichkeit, denn vielleicht gibt es ja eines Tages doch noch etwas preis, was dann als lehrreich empfunden wird. Dieser Gedanke freut mich“, so Hans-Peter Riese. Bei der feierlichen Übergabe bedankte sich André Schüller-Zwierlein, Direktor der Universitätsbibliothek, bei Riese. „Mit der Übergabe des Archivs lädt uns Hans-Peter Riese in seine einzigartige Erlebniswelt der Osteuropäischen Politik und Kunst vor und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ein, in eine Welt die zwischen Ost und West, zwischen Journalismus und Künstlerszene fließende Übergänge jenseits aller Grenzen schafft.“ Dazu gewähre Riese mit seinem Archiv persönliche Einblicke jenseits der offiziellen Politik und der veröffentlichten Kunst. 

Hans-Peter Riese ist der Stadt Regensburg seit längerem eng verbunden. Zwei von ihm gestiftete Sammlungen befinden sich in Regensburg, die Kunstsammlung der Michaela-Riese-Stiftung im Kunstforum Ostdeutsche Galerie sowie seine seit 2018 an der Universitätsbibliothek aufgestellte Kunstbibliothek. Zuletzt schenkte er der Universitätsbibliothek 2020 eine Gipsplastik des russischen Künstlers Grisha Bruskin, seither ein Blickfang im Oberen Foyer der Zentralbibliothek. Als Journalist, aber auch als Autor, langjähriger Kunstkritiker für die FAZ, Kurator und Kunstsammler war der 1941 geborene Riese immer ein Vermittler zwischen Ost und West.
Sein bewegtes berufliches Leben, seine breiten Interessen im Bereich der zeitgenössischen Kunst, aber auch die politische Zeitgeschichte, an deren Puls er immer wirkte, werden in dem jetzt übergebenen Archiv greifbar. So war Riese als Auslandskorrespondent in Prag in den Jahren nach dem Prager Frühling, bis er 1973 ausgewiesen wurde, in Moskau in den Jahren des Zerfalls der Sowjetunion bis 1991 und in Washington während und nach dem 11. September 2001. Ziel der Universitätsbibliothek ist es nun, das Archiv für die wissenschaftliche Forschung langfristig zu erhalten und nutzbar zu machen.

Hans-Peter Riese mit der von Ihm 2020 an die Universitätsstiftung geschenkte Plastik "On the Edge" des russischen Künstlers Grisha Bruskin. © Bastian Schmidt / Universität Regensburg


Informationen/Kontakt

Dr. Stefanie Aufschnaiter
Universität Regensburg, Universitätsbibliothek
Tel.: +49 (0)941 943-3437
E-Mail: stefanie.aufschnaiter@ur.de
 

Kommunikation & Marketing

 

Anschnitt Sommer Ar- 35_