Dr. Tomer Czaczkes mit Heinz Maier-Leibnitz-Preis ausgezeichnet
UR-Wissenschaftler erhält Preis für Forschung an der Schnittstelle zwischen Verhaltensökologie und vergleichender Psychologie
26. März 2024
Der Regensburger Verhaltensökologe Dr. Tomer Czaczkes vom Lehrstuhl für Zoologie und Evolutionsbiologie der Universität Regensburg, erhält den diesjährigen Heinz Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und damit die bedeutendste Auszeichnung für early career scientists in Deutschland.
Dr. Czaczkes erhält ein Preisgeld von 200 000 Euro für seine weitere Forschungsarbeit, sowie eine 22-prozentige Programmpauschale für indirekte Projektausgaben. Insgesamt waren 2024 168 Forscher*innen aus allen Fachgebieten für die Auszeichnung vorgeschlagen worden. Lediglich vier Wissenschaftlerinnen und sechs Wissenschaftler können sich über die begehrte Auszeichnung freuen. Die Auswahl traf der zuständige Ausschuss unter dem Vorsitz des DFG-Vizepräsidenten und Biochemikers Professor Dr. Peter H. Seeberger. Verliehen werden die Preise am 4. Juni in Berlin.
„Ein bedeutender Bestandteil der Wissenschaft ist es, die Grundlagen zu schaffen, um early career scientists auf ihrem Weg möglichst gut zu begleiten. Umso schöner, wenn diese Bemühungen mit dem entsprechenden Potential zusammentreffen“, so Prof. Dr. Udo Hebel, Präsident der Universität Regensburg. „Meine ganz herzliche Gratulation gebührt daher an dieser Stelle Dr. Czaczkes, für seine herausragende Forschung und die verdiente Anerkennung seiner Arbeit.“
„Die Wissenschaftselite von morgen forscht in Bayern: Der Heinz Maier-Leibnitz-Preis ist der wichtigste Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland! Mit seiner Arbeit zu Ameisenvölkern geht Dr. Tomer Czaczkes dem Zusammenspiel von individuellen Erinnerungen und kollektiver Entscheidungsfindung auf den Grund. Nicht nur als Politiker bin ich gespannt darauf, ob weitere Ergebnisse dieser spannenden Forschung auch Aspekte des Denkens und Verhaltens von uns Menschen noch besser erklären können. Garantieren kann ich: Mit unserer 5,5 Milliarden starken Hightech Agenda Bayern schaffen wir im Freistaat auch künftig die besten Bedingungen für die besten Köpfe. Herzlichen Glückwunsch an Dr. Tomer Czaczkes und alle Beteiligten an der Universität Regensburg zu dieser besonderen Auszeichnung!“, betonte Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume.
Dr. Tomer Czaczkes wurde mit dem Heinz Maier-Leibnitz-Preis ausgezeichnet. © Alexander von Humboldt Stiftung
Privatdozent Dr. Tomer Czaczkes ist Leiter der Forschungsgruppe „Animal Comparative Economics lab“ (ACElab), wo er an der Schnittstelle der Verhaltensökologie und der vergleichenden Psychologie arbeitet. Dabei richtet er seinen Blick auf kleine Lebewesen mit komplexer Denkweise: An Ameisen und Hummeln erforscht er, wie sich das Verhalten sozialer Insekten bei der Futtersuche manipulieren lässt. Wie zum Beispiel verarbeiten Ameisen Informationen und nutzen diese strategisch? Wie nehmen sie ihre Umwelt wahr und treffen Entscheidungen? Mit fein ausgeklügelten Experimenten konnte er zeigen, dass Ameisen ihr Verhalten ändern, wenn sie aufgrund vorheriger Erfahrungen enttäuscht wurden. Andererseits sind sie „begeisterter“ von einer Nahrungsquelle, für die sie härter arbeiten mussten. Dabei zeigt sich: Soziale Insekten lassen sich ähnlich manipulieren wie Menschen – zum Beispiel Kund*innen, die versteckter Werbung ausgesetzt sind. Aktuell versucht Dr. Czaczkes unter anderem, seine Erkenntnisse für die Kontrolle invasiver gebietsfremder Ameisenarten zu nutzen.
„Es wird immer deutlicher, dass Insekten wie Ameisen und Bienen uns in vielerlei Hinsicht ähnlich sind: Sie haben Erinnerungen und Erwartungen, können sich selbst kontrollieren und verstehen ihre Welt auf komplexe Weise. Mit diesem Wissen können wir ein Feld sehen, auf dem es von Schmetterlingen und Bienen, Ameisen und Grillen wimmelt – aber nicht nur ein Feld, sondern eine wimmelnde Metropole voller Individuen“, erklärt Dr. Czaczkes. „Der Erhalt des Heinz Maier-Leibnitz-Preises ist eine Bestätigung unserer bisherigen Arbeit und gleichzeitig eine fantastische Motivation weiter auf diesem hochinteressanten und komplexen Feld zu forschen.“
Heinz Maier-Leibnitz-Preis
Der Heinz Maier-Leibnitz-Preis wird seit 1977 jährlich an herausragende Forscher*innen verliehen, die sich in einem frühen Stadium ihrer wissenschaftlichen Laufbahn befinden. Die Auszeichnung soll die Preisträger*innen, die noch keine unbefristete Professur innehaben, darin unterstützen und anspornen, ihre wissenschaftliche Laufbahn weiterzuverfolgen. Gewürdigt wird dabei nicht allein ihre Dissertation, sondern insbesondere, ob sie im Anschluss bereits ein eigenständiges wissenschaftliches Profil entwickelt haben und mit ihren Forschungsergebnissen die Fachcommunity bereichern, sodass auch in Zukunft wissenschaftliche Spitzenleistungen von ihnen erwartet werden können.
Mit der Preisrunde 2023 übernahm die DFG den Preis fest in ihr Förderportfolio, nachdem sie ihn zuvor zusammen mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vergeben hatte. Benannt ist der Preis seit 1980 nach dem Atomphysiker und früheren DFG-Präsidenten Heinz Maier-Leibnitz, in dessen Amtszeit (1974–1979) er erstmals vergeben wurde. Weiterführende Informationen zum „Heinz Maier-Leibnitz-Preis“ unter:
www.dfg.de/de/gefoerderte-projekte/wissenschaftliche-preise/leibnitz-preis
Informationen/Kontakt
Dr. Tomer J. Czaczkes
Lehrstuhl für Zoologie / Evolutionsbiologie
Universität Regensburg
Tel.: +49 (0)941/943-2996
Mobil: +49 176 344 27597
E-Mail: tomer.czaczkes@gmail.com
tomer.czaczkes@ur.de