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Forschung

Forschungsschwerpunkte


Soziologische Theorie / Allgemeine Soziologie / Gesellschaftstheorie

  • Kultur- und Gesellschaftstheorie 
  • Post- und dekoloniale Perspektiven in der soziologischen Theorie
  • Theorie des Politischen und Religiösen
  • Anthropologie und Soziologie
  • Französische soziologische Theorie von Durkheim bis heute
  • Philosophische Anthropologie

Kultursoziologie

  • Architektursoziologie

Methodologie

  • Vergleichende Methoden

Aktuelle Forschungsprojekte


PROJEKT 1: Architektonische Modi der kollektiven Existenz/Architectural Modes of Collective Existence (DFG-Projekt)

Logo DFG-Projekt


Projektbeschreibung

DFG-Projekt (seit 2019, mit Unterbrechungen)

http://gepris.dfg.de/gepris/projekt/400112452

Kurzbeschreibung: Das Projekt verfolgt eine global vergleichende Architektursoziologie. In Fallstudien zu Architekturen in China, Nordafrika und Südamerika, sowie zur europäischen Architektur der Moderne geht es darum, die gesellschaftliche Bedeutung dieser materiellen Kultur herauszuarbeiten – den Beitrag von Architekturen und Infrastrukturen zur Konstitution des Sozialen. Auf Basis des synchronen Vergleichs der in vielen Hinsichten einander entgegengesetzten architektonischen Kulturen verfolgt das Projekt auch eine diachrone Perspektive. Sichtbar werden in den Fällen die jeweiligen gesellschaftlichen Folgen kolonialer und neokolonialer Architekturpolitiken, aus Vergangenheit und Gegenwart.

Ausführlichere Projektbeschreibung:

Dem Projekt geht es um die Bedeutung von Architekturen und Infrastrukturbauten für Gesellschaft oder Kollektive, davon ausgehend, dass architektonische Kulturen Gesellschaft nicht nur noch ‚ausdrücken‘, sondern mit erzeugen – neben den Diskursen, Bildern usw., und im besonderen Bezug zum Körper. Das Forschungsprojekt besteht im Vergleich einander divergenter Architekturen – entlang der Fragen, welche sichtbare Gestalt das Kollektiv erhält, wie es eingeteilt wird, wir z.B. Geschlechterordnungen durch Architekturen mit hervorgebracht werden, wie Natur und Kultur in Bezug gesetzt werden, welche Geschichte oder kollektive Identität in der Zeit erzählt wird, wie Institutionen auf Dauer gestellt werden, welche Art von Ungleichheit architektonisch erzeugt wird.

Dazu dienen Fallstudien zu folgenden vier ‚architektonischen Modi kollektiver Existenz‘: die architektonische Kultur der europäischen Moderne, eine urban konzentrierte, Zentrum und Peripherie trennende architektonische Kultur (Gesellschaften der Städte), die im Blick auf die Avantgarde der 1920er in ihren grundlegenden Prinzipien und ihrer Gesellschaftsordnung durchsichtig wird; die architektonischen Kultur der Tuareg sowie der mongolischen Nomaden mit ihrer Priorität der Bewegung und ganz eigenen Formen sozialer Ungleichheit sowie der sichtbaren Gestalt der Kollektive (Gesellschaften der Zelte); die territoriale Struktur und Baukultur der Achuar und Shuar in Peru und Ecuador mit einer extremen Zerstreuung des Kollektivs (residentieller Atomismus); sowie die Han-chinesische Baukultur Yao Dong – eine Architektur, die sich durch eine z.T. vertikale Eingrabung in den Boden kennzeichnet (sociétés à maisons creusées, eingegrabene Gesellschaften).

Der Vergleich der vier Modi folgt methodologisch der strukturalen Anthropologie – dem symmetrischem Blick, der Enthaltung von jeder evolutionistischen Denkweise im Versuch, „so wenig Ethnozentrist wie möglich“ zu sein (Ph. Descola über Claude Lévi-Strauss).

Von diesem Vergleich – einer Matrix einander entgegengesetzter „architektonischer Modi kollektiver Existenz“ – werden historische und aktuelle Transformationen rekonstruierbar und sichtbar: die Effekte architektonischer Politik, z.B. kolonialer und neokolonialer Architektur. Im Import europäische Architektur und Infrastruktur, von Materialien, Entwurfsweisen und Formen, in der Veränderung der materiellen Gestalt und der Räume werden die Kollektive andere – das gilt für die massive Urbanisierung Zentralchinas seit den 1980ern, für die Ansiedlung der mongolischen Nomaden, für die territoriale Beschränkung der Tuareg oder für die An- und Umsiedlung der Shuar durch Missionare.


Stellenausschreibung

WissMA, 50% (TV-L EG 13) vom 01.10.24-31.12.2026 mit Gelegenheit zur Promotion. Bewerbungsfrist: 15.05.24. Alle Informationen zur Bewerbung finden Sie hier.


Tagungen zum Projekt

"Koloniale und nachkoloniale Architekturen - Transformationen von Gesellschaften", Workshop des AK Architektursoziologie/des DFG-Projektes "Architektonische Modi kollektiver Existenz"; Universität Regensburg, 11./12.09.2024.

Call: bitte hier herunterladen (bitte bis spätestens 01.03.2024)



   
PROJEKT 2: Soziologische Theorie & Kultur- und Sozialanthropologie: Kollektivbegriffe nach dem „ontological turn“


Kurzbeschreibung des Projekts

In diesem Theorieforschungs- und Publikationsprojekt geht es um eine Kultur- und Gesellschaftstheorie, die so allgemein wie möglich, und das heißt so wenig eurozentrisch wie möglich wäre. Das Vorhaben besteht darin, die theoretische Wende zum Vergleich von „Ontologien“, also von Natur-Kultur-Begriffen fortzuführen, die erlaubt, europäische und außereuropäische Begriffe von Kollektiven gleichermaßen ernst zu nehmen – sie sind Versionen, Varianten oder ‚Transformationen‘ (Lévi-Strauss) voneinander. Oder, das Vorhaben besteht in der systematischen Weiterführung derjenigen Theorien von Kollektiven, die in neo- und poststrukturalen Anthropologien entfaltet werden (bei Philippe Descola, Eduardo Viveiros de Castro, Marilyn Strathern u.a.), indem sie außereuropäische Kultur- und Gesellschaftstheorien und deren Begriffe von Kollektiven als solche ernst nehmen.


Tagungen und Publikationen zum Projekt

Tagungen zum Projekt:

"Kultur/Natur, Subjekt-Personen und Kollektive aus Nichtmenschen: Der 'ontological turn' in der Kultur- und Sozialanthropologie", Workshop der Sektion Kultursoziologie in der DGS, Universität Regensburg, 18./19.03.2024.

Publikationen zum Projekt:

  • Kollektive aus Menschen und Nichtmenschen. Collectivity Studies im Blick auf außereuropäische Begriffe von Kollektiven, in: Zeitschrift für Kultur- und Kollektivwissenschaft 10/1, 2024 (i.E.)
  • "So wenig eurozentrisch wie möglich". Soziologie nach dem ontological turn, in: Polarisierte Welten. Verhandlungen des 41. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2022, online 2023 (https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2022/article/view/1581).

  • "Vom Wald gedacht werden", in: Frankfurter Allgemeine Zeitung/faz.net, 21.09.2023, online.
  • (mit Julia Koch) Strukturalismus und strukturale Anthropologie, in: H. Delitz (Hg.), Soziologische Denkweisen aus Frankreich, Wiesbaden 2022, 159-186
  • "Strukturalismus", in: M. Berek et al. (Hg.), Handbuch Sozialwissenschaftliche Gedächtnisforschung. Band 1: Grundbegriffe und Theorien, Wiesbaden 2022
  • "Amerindianische Anthropologie (Literaturessay zu Eduardo Viveiros de Castro, Kannibalische Metaphysiken)", in: Soziopolis 1.9.2021
  • "Pierre Charbonnier: La fin d'un grand partage: Nature et société de Durkheim à Descola. Paris 2015", in: Anthropos 111 (2/2016), 678-680
  • "Animistische, totemistische, analogistische oder naturalistische Kollektive (Essay zu Descola: Jenseits von Natur und Kultur)", in: Sociologia Internationalis 51 (2/2013), 275-281


   
PROJEKT 3: Gesellschaft als imaginäre Institution: Postfundamentalistische Theorie und Erforschung von Kollektiven

Theorie- und Forschungsprojekt (u.a. mit Stefan Maneval, Islamwissenschaften, FU Berlin)


Projektbeschreibung

In diesem Projekt geht es darum, im Anschluss an Cornelius Castoriadis‘ Theorie von Gesellschaft (Gesellschaft als imaginäre Institution, 1975, dt. Übersetzung 1984) und an verwandte Kultur- und Gesellschaftstheorien einen Begriff von Gesellschaft zu entwerfen, der so wenig essentialistisch oder so kulturtheoretisch wie möglich ist. Es geht m.a.W. um eine „postfundamentalistische“ Theorie von Gesellschaft (Oliver Marchart). Das Projekt steht im Kontext der verbreiteten Verabschiedung ‚des‘ Gesellschaftsbegriffs und verwandter Grundbegriffe in den Sozialwissenschaften und in der soziologischen  sowie kultur- und sozialanthropologischen Theorie – im Kontext der (falschen) Unterstellung, Kollektivbegriffe seien per se reifizierend, harmonistisch und holistisch.

Dagegen wird das Kollektiv, wird Gesellschaft in der französischen Denktradition, die von Émile Durkheim und Marcel Mauss über Claude Lévi-Strauss bis zu Michel Foucault, Pierre Clastres, Claude Lefort, Marcel Gauchet und Chantal Mouffe reicht, als imaginär instituiert, d.h. als kontrafaktisch gefasst: Gesellschaft besteht nicht, sondern ist die Imagination und diskursive Behauptung sowie materielle ‚In-Form-Setzung‘ einer Einheit und Identität sowie eines Grundes. In empirischen, vergleichenden Forschungen wird untersucht, wie in ganz verschiedenen nationalen und historischen Kontexten solche imaginäre Institutionen von Gesellschaft aussehen und welche Folgen sie haben (in z.B. medizinischen, ethischen, ökonomischen, politischen Hinsichten).


Publikationen zum Projekt

Publikationen zum Projekt:

  • Migrations-Gesellschaft. Poststrukturalistische Begriffe von Gesellschaft und Migration, in: H. Schwiertz (Hg.), Gesellschaftstheorie und Migration, Bielefeld 2025 (i.V.).

  • Society of Migration. Poststructuralist perspectives on the constitution of society, and the production of migration, in: European Journal of Social Theory 2024 (forthcoming).

  • Die Durkheim-Schule, in: H. Delitz (Hg.), Soziologische Denkweisen aus Frankreich, Wiesbaden 2022, 31-61.

  • Postfundationalistische Theorien der Gesellschaft: Castoriadis, Lefort, Gauchet, in: H. Delitz (Hg.), Soziologische Denkweisen aus Frankreich, Wiesbaden 2022, 335-362.

  • »There is no such thing...« Zur Kritik an Kollektivbegriffen in der Soziologie, in: Mittelweg 36, Jg. 28/29, H. 6 (Dezember 2019/Januar 2020), 160-183.

  • Gesellschaftstheorien. Reihe Studientexte zur Soziologie, Wiesbaden: VS 2020.

  • Theorien des gesellschaftlichen Imaginären, in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie 44 (2019/Supplement 2), 77-98.

  • (mit Stefan Maneval) The 'Hidden Kings', or Hegemonic Imaginaries: Analytical Perspectives of Post-foundational Sociological Thought, in: Im@go. Journal of the Social Imaginary 10 (2017), 33-49 (erneut in Sociétés 1/2020).

  • Gesellschaft als imaginäre Institution: Die Durkheimsche Religionssoziologie, in: H. Tyrell/V. Krech (Hg.), Religionssoziologie um 1900, Band 2, Würzburg 2020, 304-340

  • Plädoyer für eine gesellschaftstheoretische Gedächtnissoziologie, in: A. Poferl/M. Pfadenhauer (Hg.), Wissensrelationen, Weinheim 2018, 666-678.

  • Das gesellschaftliche Imaginäre und der 'affektive Drang' von Kollektiven, in: A.  Poferl/M. Pfadenhauer (Hg.), Wissensrelationen, Weinheim 2018, 715-725

  • Kollektive Identitäten, Reihe »Einsichten«. Themen der Soziologie, Bielefeld: transcript 2018

  • Das soziale Werden und die sozietalen Zeiten und Räume. Bergsonsche Konzepte der Gesellschaftstheorie, in: Zeitschrift für Theoretische Soziologie Sonderband 4: Raum und Zeit (2017), 74-94

  • Das soziale Werden und die Fabulationen der Gesellschaft. Umrisse einer bergsonianischen Soziologie, in: H. Delitz/F. Nungesser/R. Seyfert (Hg.), Soziologien des Lebens. Überschreitung - Differenzierung - Kritik, Bielefeld 2018, 341-370
  • Durkheims Hegel: Von Korporationen zu kollektiven Affekten, vom Soziozentrismus zum Postfundationalismus, in: S. Ellmers/S. Hermann (Hg.), Korporation und Sittlichkeit. Zur Aktualität von Hegels Theorie der bürgerlichen Gesellschaft, München 2016, 251-266
  • Bergson-Effekte. Aversionen und Attraktionen im französischen soziologischen Denken, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2015


  1. FAKULTÄT FÜR SPRACH-/LITERATUR-/KULTURWISSENSCHAFT

Professur für Kollektiv- und Kulturwissenschaften


Prof. Dr. Heike Delitz


Altes Finanzamt (ALFI)
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93047 Regensburg
Tel. +49 941 943-5349