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Mitteilungen der Universität Regensburg

„Unser Überleben als Volkswirtschaft wird davon abhängen, ob wir uns an die Spitze der Innovation stellen.“

Bundesminister a. D. Peter Altmaier bei den „roots lectures in economics“ an der Universität Regensburg: Mit Wirtschaftswachstum und disruptiver Innovation gegen den Klimawandel


22. Mai 2024

Nachhaltigkeit und Wohlstand - Gegensatz oder zwei Seiten derselben Medaille? Peter Altmaier, ehemaliger Chef des Bundeskanzleramtes und Bundesminister a. D., nahm diese Überlegung zum Ausgangspunkt der fünfzehnten roots lecture in economics des Instituts für Volkswirtschaftslehre und Ökonometrie der Universität Regensburg und des Alumnivereins der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften roots e.V., die den früheren Abgeordneten am15. Mai 2024 in den H24 des Vielberth-Gebäudes der Universität Regensburg zu einem Vortrag mit anschließender Diskussion eingeladen hatte.

Bei der fünfzehnten roots lecture in economics im Mai 2024 an der Universität Regesnburg (v. r.) Prof. Dr. Michael Sterner, roots-Vorstandsmitglied Dr. Norbert S. Meckl, Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Jürgen Jerger, roots-Vorsitzender Dieter Daminger, Bundesminister a. D. Peter Altmaier, Bürgermeisterin Dr. Astrid Freudenstein, Universitätspräsident Prof. Dr. Udo Hebel und roots-Schatzmeister Prof. Dr. Christoph Priberny. Foto: Julia Dragan / Universität Regensburg

Universitätspräsident Professor Dr. Udo Hebel, der Redner und ein großes Publikum aus Universitätsgemeinschaft und Stadtgesellschaft begrüßte, dankte den Veranstaltenden dafür, dass die roots lectures „zu einem festen Bestandteil unseres universitären Lebens in einem ganz bestimmten Feld geworden ist, nämlich da, wo aktuelle Diskurse zusammenkommen, adressiert durch höchst kompetente, erfahrene und ausgewiesene Persönlichkeiten“. Die Universität Regensburg lege großen Wert auf ihre gesellschaftliche Verantwortung und auf Partizipation an diesen öffentlichen Diskussionen mit besonders aktuellem Bezug, so der Universitätspräsident.

Universitätspräsident Prof. Dr. Udo Hebel begrüßte die Gäste der 15. roots lecture in economics. Foto: Julia Dragan / Universität Regensburg

Nachhaltigkeit ist an der UR ein wichtiges und besonderes Thema, und nachhaltiger Wohlstand ein sehr komplexes, sagte Professor Dr. Jürgen Jerger, Lehrstuhl für Internationale und Monetäre Ökonomik der UR, der den Abend mit Dank an den Informationskreis der Wirtschaft in der Region Regensburg, Partner der der Vortragsreihe, eröffnete. Mit wem also sei es besser zu sprechen als mit einem, der den Bundesministerien für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, später dann der Finanzen und schließlich für Wirtschaft und Energie vorstand? Peter Altmaier, 27 Jahre lang Mitglied der CDU/CSU-Fraktion im deutschen Bundestag, leitete diese Ressorts und bekleidete vielfältige weitere Positionen im Lauf seiner politischen Karriere.


Prof. Dr. Jürgen Jerger eröffnete die 15. roots lecture in economics. Foto: Julia Dragan / Universität Regensbrg

Altmaier startet seine Ausführungen mit Blick auf die zahlreichen Studierenden im Raum und spricht sie im Verlauf seines Vortrags immer wieder an: Sie brauche es, wenn es um Nachhaltigkeit und Wohlstand in der Bundesrepublik Deutschland gehe, sie seien es, die für „disruptive Innovation“ sorgen könnten: Man müsse nicht nur etablierte Technologien weiterentwickeln, sondern neue Technologien, Produkte oder Dienstleistungen initiieren, die bestehende Strukturen und ganze Märkte radikal verändern.

Hinter dem Buzzword aus der Harvard Business School steht die Theorie, dass jedes etablierte Unternehmen irgendwann von jungen, neuen Unternehmen überholt wird, die mit besonderen Innovationen punkten. Deutschland brauche mehr Start-ups, sagt Altmaier, von Reisen in die USA berichtend, wo man in Feldern wie Künstlicher Intelligenz oder Bio-Tech schon über ganz andere Themen spreche „als man sich in Deutschland vorstellen kann“.

Peter Altmaier, Bundesminister a. D., am 14. Mai 2024 an der Universität Regensburg. Foto: Julia Dragan / Universität Regensburg

„Unser Überleben als Volkswirtschaft wird davon abhängen, ob wir uns an die Spitze der Innovation stellen.“ Davon ist der ehemalige Bundesminister überzeugt. Dafür müssten Wissenschaft, Politik und Bürger*innen gemeinsame Lösungen erarbeiten, ohne den Status als eines der sozial fortschrittlichsten Länder der Welt zu verlieren.

„Der Klimawandel ist unser größtes Problem“, so Altmaiers erste These, und klimaverändernde Faktoren ließen sich auch nicht so einfach rückgängig machen. Altmaier ist sicher, dass für den Klimaschutz in den vergangenen Jahrzehnten vieles getan wurde, erinnert daran, dass Unternehmen vor gar nicht so vielen Jahren ungeklärte Abwässer in die Flüsse leiten durften und die Politik erfolgreich einschritt. Er erinnert daran, dass FCKW verboten wurde, um das Ozonloch zu heilen. Er verweist darauf, dass die großen Fortschritte im Bereich der Materialwissenschaften für hohe Recyclingquoten gesorgt hätten, die die Umwelt entlasteten. Gereicht hat all das nicht. 

Die Lösung für eine Transformation hin zu viel mehr Klimaschutz – und das ist Altmaiers zweite These – liegt im Wirtschaftswachstum. Solches Wachstum müsse ebenso qualitativ hochwertig wie nachhaltig sein, und nicht zuletzt bezahlbar, fordert Altmaier. Er nennt den Grund: „Wir wollen politische Stabilität.“ Die Anekdoten politischer Zeitgeschichte, die Altmaier rhetorisch gewandt und politisch erfahren ebenso immer wieder einflicht wie Kritik an der derzeitigen Bundesregierung, lassen seine eindringliche Botschaft nicht überhören: Verschiedene soziale Schichten der bundesdeutschen Gesellschaft seine die „Bestandsgarantie unserer Demokratie“. Um sie zu erhalten, brauche es im Hinblick auf Individualverkehr und Gebäudeenergie „zumutbare Preise“. Darüber gelte es, sich Gedanken zu machen.

Denn – und das ist Altmaiers dritte These – die Emissionen im Bereich Elektrizität sind extrem hoch, und es brauche Lösungen. Dass man eines Tages von Autos und Flugzeugen wegkommt, kann sich Altmaier nicht vorstellen. Wohl aber, dass fahren und fliegen mit Elektromotoren funktioniert. Bei Überlegungen zu synthetischen Kraftstoffen habe Elon Musk schon vor Jahren im Kanzleramt abgewinkt – „unbezahlbar“. E-Mobilität sei ohne Alternative und die Zukunft.

Die Studierenden im Hörsaal müssten nach Lösungen und nachhaltigen Produkten suchen, wenn es um Themen wie (die Aufbereitung von) Lithium-Batterien gehe, appelliert Altmaier. Nicht zuletzt mit Blick auf China. Nachhaltigkeit und Wohlstand gehen aus Sicht des Redners zusammen, wenn die Gesellschaft sich ihrer Rolle bewusst ist und nicht nur nach der Politik ruft, wenn es um Lösungen geht. „Die Politik kann vieles. Aber nicht alles.“

twa.

Informationen/Kontakt

Zu roots e. V., Alumniverein der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Regensburg

Zum Institut für Volkswirtschaftslehre und Ökonometrie  der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Regensburg

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