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Mitteilungen der Universität Regensburg

Jenseits des Kanons

Deutsche Forschunsgemeinschaft verlängert die Förderung der Kolleg-Forschungsgruppe „Beyond Canon_“ bis 2026


13. Juli 2022

„Beyond Canon_“ ist das erste Centre for Advanced Studies an einer Theologischen Fakultät und gleichzeitig die erste Kolleg-Forschungsgruppe an der Universität Regensburg. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) entschied unlängst, „Beyond Canon_“  („Jenseits des Kanons“) in einer zweiten Förderperiode bis 2026 mit insgesamt rund 4 Mio. Euro zu unterstützen.

Für Professor Dr. Tobias Nicklas, Spiritus Rector der Kolleg-Forschungsgruppe, Grund zur Freude: „Regensburg wird damit weiterhin auch international der Anziehungspunkt für die Erforschung von Apokryphen. Wir werden auch weiterhin unsere Schwerpunkte in der Bedeutung dieser Traditionen für einzelne Regionen wie Armenien oder Ägypten und Orte wie Rom und Jerusalem fortsetzen und vertiefen. Verstärkt werden wird der Blick auf historische Apokalypsen und Jenseitsvorstellungen. Ich freue mich auf die neuen interdisziplinären Perspektiven von der Kunstgeschichte bis zur Humangeographie.“

Foto: Stephanie Hallinger/UR

Seit der Eröffnung des Zentrums im Oktober 2018 beteiligten sich neben zahlreichen Regensburger Forscher:innen insgesamt rund 200 externe Wissenschaftler:innen aktiv am Forschungsverbund, trugen vor, sprachen auf Konferenzen und Tagungen, und diskutierten ihre Publikationen; in den ersten vier Jahren des Bestehens der Kolleg-Forschungsgruppe entstanden so mehr als 200 Publikationen. UR-Vizepräsident für Forschung und Nachwuchsförderung, Professor Dr. Ernst Tamm, freut sich sehr über die Verlängerung der Förderung durch die DFG: „Ich schätze die spannende Diskussionskultur und gelebte Internationalität in der Kolleg-Forschungsgruppe und gratuliere herzlich zu diesem Erfolg!“

Im Denkraum Spätantike

Im Fokus der inter- und transdisziplinären Forschung um Professor Dr. Tobias Nicklas und seine Kollegen Professor Dr. Harald Buchinger und Professor Dr. Andreas Merkt stehen Heterotopien religiöser Autorität in der Spätantike. Damit gemeint sind Texte, Riten und Zeugnisse materialer Kultur (inklusive Bildern und Dingen), die nie als Teil des christlichen Kanons anerkannt wurden, die aber trotzdem oder gerade deswegen eine besondere Wirksamkeit entfaltet haben. Sie werden als „andere Orte“ verstanden, die als „Widerlager“ zum biblischen Kanon dienen, den sie fortschreiben, bestätigen oder auch unterlaufen.

Ziel ist es, Einblicke in das religiöse Leben jenseits kirchlicher und theologischer Normen zu gewinnen und dadurch zugleich Aufschluss über ihre tatsächliche Bedeutung wie auch die Geschichte des biblischen Kanons nach seiner Entstehung zu erhalten. Dabei wird nie der Blick auf Entwicklungen im Christentum allein gerichtet, sondern dieses als Teil eines multidimensionalen „Denkraums Spätantike“ verstanden. 

Die drei Dimensionen Text - Bild - materiale Kultur werden im Projekt miteinander verzahnt und eröffnen einen Kommunikationsraum zwischen neutestamentlichem Kanon und außerkanonischen Schriften. Grafik: Stephanie Hallinger / UR

Neue Theoriebildungsprozesse

Der Disziplinen übergreifende Ansatz leistet auch einen innovativen Beitrag zu übergeordneten Fragen kanonischer Prozesse und alternativer Autoritäten, wie sie auch in anderen Kultur- und Geisteswissenschaften diskutiert werden. Die DFG-Gutachter:innen zeigten sich überzeugt, dass durch den besonderen Regensburger Zugang eine Neuausrichtung in der Forschung zum antiken Christentum insgesamt erwartet werden kann: Die beteiligten Forscher:innen konnten eindrucksvoll neue Theoriebildungsprozesse einleiten. Bisher voneinander getrennt untersuchte Gruppen von Quellen werde verknüpft, damit die Grenzen von Fachbereichen überschritten und neue Fragestellungen ermöglicht.

Organisatorisch zeigten sich die Gutachter:innen beeindruckt von der Flexibilität und Innovationsfreude, die die Mitarbeitenden des Centres während der Pandemie-Einschränkungen bewiesen. Allgemein sei durch „Beyond Canon_“ ein neuer internationaler Forschungsschwerpunkt an der Universität Regensburg etabliert und die Verankerung des Standorts in der globalen Forschungslandschaft immens gestärkt worden. 

Informationen/Kontakt

Über die Kolleg-Forschungsgruppe Beyond Canon_

Personen

Veranstaltungen 

Die DFG hat das Format der Kolleg-Forschungsgruppen im Jahre 2007 speziell für die Geisteswissenschaften eingeführt. Die Idee: Gelehrte aus aller Welt versammeln sich an einem Ort, um gemeinsam mit ortsansässigen Wissenschaftler:innen ein übergreifendes Thema zu erforschen und zu erörtern. Zur Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)

Those Who Gain Understanding. The Regensburg Hub of Research beyond the Biblical Canon

Kommunikation & Marketing

 

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