Forschungskonzept und Leitfragen
Nachwuchs-Netzwerk "Frauenstimmen? Gender-Räume und (Ohn)Macht in der Vormoderne"
Forschungskonzept und Leitfragen
Wie und von wem wird über Frauen und ihre Lebensrealitäten und Rollen berichtet? Sind diese den Frauen in ihrer Zeit ‚offiziell’ zugeschrieben oder müssen sie darum kämpfen? Wie sieht das im Vergleich zu anderen Zeiträumen in derselben Stadt, zu anderen Städten, zum ländlichen Raum aus? Begünstigt oder beschneidet Metropolität Handlungsmöglichkeiten von Frauen?
Mit diesen und weiteren Fragen befasste sich die Regensburger Tagung „Frauenstimmen? Zur Resonanz weiblicher (Ohn)Macht in vormodernen Metropolen“. Aus dieser Veranstaltung erwuchs der Wunsch engerer Zusammenarbeit, woraus im Juli 2025 das Nachwuchsnetzwerk „Frauenstimmen? Gender-Räume und (Ohn)Macht in der Vormoderne“ entstand. Hierbei sind die interdisziplinäre und epochenübergreifende Ausrichtung zentral. Denn nur so können zahlreiche Facetten weiblicher Repräsentation und Handlungsmöglichkeiten von Frauen zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Räumen herausgearbeitet werden.
Dabei ist es aufgrund der Quellenüberlieferung häufig nur bedingt möglich, bestimmte Frauen bzw. Frauengruppen zum Analysegegenstand werden zu lassen; der Versuch einer Gesamtdarstellung verschiedener weiblicher Rollen und Handlungsspielräume in einer spezifischen Stadt bleibt zumeist unvollständig. Zudem stammt eine Vielzahl der Zeugnisse aus der Hand männlicher Verfasser, deren Sichtweise und Darstellungsabsichten die Berichte färben können. Innerhalb dieses Befundes soll gerade Frauen eine Stimme verliehen werden, um so deren Perspektive herauszustellen. Deshalb beschäftigt sich das Netzwerk explizit mit Berichten von und über Frauen der Vormoderne. Dadurch soll der Fokus auf eine vielseitige, sozial ausdifferenzierte Vormoderne geschärft werden. Gerade im interdisziplinären und epochenübergreifenden Austausch der dem Netzwerk zugrundeliegenden Tagung kristallisierte sich heraus, dass ein Vergleich zwischen städtischem und ländlichen Raum unabdingbar ist. So werden nicht nur Frauen beider Areale zum Untersuchungsgegenstand; zugleich können dadurch ihre jeweiligen Handlungsmöglichkeiten und Rollen besser herausgestellt werden. Es resultiert auch hier ein differenzierterer Blick auf Lebensrealitäten und mögliche Handlungsspielräume.
Die Leitfragen, mit denen das Netzwerk „Frauenstimmen? Gender-Räume und (Ohn)Macht in der Vormoderne“ sich schwerpunktmäßig befasst, lauten demnach:
- Kommen Frauen selbst zu Wort oder sprechen Männer über Frauen bzw. stellen Frauen aus ihrer Perspektive dar?
- Was wird als „typisch“ männliche und was als „typisch“ weibliche Stimme verstanden?
- Wie wird über Frauen und ihre Lebensrealitäten, Handlungsspielräume und Rollen gesprochen / wie werden diese dargestellt?
- Welche Handlungsmöglichkeiten haben Frauen / welche Rollen nehmen sie ein in den jeweiligen Untersuchungsorten und -zeiträumen?
- Sind diese Handlungsmöglichkeiten / Rollen den Frauen in ihrer Zeit ‚offiziell‘ zugeschrieben oder müssen Frauen darum kämpfen oder sich diese Möglichkeiten durch geschicktes Vorgehen, vielleicht sogar „Loopholes“ in den gängigen Normen nehmen?
- Welche Rolle spielen Stereotypisierungen, Verweiblichungen und Kategorisierungen durch (hetero-)normative Vorstellungen?
- Welche Ergebnisse können aus einem Vergleich der jeweiligen Fallbeispiele erzielt werden?
- Lassen sich Aussagen darüber treffen, ob der städtische und/oder ländliche Raum die Handlungsmöglichkeiten von Frauen begünstigen oder beschneiden?
Darüber hinaus ist es das Anliegen des Netzwerkes, diese Fragen im Kontext von Verweiblichung, Transidentitäten und Queerness zu diskutieren.