METROPOLITÄT IN DER VORMODERNE. ERGEBNISSE UND PERSPEKTIVEN
Abschlusstagung des GRK 2337 "Metropolität in der Vormoderne" an der Universität Regensburg
in Kooperation mit dem Mittelalterzentrum "Forum Mittelalter" der Universität Regensburg
Regensburg, 12.-15.11.2025
mit freundlicher Unterstützung der Regensburger Universitätsstiftung Hans Vielberth und der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) Regensburg Stadt
Das Programm der Tagung "Metropolität in der Vormoderne. Ergebnisse und Perspektiven" blickt bilanzierend auf die Forschungsergebnisse des interdisziplinären Graduiertenkollegs und verortet diese im größeren nationalen und internationalen Forschungsdiskurs zu Metropolen, ihrer Urbanität, Zentralität und Geschichtlichkeit. In sieben thematischen Panels werden die Graduiertenprojekte diskutiert und mit Beiträgen der PIs der Universität Regensburg und Vorträgen von nationalen und internationalen Expert:innen flankiert.
Zum Programmflyer
Tagungsprogramm (Stand 31.10.2025)
Mittwoch, 12. November 2025
(EmmeramsForum, Emmeramsplatz 3, 93047 Regensburg)
15.00–15.30 Uhr Begrüßung/Einführung, Jörg Oberste
15.30-17.00 Uhr: Panel 1 - "Die metropolitane Gesellschaft - Kommunikation und Konflikt"
Moderation: Angela Ganter
Leda-Sophie Moors (Regensburg), Inklusion statt Exklusion? Die Geiselhaft des Demetrios I. Soter als Fallbeispiel sozialer Angliederung im republikanischen Rom
Julia Schwarzer (Leuven), Stadt als Kirche: Konflikt und Selbstermächtigung laikaler Gruppen in den Metropolen der östlichen Christenheit
Filip Schuffert (Regensburg), Konflikte im städtischen Raum am Beispiel des frühneuzeitlichen Warschaus
Cherin Nabo (Regensburg), Konfession, Kultur und Konflikt: Regensburg als Bühne der Gesandten des Immerwährenden Reichstags (1663–1806)
19.00 Uhr: Grußwort von Prof. Dr. Ernst Tamm, Vizepräsident für Forschung und Nachwuchsförderung, UR
Keynote Lecture/Abendvortrag:
Karl Ubl (Köln): Köln global. Die Verflechtungsgeschichte einer frühmittelalterlichen Metropole
Donnerstag, 13. November 2025
(Altes Finanzamt Regensburg, Landshuter Str. 4, Vortragsraum 319)
9.00-10.00 Uhr: Keynote Lecture
Daniel Galadza (Rom) – Harald Buchinger (Regensburg), Liturgie im mittelalterlichen Jerusalem: Die Heilige Stadt im Wechselspiel metropolitaner Netzwerke
10.00-10.30 Uhr: Kaffeepause
10.30- 12.00 Uhr: Panel 2 –„Sakraltopographie und Metropolen"
Moderation: Andreas Merkt
Maria Meier (Regensburg), Rebranding Roms: Märtyrerbasiliken und die Neudefinition des römischen Stadt- und Selbstbildes in Prudentius‘ Peristephanon
Arabella Cortese (Erlangen-Nürnberg), Kampf um die Reliquien? Apostelverehrung in der oberen Adria
Sophia Wagner (Regensburg), Die Nürnberger Kartause Marienzelle (1380-1525) und ihre Rolle im Urbanisierungsprozess der südlichen Vorstadt
12.00-14.00 Uhr: Mittagspause
14.00-15.30 Uhr: Panel 3 - "Die Metropole und ihr Umland. Archäologische Perspektiven"
Moderation: Dirk Steuernagel
Magdalini Valsamidou (Regensburg), Zwischen Hafen, Markt und Heiligtum. Ephesos als Metropole durch Keramikfunde betrachtet
Marina Pizzi (Regensburg), Zur Neudefinition des Begriffs ‚Extended Metropolis‘: Die Beziehung zwischen Villae und städtischer Versorgung
Giulia Fioratto (Innsbruck), Beyond the city wall: Aquileia and its territory
15.30-16.00 Uhr: Kaffeepause
16.00-17.00 Uhr: Keynote Lecture
Rubina Raja (Aarhus), Futuring Ancient Cities: From High-Definition Perspectives to Archive Archaeology
19.00 Uhr: Führung im document Niedermünster
Freitag, 14. November 2025
(Altes Finanzamt Regensburg, Landshuter Str. 4, Vortragsraum 319)
9.00-10.30 Uhr: Panel 4 - "Urbane Eliten in den Metropolen"
Moderation: Jörg Oberste
Lorenzo Cigaina (Regensburg), Prestigegüter und Privatvermögen der Senatsaristokratie im spätantiken Rom: Dynamiken der Kapitalkonzentration und der Repräsentation im Epochenwandel
Marco Esposito (Regensburg): Imago im Wandel? Grabmäler französisch-stämmiger domini im Regnum Siciliae citra Pharum (ca. 1309–1381)
Isabell Hesse (Regensburg), „Das sich alle ding so pald verkern“ – Soziale Mobilität, patrizische Statuslegitimation und elitäre Abgrenzungsmethoden in den spätmittelalterlichen Nürnberger Familienbüchern
Charlotte Neubert (Regensburg), Scribes as Cultural Mediators - Communities of Practice in Late Medieval London
10.30-11.00 Uhr: Kaffeepause
11.00-12.00 Uhr: Keynote Lecture
Johannes Preiser-Kapeller (Wien), Der Bauch und das Antlitz der Metropole. Urbaner Stoffwechsel und Stadttopographie im Vergleich der mittelalterlichen „Mega-Cities“ Bagdad, Kairo und Konstantinopel (ca. 600-1200 n. Chr.)
12.00-14.00 Uhr: Mittagspause
14.00-15.30 Uhr: Panel 5 - "Metropolitane Liturgien"
Moderation: Harald Buchinger
Simone Oelke (Regensburg), Topographie und Psalmodie. Die Psalmenauswahl des Armenischen Lektionars im Kontext der Stadt Jerusalem und ihrer spätantiken Sakrallandschaft
Samuel Bauer (Regensburg), Early Venetian Editions of the Euchologion: A Study of their Printing and Publication
Gregory Tucker (Regensburg), Constantinople as a Liturgical Arena: Formation of a City’s Identity through Worship
Martin Berger (Wien), Metropolitane Bezüge kathedraler Eigenliturgien am Beispiel Regensburgs und der altbayerischen Kirchenprovinz
15.30-16.00 Uhr: Kaffeepause
16.00-17.30 Uhr: Panel 6 - "Herrschaft in der Metropole"
Moderation: Jenny Oesterle-El Nabbout
Adrian Linz (Regensburg), Könige – Kaiser – Götter. Die Metropole Alexandria im Spannungsverhältnis zwischen Innovationspotential und Geltungsanspruch
Christian Reitzenstein-Ronning (München), Die Stadt und das Recht. Römisches Strafrecht im Kontext der Metropole
Lukas Mathieu (Saarbrücken), Neue Herren einer christlichen Metropole: Die Bischöfe von Alexandria
Nora Toaspern (Regensburg), Absolute Autokratie? Die Teilhabe von Beratern des Kaiserhofs in Konstantinopel an politischen Entscheidungen der byzantinischen Kaiser im 11. Jahrhundert
17.30-18.30: Keynote Lecture
Jens Scheiner (Göttingen), Bagdad im Mittelalter – Geschichte und Definition der Doppelstadt
Abendprogramm tba
Samstag, 15. November 2025
(Altes Finanzamt Regensburg, Landshuter Str. 4., Vortragsraum 319)
9.00-10.30 Uhr: Panel 7 - "Das Bild der Metropole"
Moderation: Albert Dietl
Julian Zimmermann (Freiburg/Brsg.), Metropolitane Ambivalenz? Gedanken zum vielschichtigen Metropolenbild des mittelalterlichen Roms
Franziska Schneider (Stuttgart), Istanbul – Darstellungen einer Stadt
Protima Hiltl (Regensburg), Adler oder Maulwurf? Visuelle Konstruktionen von Metropolität in der spätbarocken Wiener Prospektserie "Vera et accurata delineatio [...]" (1724-1737) nach Salomon Kleiner
Maria Whitten (Regensburg), Von der Strahlkraft der Metropole. Die Verbreitung eines bestimmten Bildtypus auf Sepulkralmonumenten in der Oberpfalz
10.30-11.00 Kaffeepause
11.00-12.00: Keynote Lecture
Harriet Rudolph (Regensburg), Global Connections? Die Visualisierung metropolitaner Geltungsansprüche in der Frühen Neuzeit
12.00-13.00: Roundtable und Abschlussdiskussion mit Rubina Raja (Aarhus) und Jörg Oberste (Regensburg)
Organisation der Jahrestagung:
Prof. Dr. Jörg Oberste | Sprecher des GRK "Metropolität in der Vormoderne" | Professur für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften | Universität Regensburg
in Zusammenarbeit mit dem Trägerkreis des GRK 2337 "Metropolität in der Vormoderne"
Kontakt: grk.2337@ur.de
Internationale Jahrestagung des Mittelalterzentrums "Forum Mittelalter"
APOKRYPHEN IN DER MITTELALTERLICHEN STADT
Parabiblische Welten im christlichen und jüdischen Regensburg
Regensburg, 12.-14.11.2026
in Kooperation mit dem Centre for Advanced Studies "Beyond Canon_"
Apokryphe Traditionen begegnen in mittelalterlichen Städten auf Schritt und Tritt: in Kunst und Ritual, im literarischen Schaffen und in Gebrauchstexten, in der Verehrung von Heiligen und in Spekulationen über das Jenseits, in der Ausstattung religiöser Gebäude und im öffentlichen Raum. Als Heterotopien religiöser Autorität stiften Überlieferungen jenseits des Kanons Identität und prägen das Leben und Denken von Christen und Juden.
Am Beispiel von Regensburg geht die Tagung der vielfältigen Bedeutung parabiblischer Überlieferungen nach, wobei nach dem Einfluss und den Variationen nicht nur von konkreten Motiven, sondern auch von Themen und Mustern gefragt wird. Als Quellen werden Texte, materiale Kultur und religiöse Rituale gleichermaßen in den Blick genommen.
Tagungsbeiträge sind in verschiedenen Sprachen möglich. Neben geladenen Referentinnen und Referenten ergeht ein freier Call for Papers; Bewerbungen werden bis 31.12.2025 an susanne.ehrich@ur.de entgegengenommen.
Die Tagung stellt die Jahrestagung des Forums Mittelalter der Universität Regensburg dar und wird gemeinsam mit dem Centre for Advanced Studies „Beyond Canon_“ veranstaltet. Die Beiträge werden in Jahresfrist in den Forum Mittelalter-Studien beim Verlag Schnell & Steiner publiziert.
Die Spesen für Reise und Aufenthalt der Referentinnen und Referenten werden erstattet.
In den Mittelaltergesprächen diskutieren Regensburger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler regelmäßig mit Mediävistinnen und Mediävisten im In- und Ausland.
Wintersemester 2025/26
mit Vorstellung von Band 23 der Reihe Forum Mittelalter-Studien
„Stadttore und Stadtmauern in der Vormoderne. Funktionale, repräsentative und mediale Aspekte“
14. Januar 2026 | Mittelaltergespräch mit Prof. Dr. Bernd Schneidmüller (Universität Heidelberg) | 18.00 Uhr c.t.
„Die ,Krone Karls des Großenʻ und das Heilige Römische Reich. Von den Rätseln eines mittelalterlichen Herrschaftszeichens“
SG 3.14. (Vortragsraum Beyond Canon_) | hybrid
zugleich Vortrag im Rahmen des Forschungskolloquiums im GRK „Metropolität in der Vormoderne“
20. Januar 2026 | Gastvortrag von Prof. Dr. Sabine Meine (Hochschule für Musik und Tanz Köln) | 16.00 Uhr c.t.
„Lamenti. Klagende Stimmen in Musik und Poesie des 17. Jahrhunderts“
PT 4.0.47 (Tonstudio)
organisiert vom Lehrstuhl für Musikwissenschaft (Prof. Dr. Katelijne Schiltz)
Zum Terminkalender des Mittelalterzentrums
Kontakt und Zoomzugangsdaten unter:
Dr. Susanne Ehrich | susanne.ehrich@ur.de | Wissenschaftliche Koordination
in Kooperation mit dem DFG-GRK 2337 "Metropolität in der Vormoderne" und der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) Regensburg Stadt
Mi 14-16 Uhr, H 10
[zum Programmplakat]
In der berühmten Ringparabel, für die Lessing in „Nathan der Weise“ auf mittelalterliche Versionen zurückgegriffen hat, erscheinen Juden, Christen und Muslime als Brüder, die äußerlich ununterscheidbare Ringe tragen. Wer den ,echtenʻ Ring vom Vater geerbt habe, das könne der Träger nur durch seine Handlungen erweisen. Neben dem Verbindenden wird in dieser Parabel also auch auf Unterscheidbarkeit und Abgrenzung in der Praxis verwiesen – und tatsächlich wurde im Zuge der Ausformung der drei großen Buchreligionen die Betonung der Exklusivität zunehmend wichtiger als der Hinweis auf gemeinsame Wurzeln.
Die Ringvorlesung geht in Beiträgen aus verschiedenen Disziplinen den gemeinsamen Traditionen und dem Zusammenleben, aber auch den Abgrenzungsmechanismen und Auseinandersetzungen religiöser Gruppen im erweiterten Mittelmeerraum von der Antike bis zur Gegenwart nach. Eröffnet wird die Vorlesungsreihe von der Mittelalterhistorikerin Dorothea Weltecke (HU Berlin), die in ihrer neuen Monographie die Entstehung der „Religionen“ als exklusive Glaubensgemeinschaften im Mittelalter verortet und deren zunehmende Abgrenzung nicht in den Offenbarungsschriften, sondern in der sozialen Ungleichheit begründet sieht. Aus der Universität Regensburg beteiligen sich die Geschichtswissenschaften mit Vorträgen zu Koexistenz und Konflikt im polytheistischen Rom, zum Schutz von Christen und Juden während der islamischen Expansion, zur Ketzerei im Mittelalter oder zur religiösen Toleranz im frühneuzeitlichen Europa. Die theologischen Disziplinen thematisieren die Funktion theologischer Polemik in der Geschichte des Christentums, Jerusalem als Stadt mit drei Heiligtumstraditionen oder die Versuche jüdischer Selbstbehauptung in der Literatur. Am Beispiel des Islam im östlichen Europa und des Kampfs um die muslimische Deutungshoheit im Nahen Osten wird die Perspektive bis in die Gegenwart verlängert.
30. April 2025
Prof. Dr. Dorothea Weltecke (Europäische Geschichte des Mittelalters, HU Berlin)
„Dynamiken von Koexistenz und Konflikt zwischen Antike und Neuzeit: Zur Geschichte der Religionen“
07. Mai 2025
Prof. Dr. Jörg Oberste (Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften)
„Der andere Glauben. ,Ketzerʻ in der mittelalterlichen Kirche"
14. Mai 2025
Prof. Dr. Andrea Riedl (Mittlere und Neue Kirchengeschichte)
„Clash of Theologies? Wesen, Funktion und Grenzen von Polemik“
21. Mai 2025
Prof. Dr. Klaus Buchenau (Geschichte Südost- und Osteuropas)
„Islam im östlichen Europa. Historische Integrationsmuster in der Langzeitbetrachtung“
28. Mai 2025
Prof. Dr. Angela Ganter (Alte Geschichte)
„Eine Frage der Orthopraxie? Koexistenz und Konflikt im polytheistischen Rom“
04. Juni 2025
Prof. Dr. Harald Buchinger (Liturgiewissenschaft)
„Jerusalemer Heiligtumstraditionen in Judentum, Christentum und Islam: Kontinuität und Diskontinuität, Aneignung und Abgrenzung“
18. Juni 2025
Prof. Dr. Harriet Rudolph (Geschichte der Frühen Neuzeit)
„Wie viele Götter und warum überhaupt? Religiöse Toleranz im frühneuzeitlichen Europa“
25. Juni 2025
Prof. Dr. Dirk Steuernagel (Klassische Archäologie)
„,Reichsreligionʻ, städtische Kulte und christliche Widerstände im römischen Ephesos"
02. Juli 2025
Prof. Dr. Jenny Oesterle-El Nabbout (Mittelalterliche Geschichte)
„Schutz von Christen und Juden während der islamischen Expansion (7./8. Jh.)“
09. Juli 2025
Prof. Dr. Laura S. Lieber (Transregionale Religionsgeschichte)
„ʻWhy Do You Bring Relief to the Daughter of this Evil Man?ʼ: A Rabbinic Exorcism of King Basilʼs Daughter in a Medieval Jewish Folktale“
16. Juli 2025
Prof. Dr. Timothy Nunan (Transregionale Wissenskulturen)
“A Third World War? The Islamic Republic of Iran, Ba'athist Iraq, and the Struggle to Lead the Muslim World, 1980-1988”
23.07.2025: Klausur
Kontakt: Dr. Susanne Ehrich | Koordination Mittelalterzentrum "Forum Mittelalter" | susanne.ehrich@ur.de
Vergangene Veranstaltungen können Sie dem Archiv entnehmen.
Eine Übersicht über die Veranstaltungen im WS 2025/26 finden Sie hier.
Nach über 30 Jahren an der Universität Regensburg hielt der Kunsthistoriker Prof. Dr. Albert Dietl (Professur für Bildkünste des Mittelalters) am 3. Dezember 2025 eine Abschiedsvorlesung im Kreis seiner Kolleginnen und Kollegen, auswärtiger Gäste sowie zahlreicher Studierender. Er stellte dabei die Bildtradition der Glücksgöttin Fortuna in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Das Mittelalterzentrum „Forum Mittelalter“, in dem Albert Dietl über viele Jahrzehnte als Forschender und Vorstandsmitglied tätig war, hatte zu der Veranstaltung im H 24 eingeladen. Im Rahmen der Abschiedsvorlesung wurde auch der neueste Band 23 der Reihe Forum Mittelalter-Studien präsentiert, dessen Konzeption und Herausgabe Albert Dietl maßgeblich verantwortete.

(Prof. Dr. Albert Dietl bei seiner Abschiedsvorlesung im H 24, Foto: Susanne Ehrich)
Mit der Publikation des Bandes „Stadttore und Stadtmauern in der Vormoderne. Funktionale, repräsentative und mediale Aspekte“, der die Beiträge der Jahrestagung des Forum Mittelalter aus dem Jahr 2024 dokumentiert, schließt sich auch für den scheidenden Kunsthistoriker ein Kreis: Sein Beitrag „Die Stimme der Stadt“ beschäftigt sich mit den Stadttoren in mittelalterlichen Kommunen Italiens und ihren reichhaltigen, adressatenbezogenen Inschriften im 12. bis 14. Jahrhundert; er baut damit auf seiner 2009 erschienenen Habilitationsschrift zur umfassenden Untersuchung und Dokumentation der mittelalterlichen Künstlerinschriften Italiens auf. Neben der Rolle mittelalterlicher Stadtbefestigungen werden in dem Tagungsband auch Funktion, Ausstattung und Agency von Stadttoren und -mauern der griechischen und römischen Antike erforscht. Diese zeitliche Tiefendimension ist den Mitherausgebern, Prof. Dr. Dirk Steuernagel und Dr. Lorenzo Cigaina (Institut für Klassische Archäologie), ihrer archäologischen Expertise und internationalen Vernetzung zu verdanken.

(Die Herausgeber des Bandes "Stadttore und Stadtmauern in der Vormoderne": Prof. Dr. Dirk Steuernagel, Prof. Dr. Albert Dietl und Dr. Lorenzo Cigaina, Foto: Susanne Ehrich)
Die Abschiedsvorlesung begann mit einem sehr persönlichen Einblick in die eigene Biographie des Emeritus: „Das Rad der Glücksgöttin Fortuna kann als Bild für meine wissenschaftliche Karriere gelten“, sagte Albert Dietl zu Beginn seiner Vorlesung. Phasen ohne Anstellung und kürzerer Verträge seien erst mit einer 2005 angetretenen Richard-Krautheimer-Gastprofessur an der renommierten Bibliotheca Hertziana (Max-Planck-Institut) in Rom überwunden worden. Den 2007 erfolgten Ruf auf eine Professur für Kunstgeschichte (Bildkünste des Mittelalters) an die Universität Regensburg stellte Dietl als Höhepunkt in der Kreisbewegung des Glücksrads dar. Dort habe er nicht zuletzt im „Forum Mittelalter“ und im GRK „Metropolität in der Vormoderne“ wichtige interdisziplinäre Forschungspartner:innen sowie später eng verbundene Weggefährt:innen gefunden.
Im zweiten Teil der Vorlesung verfolgte Albert Dietl die mittelalterliche Bildtradition der Fortuna, die bisher nicht kunsthistorisch aufgearbeitet ist. Der antike Philosoph Boethius prägte in seiner Trostschrift „De consolatione philosophiae“ im 6. Jahrhundert als erster das Bild des „in kreisendem Schwung“ gedrehten Rades der Fortuna. Es dauerte allerdings bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts bis erste bildliche Darstellungen entstanden, zunächst ganz losgelöst von dem Boethius-Text. Bis ins späte 13. Jahrhundert begannen nach Dietl die Fortuna-Darstellungen aber „geradezu explosionsartig ihr bild-künstlerisches Potential zu entfalten, und zwar in allen Bildgattungen von der Miniatur bis zum Wandbild, von der Bauplastik bis zum Fußbodenmosaik“. Gut in Erinnerung bleiben die sog. „Fortuna rotans“-Darstellungen mit einem Quartett aus Herrscherfiguren, die das Rad nach oben befördert, herabstürzt, überrollt und wieder nach oben hievt, wie in einer Handschrift der Carmina Burana.

(Handschrift der Carmina Burana, um 1230; München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 4660, © Public Domain Mark 1.0 Universal).
Mit den Klängen der späteren musikalischen Umsetzung von Carl Orff im Ohr folgten die Teilnehmenden fasziniert den virtuosen Bildanalysen der Abschiedsvorlesung. Prof. Dr. Albert Dietl zeigte sich hier einmal mehr als Kunsthistoriker mit Tiefenschärfe und großem Horizont, der weit über die Grenzen des eigenen Faches hinaus auch historische, sprachliche, literaturwissenschaftliche und theologische Kontexte einbezieht. Nicht nur sein thematischer und fachlicher Weitblick, auch seine menschliche Zugänglichkeit und wissenschaftliche Großzügigkeit als Lehrer werden im Mittelalterzentrum „Forum Mittelalter“ und an der Universität Regensburg fehlen.

(Prof. Dr. Albert Dietl im Kreis der Forscherinnen und Forscher im "Forum Mittelalter" und im GRK "Metropolität in der Vormoderne", Foto: Cordula Beise)
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Interdisziplinärer mediävistischer Forschungsverbund
Prof. Dr. Jörg Oberste