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Jenseits des Kanons

Beyond Canon_


Jenseits des Kanons: Heterotopien religiöser Autorität im spätantiken Christentum

DFG-Kolleg-Forschungsgruppe (FOR 2770)

Ausführliche Projektbeschreibung (pdf)

Exzerpt: Der Kanon biblischer Schriften des Alten und Neuen Testaments gilt im Christentum als grundlegende Autorität. Auch nach seinem Abschluss und seiner weitgehenden Anerkennung (im 4. Jh.) existieren und entstehen freilich weiterhin Traditionen, die jenseits des Kanons, teils sogar gegen darin festgehaltene Texte gerichtet, teils aus ihnen auswählend und sie fortschreibend, Autorität beanspruchen. In kreativer Aufnahme des Foucault’schen Begriffes können diese gemeinhin als „apokryph“ bezeichneten Traditionen sowie deren Ausdrucksgestalt und Kommunikationszusammenhänge als Heterotopien, d.h. als „wirksame Orte“ in der Funktion von „Widerlagern“, im spätantiken Christentum verstanden werden.

Diesen Überlieferungen und ihren Funktionen in verschiedensten Kontexten religiösen Lebens widmet sich die Kolleg-Forschungsgruppe. Konkret richtet sie den Blick auf literarische Traditionen jenseits des biblischen Kanons (vorwiegend des Neuen Testaments), auf deren vielfältige, oft materiale Ausdrucksformen und Ansatzpunkte in der „gelebten“ und in der „popularen“ Religion sowie auf ihre unterschätzte Bedeutung im rituellen Leben der Kirchen. Dabei wird das Konzept des „Denkraums Spätantike“ im Sinne eines auch Dinge und Praktiken umfassenden Diskursraums erweitert.

Dieser Zugang verspricht nicht nur Einsichten in die eher impliziten Mechanismen religiöser Kommunikation und theologischer Erkenntnisbildung; der disziplinenübergreifende Ansatz vermag auch einen innovativen Beitrag zu übergeordneten Fragen kanonischer Prozesse und alternativer Autoritäten zu leisten, wie sie auch in anderen Kultur- und Geisteswissenschaften diskutiert werden.

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Assoziierte Projekte

Das Centre for Advanced Studies umfasst neben der DFG-Kolleg-Forschungsgruppe "Jenseits des Kanons/Beyond Canon" eine Reihe weiterer assoziierter Projekte, die im Folgenden kurz beschrieben werden:


Kommentare zur apokryphen Literatur - KAL, Vandenhoeck & Ruprecht

Die neue Reihe »Kommentare zur apokryphen Literatur« bietet erstmals systematisch angelegt wissenschaftliche Kommentierungen zentraler christlicher Apokryphen auf dem Niveau des bewährten Kritisch-exegetischen Kommentars und des Kommentars zu den Apostolischen Vätern. Die Reihe wird herausgegeben von Joseph Verheyden, Tobias Nicklas und Christopher Tuckett. Gerichtet an ein wissenschaftliches Publikum, möchte sie das in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gewachsene Interesse an christlichen Apokryphen dokumentieren und ihm neue Impulse verleihen.
Basierend auf von den jeweiligen Autoren erstellten Neuübersetzungen des Originaltextes bieten alle Kommentare eine Darstellung der Überlieferung des jeweiligen Textes, einen Überblick über seine Struktur, eine Einleitung in seine historische Stellung und sein theologisches Profil und den neuesten Stand der Forschung. Im Zentrum jedes Bandes stehen Detailkommentierungen der entsprechenden Texte nach dem Vers-für-Vers-Prinzip.

Nähere Informationen: https://www.uni-regensburg.de/forschung/beyond-canon/apokryphen/index.html


Novum Testamentum Patristicum

NOVUM TESTAMENTUM PATRISTICUM

Der biblische Kanon wird im Grunde erst durch die jenseits des Kanons liegenden Rezeptionen seiner Texte in vielfältigen Zusammenhängen geschaffen: in theologischen Kontroversen, Kommentaren, Liturgien und vielem mehr. Das NTP zielt darauf, die Rezeptionen und Auslegungen der neutestamentlichen Texte in frühchristlicher und spätantiker Zeit umfassend zu erschließen und aus ihren jeweiligen Kontexten zu erläutern.

Im Zentrum steht ein umfassendes, auf 45 Bände angelegtes Kommentarwerk, das die patristischen Rezeptionen Schrift für Schrift und Vers für Vers dokumentiert und kommentiert. Daneben werden Querschnittsthemen durch Forschungssymposion und zugehörige Publikationen erschlossen. Der NTP-Gruppe gehören rund dreißig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Ländern, Disziplinen und Konfessionen an.

Nähere Informationen: https://www.uni-regensburg.de/theologie/novum-testamentum-patristicum/startseite/index.html


Metamorphosen des Todes

METAMORPHOSEN DES TODES

Die biblischen Texte bieten kaum Antworten auf drängende Fragen wie: Wie sieht es im Jenseits aus? Wie im Paradies, wie in der Hölle? Und wie sollen wir unsere Toten bestatten und wie ihrer gedenken? Auskünfte suchten antike Christen deshalb vorwiegend jenseits des Kanons, in apokryphen Schriften, aber auch in den Ideen und Praktiken ihrer Umwelt. In mehreren Einzelprojekten werden die tiefgreifenden kulturellen und mentalen Veränderungen untersucht, die sich in der Spätantike in der Grabkultur, im Umgang mit Sterbenden und Toten sowie im Ausblick auf das Jenseits ereignet haben.

Ergebnisse werden in einem mehrbändigen Handbuch zur Geschichte des Todes im frühen Christentum und seiner Umwelt präsentiert.

Nähere Informationen: https://www.uni-regensburg.de/theologie/alte-kirchengeschichte-patrologie/forschung/metamorphosen-des-todes/index.html


Graduale Synopticum

GRADUALE SYNOPTICUM

Die Gesangstexte der römischen Liturgie sind in der Regel den kanonischen Schriften entnommen; dieser Biblizismus unterscheidet den römischen Ritus von anderen Liturgien des Westens und Ostens. Die Datenbanken "Graduale synopticum" und "Antiphonale synopticum" erschließen unter anderem die Bibelverwendung der Kernrepertoires Gregorianischer Gesänge. Die seit dem Frühmittelalter entstehenden sekundären Gattungen römisch-fränkischer Mischliturgie können dabei auch als "Heterotopien" des kanonischen Textcorpus verstanden werden.

Antiphonale Synopticum

ANTIPHONALE SYNOPTICUM

Die Gesangstexte der römischen Liturgie sind in der Regel den kanonischen Schriften entnommen; dieser Biblizismus unterscheidet den römischen Ritus von anderen Liturgien des Westens und Ostens. Die Datenbanken "Graduale synopticum" und "Antiphonale synopticum" erschließen unter anderem die Bibelverwendung der Kernrepertoires Gregorianischer Gesänge. Die seit dem Frühmittelalter entstehenden sekundären Gattungen römisch-fränkischer Mischliturgie können dabei auch als "Heterotopien" des kanonischen Textcorpus verstanden werden.

Hymnographie der mittelbyzantinischen liturgischen Synthese

HYMNOGRAPHIE DER MITTELBYZANTINISCHEN LITURGISCHEN SYNTHESE

Die byzantinische Liturgie zeichnet sich seit dem Ausgang der Spätantike durch eine blühende Hymnographie aus. Die nicht-biblischen Texte der Troparien bilden eine Art "Heterotopie" der kanonischen Psalmodie. Ein Forschungsprojekt von Gregory Tucker im Rahmen des Graduiertenkollegs 2337 "Metropolität in der Vormoderne" untersucht erstmals umfassend die Hymnen der mittelbyzantinischen liturgischen Synthese, also der frühesten durch direkte liturgische Quellen dokumentierten Phase der konstantinopolitanischen Liturgie.



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