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DaF - Theatergruppe Babylon - Aufführungen - 2006

Hin und Her

Lustspiel in zwei Teilen

nach Ödön von Horvath

im Theater an der Uni

22., 23., 24., 26., 27. Juni


Inhalt

Das Stück spielt an einem unbedeutenden Grenzübergang mit einer Brücke zwischen den beiden verfeindeten Staaten X und Y.
1. Akt
Im Staat Y wird der Grenzübergang von dem im Dienst ergrauten Thomas Szamek bewacht. Sein alter Freund, der Gendarm Mrschitzka, muss den naturalisierten Drogeriebesitzer Havlicek ausweisen, da er in dem anderen Staat geboren ist und mit seiner Drogerie Konkurs gemacht hat. Dieser wird aber in sein Geburtsland X von dem jungen schneidigen Grenzposten Konstantin nicht eingelassen, da er versäumt hat, seine Staatsbürgerschaft zu erneuern. Auf der Brücke angelt ein Privatpädagoge, der sich erholen möchte, sich aber nur mit seiner Frau zerstreitet.
Szameks Tochter Eva ist - sehr zum Missvergnügen ihres Vaters - mit Konstantin liiert und so dient Havlicek, während er über die Brücke hin und her geschickt wird, auch als ein Nachrichtendienst, um diese Familienangelegenheit zu klären. Dieser unbedeutende Grenzübergang wird von einer Schmugglerbande für den Rauschgiftschmuggel benutzt; beide Grenzposten träumen von der Belohnung für ihre Ergreifung, erkennen aber die schlecht verkleideten Schmuggler nicht, die im Gasthof "Zur Post" im Staat X wohnen. Dessen Wirtin, Frau Hanusch, ist auf der Suche nach einem Mann und einem Vermögen- sonst muss auch sie Konkurs anmelden. Der erste Akt endet damit, dass Ferdinand Havlicek nachts allein auf seiner Brücke steht, nachdem er die beiden Regierungschefs, die sich für eine geheime Unterredung ausgerechnet an diesem Grenzübergang getroffen haben, durch seine Anwesenheit vertrieben und in einen Skandal verwickelt hat.
2. Akt
Der zweite Teil beginnt mit dem Gendarmen und dem Grenzposten, die beide die Tatsache feiern, dass sie den berüchtigten Schmuggler ergriffen und sich so die Belohnung verdient haben. Der Privatdozent, der glaubt, seine Frau erschlagen zu haben, wird von Havlicek vom Selbstmord abgehalten und so kann seine Frau noch rechtzeitig erscheinen und das Missverständnis aufklären. Während auf der Brücke aus Havlicek und Frau Hanusch ein Liebespaar wird, fesseln die Schmuggler Konstantin und Eva, die ihn wie jede Nacht besucht. Die Schmuggler sind gerade dabei, auf der anderen Brückenseite auch die beiden volltrunkenen Helden unschädlich zu machen, als sie überwältigt werden, da Havlicek Konstantin und Eva wieder befreit hat. Es stellt sich heraus, dass Szamek und Mrschitzka versehentlich ihren Regierungschef eingesperrt haben. Die Schmuggler geben auf, Szamek gibt seinen Segen zu der Verbindung seiner Tochter mit dem nun reichen Konstantin, der seine Belohnung mit Havlicek teilt.
Dieser wird durch den anderen Regierungschef von seiner Brücke erlöst und von Frau Hanusch als der neue Postwirt vorgestellt.


interpretation

"Das ist grotesk!" erwidert der Grenzposten Konstantin auf Havliceks Vorschlag, einfach über die Grenze zu gehen und seinem Kollegen aus dem anderen Staat zu erklären, warum der den staatenlosen Drogisten nicht in sein Heimatland hineinlassen darf. Eigentlich eine vernünftige Idee - denn auch wenn die Staaten X und Y seit Jahrhunderten verfeindet sind, sind die Beziehungen zwischen den Bürgern im Grenzgebiet eng: es sind Verwandtschaftsbeziehungen, Liebesbeziehungen - natürlich kennt man sich, auch wenn man sich misstraut.
Dem Zuschauer erscheint eher das "Hin und Her" der Regierungschefs grotesk, die verhandeln wollen und doch die Grenzen ihrer Politikerrolle nicht überschreiten können. Oder die Tatsache, dass große und kleine Schmuggler und Eva auf dem Weg zu ihrem Konstantin diese Grenze nicht wirklich als ein Hindernis betrachten. So ist die Grenze in diesem Stück nur eine verquere Idee von Politikern, die von ihren braven Exekutivorganen gegen ihre eigenen Interessen verteidigt wird.
"Hin und Her" ist ein Lustspiel, eigentlich eine Groteske, in der Pappkameraden einen armen, arm gewordenen, braven Bürger drangsalieren. Absurd und überzeichnet, sowohl in der Sprache, in der Figurencharakterisierung als auch in den Requisiten - und doch schimmert ein bisschen Menschlichkeit durch - in manchen Augenblicken, in manchen Sätzen. So fühlt man mit Frau Hanusch auf ihrer sentimentalen Suche nach privatem Glück, versteht warum Thomas Szamek nur das Beste für seine Tochter will und der Privatpädagoge nicht mit seiner Frau leben kann - aber auch nicht ohne sie weiterleben. Eine Komödie geht gut aus - das gehört zu der Definition der Gattung, aber das deutlich und sichtbar konstruierte Happy-End stellt eine Grenze geradezu aus. Die Grenze zwischen der Fiktionalität der Bühne, auf der die "Botin des Königs" mit einem Telegramm des "deus ex machina" die Grenzen öffnen kann, und der Realität der Grenzziehung und Grenzposten auf dieser Welt.


Rollen

Personen: Ferdinand Havlicek 

Thomas Szamek, ein Grenzorgan

Eva, dessen Tochter

Konstantin, auch ein Grenzorgan

Mrschitzka, ein Gendarm

Frau Hanusch

X, der Chef der Regierung auf dem rechten Ufer

Sein Sekretär

Y, der Chef der Regierung auf dem linken Ufer

Ein Privatpädagoge

Dessen Frau

Frau Leda

Schmugglitschinski, ein Oberschmuggler

 Schmuggler




  1. Universität Regensburg

Theatergruppe Babylon

Andreas Legner
Christine Kramel
Dr. Armin Wolff

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