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DaF - Theatergruppe Babylon - Aufführungen - 2018

"Pardon wird nicht gegeben"

eine - leider aktuelle - Komödie in vier Akten

in vier Akten

von Herbert Asmodi

im Theater an der Uni

vom 26. bis 30. Juni


INHALT

Akt 1:
Der Kunsthändler Krell hat die Absicht, den  - noch unbekannten – Künstler Schulwaloff zu einem weltbekannten Künstler aufzubauen und mit dem Monopol auf den Verkauf seiner Werke ein Vermögen zu verdienen. Das Geld für diesen Plan hat er von den zwei Wirtschaftsbossen Aschenboom und Rumschedel bekommen, die sich aber nicht für Kunst, sondern nur für das einträgliche Geschäft interessieren. Die vierte Beteiligte ist Stephanie, die Krell überredet hat, indem er ihren Idealismus auf dem Bereich der Kunst angesprochen hat. Bonifaz, Stephanies Bruder, hat in der Zwischenzeit nicht nur ihr Vermögen aufgebraucht, sondern sich auch bei dem Versuch, über eine Konferenz den Weltfrieden zu erreichen, tief verschuldet. Und mit diesen Schulden erpresst Krell Stephanie und zwingt sie dazu, sich an seinem Plan zu beteiligen. Er möchte Schuwaloff nämlich erst berühmt machen und dann umbringen, um keine Forderungen von ihm zu hören und die Werke zu astronomischen Preisen verkaufen zu können. Die beiden anderen Anteilnehmer sind von diesem Plan begeistert, vor allem, da Krell Schuwaloffs Frau, Nina, dazu bringen möchte, erst den Künstler umzubringen  - weil er sie verlassen hat – und dann aus Reue sich selbst, also den anderen keine Schuld nachgewiesen werden kann.
Nina lebt bei Krell und er hält sie mit seinem brutalen Schläger Lukas und ihrer Morphiumabhängigkeit unter Kontrolle. Der Plan scheint zu funktionieren, da taucht Schuwaloff auf, um zu verkünden, dass er sich von Krell abwendet: Er hat einen amerikanischen Millionär, Herrn Pappel, als Gönner gefunden und wird mit ihm in die USA reisen. Daraufhin beschließt Krell, Schuwaloff in Kürze zu beseitigen und von Herrn Pappel vorher noch Geld zu ergaunern.

Akt 2:
Herrn Pappel bekommt einen Bericht eines Detektivbüros, die Unternehmungen seiner Frau und Schuwaloffs betreffend. Sein geheimer Plan ist, dass seine Frau ihn mit Schuwaloff betrügt und der deswegen bei der Scheidung, die er einleiten wird, sobald alle in den USA sind, keinen Unterhalt für seine Frau zahlen muss. Während er versucht, diesen Betrug zu initiieren, besucht ihn erst Schuwaloff, der als integrer Mensch alles daran setzt, den Avancen von Frau Pappel zu entkommen und dann Krell, der ihn mit seinem Wissen um den eigentlichen Plan zu erpressen versucht.
Stephanie möchte Schuwaloffs Leben retten und bittet Pappel um Geld, damit sie die Schulden ihres Bruders bezahlen kann und so in der Lage ist, die Intrige aufzudecken. Pappel gibt es ihr, da er denkt, sie spricht von einem Anschlag auf sein Leben – als er hört, dass es um Schuwaloff geht, schickt er sie fort und bezahlt Krell das Schweigegeld. Zum Ende des Aktes erfahren wir, dass Bonifaz eine Weltfriedenskonferenz plant und Stephanie ihn bei Laune hält, indem sie immer drei von vier Teilnehmer zusagen lässt. Pappel hält er für den amerikanischen Gesandten.
Krell hat Schuwaloff Pappels Plan verraten und ihm den Tipp gegeben, sich an Stephanie zu wenden.





Akt 3:
Um Bonifaz von seinem idealistischen Wahn zu kurieren, plant der Majordomus Phillip, die Weltfriedenskonferenz mit Rumschedel, Aschenboorn, Pappel und Lukas stattfinden zu lassen und Bonifaz so vor Augen zu führen, wie die Menschen wirklich sind. Schuwaloff taucht auf und wird als neuer russischer Gesandter in den Plan eingebaut.
Bonifaz hat das Schloss in einen großen elektrischen Stuhl verwandelt und hofft, mit dieser Drohung den Weltfrieden zu erpressen. Währenddessen hat Stepanie ihren humanistischen Idealen entsagt und nimmt von Rumschedel und Aschenboorn Geld und Wertsachen – jeweils mit dem Versprechen, die anderen im Rahmen einer Intrige zu ermorden. Auch Pappel bietet ihr Geld. Der Akt endet damit, dass sich die angeblichen Teilnehmer an der Friedenskonferenz zu prügeln beginnen.

Akt 4:
Zwei Tage später – alle sitzen im Schloss fest und haben Todesangst. Sie wollen als die Delegierten der vier Großmächte den Weltfrieden ausrufen, um Bonifaz dazu zu bewegen, das Schloss nicht unter Strom zu setzen. Schuwaloff weigert sich aber, bei dem Spiel mitzumachen, und so machen sie Lukas wieder zum russischen Delegierten. Krell erscheint mit Nina, seinem Mordinstrument, und es entwickelt sich ein Ehedrama zwischen Schuwaloff und seiner Frau. Es kommt aber bei dem Schusswechsel nicht zu Tod von Nina und Schuwaloff; im Gegenteil, sie versöhnen sich wieder.
Während Pappel, Lukas, Rumschedel und Aschenboom eine Weltfriedenskonferenz simulieren, verkündet Bonifaz, dass er jetzt die Wahrheit erkannt hat und den Weltfrieden für unmöglich hält und verschwinden wird. Stephanie möchte mittels der elektrischen Falle die vier umbringen, diese wurde aber von Bonifaz deaktiviert.
Pappel, Aschenboom und Rumschedel können zwar fliehen, kommen aber auf der Flucht um. Lukas erschlägt Krell – dieser ersteht aber wieder auf, da er von der Bosheit und Gier der Menschen am Leben gehalten wird und so unsterblich ist.


Interpretation

Eine leider aktuelle Komödie – diesen Untertitel haben wir dem Text von Asmodi aus dem Jahr 1958 gegeben – und mehr kann man dazu auch nicht mehr sagen. 1958 war der zweite Weltkrieg gerade mal 13 Jahre vorbei und die Welt steckte mitten im kalten Krieg, der mit der Berlin-Blockade 1948/49 schon einmal unangenehm heiß geworden war – und die nächste Erhitzung war mit der Kuba-Krise auch nicht mehr so weit entfernt.

Und heutzutage stecken wir wieder in einer unangenehmen Erwärmung des Welt(kriegs)klimas und alles was über den Traum vom Weltfrieden und die Selbstzerstörungskraft der Menschen vor sechzig Jahren von Asmodi seinem zynischen Realisten Phillip und seinem idealistischen – und der Realität entrückten- adligen Geschwisterpaar in den Mund gelegt wurde, können wir leider immer noch und wieder nachfühlen und unterschreiben.

Wir leben in Zeiten, in denen man die Erkenntnis Philipps „Außerstande zu sein, die Welt zu verbessern, hat viel für sich! Man lebt bequemer und hat eine ausgezeichnete Entschuldigung dafür. Sie werden es lernen.“ nachvollziehen kann – und die Reflexe dieses Rückzugs ins Private in all den Instagramm-Accounts beobachten kann, die sich mit Fotos von Essen oder selbstgemachten Babymützchen beschäftigten. Die Atomkriegsuhr steht auf zwei vor zwölf – und wir kochen Marmelade ein und individualisieren unsere Turnschuhe, weil wir in der komplex gewordenen Welt auch schlicht nicht mehr wissen, was wir ändern sollen.

Und vielleicht haben wir damit auch Recht, vielleicht hilft das zähe und alltägliche Glücksverlangen des Menschen gegen die großen Bedrohungen mehr, als die übermenschlich Guten, die immer an ihren eigenen Ansprüchen scheitern (müssen) und dann mindestens so gefährlich werden, wie die immer schon Bösen von Anfang an waren. Vielleicht bleibt wirklich nur Schuwaloffs Motto, mit dem er sich am Ende aus dem Stück verabschiedet  „Boris Schuwaloff kennt diese Welt schon lange./Und was Ernstliches kann uns die Welt nicht tun./legt sie uns aufs Kreuz –Na wenn schon!/Hopp! Ausgespuckt und in die nächste Runde./Und so weiter bis zur Sterbestunde“.

Damit wären wir auch schon bei dem nächsten Blickwinkel, unter dem man dieses Stück betrachten kann: „Schuwaloff und der Weltfrieden“ lautet der eigentliche Untertitel – und wir lesen in diesem Stück auch eine Diskussion, welche Rolle Kunst eigentlich noch in einer – dieser – Gesellschaft spielen kann. Schuwaloffs Werke lernen wir nur als Spekulationsobjekte kennen, in sie wird investiert – und im die Investition ertragreicher zu machen, wird auch der Mord an dem Künstler als ein angemessenes Mittel in Betracht gezogen.

Wir erfahren, wie Schuwaloff sich fühlt, wenn er malt, wir erfahren, dass der Kunsthändler Krell Kunst keinen Preis zumessen kann und dies zum Anlass nimmt, jeden zu verlangen – ein Satz, der in seiner Doppeldeutigkeit sehr viel von dem kunstvollen Stil Asmodis zeigt: „Wahrscheinlich war es Blödsinn. Aber was Sie mir seinerzeit über Kunst erzählten, dass man für eine Sache, die keinen Wert hat, jeden Preis verlangen kann.“ „Das man für etwas, das überhaupt keinen Preis hat, jeden Gegenwert verlangen kann“. Ob Kunst eine Wirksamkeit über die Realiätsflucht hinaus haben kann, können wir nur aus der Tatsache erschließen, dass Asmodi sich in dieser bitterbösen Komödie mit der Situation der Welt auseinandergesetzt hat – und sie uns zum Lachen und Weinen und Handeln auf die Bühne gestellt hat.

Philipp möchte eine Art Böser-Buben-Ball inszenieren, um seinen Chef, Fürst Bonifaz, von seinen Weltfriedensplänen zu kurieren und endlich die Schulden und die ewigen Versuche, eine Weltfriedenskonferenz zu organisieren, loszuwerden. Das ganze Stück kann man aber auch genau als das lesen, als eine Art Bösen- Buben-Ball – und diesen Ball begleitet in unserer Inszenierung ein Marionettenspieler, der uns das Gemachte und Geplante aller Theaterstücke in Erinnerung ruft und uns immer wieder drauf hinweist, dass die vierte Wand nur eine Illusion ist – und wir unser Handeln und Interpretieren im Theater nur in einer Übertragung auf die Wirklichkeit wirksam machen können. Nur an diesem Ort können wir vielleicht die Fäden und Pläne des Puppenspielers hinter uns lassen.


Autor

Herbert Asmodi wurde am 30. März 1923 als Herbert Kaiser in Heilbronn geboren. Er stammt aus einer Fabrikantenfamilie. Ab 1946 studierte er Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie in Heidelberg.
Ab 1952 arbeitete er als Theaterkritiker für den Münchner Merkur und schrieb seine ersten Stücke. Für sein erstes Theaterstück "Jenseits vom Paradies" erhielt er 1954 den Gerhart-Hauptmann-Preis der Freien Volksbühne Berlin. 1966 verfasste er zusammen mit Volker Schlöndorff das Drehbuch zu dem Film "Der junge Törleß" nach den "Verwirrungen des Zöglings Törleß" von Robert Musil. Bekannt wurde er vor allem in den 1970ern als Drehbuchautor für Fernsehverfilmungen wie für die “Frau in Weiß” von Wilkie Collins.
Seine frühen Stücke werden dem absurden Theater zugerechnet. Auch wenn er sich später von seinen ersten Werken distanzierte, war der doch weiterhin einer – gelegentlich beißenden – Ironie verpflichtet. So bezeichnet die Süddeutsche Zeitung anlässlich der Uraufführung die Komödie "Nachsaison” 1959 als “das Geflacker einer süß-perfiden Ironie, eines desillusionierenden Zynismus und eines ausgekochten Spöttertums".

Ab Mitte der siebziger Jahre wandte sich Asmodi der Lyrik zu und veröffentlichte zwei Gedichtbände. 1984 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Er starb am 3. März 2007 an den Folgen eines Schlaganfalls in München.



Unter Verwendung von: wikipedia - der freien Enzyklopädie (auch für die Bilder), den Informationen auf der Homepage des Kiepenheuer-Bühnenverlags (Rechte für den Text) sowie zweier Artikel auf spiegel-online.


Rollen

Ein Puppenspieer

Ambrosius Krell    ein Kunsthändler

Felix Aschenboom

Cord Rumschedel

Stephanie Prinzessin Schwarzach–Gueldenzwenge

Fürst Bonifaz, ihr Bruder

Boris Schuwaloff, ein Maler

Nina, seine Frau

James Pappel, ein Millionär

Philipp, fürstlicher Majordomus

Emil, Krells Diener

Lukas Dämmerzahn, eine dunkle Existenz in Krells Diensten

Lolo Kroedel, eine Kokotte

Der Jüngling vom Büro ARGUS

Eine weibliche Stimme

Ein Diener

Ein Kellner

Ein Piccolo

Angestellte Krells

 

 

Das Stück spielt in der Gegenwart.

Die Schauplätze sind nacheinander:

ein Privatsalon in Krells Galerie

Pappels Appartement im Grand-Hotel

das Schloss derer von Schwarzach-Gueldenzwenge.



  1. Universität Regensburg

Theatergruppe Babylon

Andreas Legner
Christine Kramel
Dr. Armin Wolff

Babylonlogo 2018

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