Mit dem Gleichstellungspreis sollen Leistungen und Fortschritte im Bereich der Gleichstellung von Frauen und Männern an der Universität Regensburg sichtbar gemacht werden. Ausgezeichnet werden Projekte, strukturelle Maßnahmen und herausragende Forschungsleistungen, die sich in Forschung und Lehre auf das Ziel der Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit beziehen. Der Preis wird seit 2004 verliehen. Das Preisgeld beträgt 5.000€. Beim Dies academicus am 24. November 2022 fand die Preisverleihung statt.
Für das Miteinander in der Gesellschaft ist eine der größten Herausforderungen die Anerkennung und Wertschätzung der Leistungen von Frauen in derselben Weise wie die von Männern. Mit dem Hauptpreis wird 2022 eine mehrstufige Initiative von Frau Dr. Heike Wolter, Akademische Rätin, prämiert, gipfelnd in der Kinderbuchreihe "Starke Frauen", die sich diesem Ziel verschreibt. Sie entstand in Verbindung mit ihrer geschichtsdidaktischen Lehre zu "Gendersensibilität im Geschichtsunterricht" und zu Frauen-, Gender- und Männlichkeitsgeschichte. Die Buchreihe "Starke Frauen" erscheint beim Verlag edition riedenburg und erreicht über den freien Verkauf hinaus inneruniversitär und außeruniversität verschiedene Gesellschaftsschichten und Altersstufen. Eine Stärke ist die Vielfalt der für die biografischen Bücher ausgewählten Frauen - von Bertha Benz und Ruth Bader Ginsburg über Wangari Maathai bis Angela Merkel. Das Projekt setzt mit der Verbindung aus Lehrkräftebildung, didaktischen Angeboten, auch zur Weiterbildung, und dem Einsatz der Reihe in Schulen früh an, um ein geschlechtergerechteres Geschichtsbild zu vermitteln. Vorbilder spielen hierfür eine große Rolle. Es fördert damit langfristig Gendersensibilität und Chancengleichheit. Das Projekt hat überdies durch die Einbindung in das "Zertifikat Hochschullehre" des Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsdidaktik mit Blick auf zeitgemäßes Wissen und die Kompetenzen von Lehrkräften nachhaltigen Charakter.
Zur Konzeption der Bücher und dem Miteinander der Geschlechter erklärt Frau Dr. Wolter:
"Die neben dem historisch orientierten Haupttext angebotenen Forschungsaufgaben und interaktiven Buchteile sollen sich nicht allein an Mädchen richten und den Geschlechteraspekt nicht in konkurrierender Weise betonen. In der konsequenten Ausrichtung auf Selbstverwirklichung sollen sie stattdessen jede*n (auch über binäre Geschlechterkonstruktionen hinaus) ermutigen, sich selbst als wertvolles und gleichberechtigtes Mitglied der Gesellschaft zu begreifen."
Zum Thema "Starke Frauen - Lernen mit und an Frauenbiografien" hat Frau Dr. Wolter zusammen mit Julia Christof in Geschichte lernen 2022 einen Fachaufsatz veröffentlicht.
Mit diesem Engangement hat sich Frau Dr. Heike Wolter um die Gendersensibilisierung und die Gleichstellung der Geschlechter in der akademischen Lehre der Universität Regensburg und im Wissenstransfer sehr verdient gemacht.
Frau Dr. Wolter arbeitet am Lehstuhl für Neuere Geschichte in der Abteilung Didaktik der Geschichte an der Fakultät für Philosophie, Kunst-, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften der Universität Regensburg.
Der Gleichstellungspreis 2022 in der Kategorie "Abschlussarbeiten und Qualifikationsarbeiten", dotiert mit 500€, wird Frau Antonia Reck für ihre herausragende kulturwissenschaftliche Masterarbeit mit dem Titel Zur Konstruktion weiblicher Geschlechterbilder und Rollenerwartungen in Kochbüchern von und für jüdische Frauen zwischen 1901 und 1921 verliehen. Die Arbeit ist ein exzellentes Beispiel für die detaillierte Analyse von Denkweisen einer bestimmten Zeit und von gesellschaftlichen Gruppen. Die kulturwissenschaftliche Untersuchung zeigt, wie nicht nur explizit, sondern gerade implizit Erwartungen an Frauen vermittelt und immer wieder weitergegeben werden, sie spricht das aktuelle Phänomen der Re-Traditionalisierung an und macht mit diesem Bogen und den Bezügen zur Gegenwart historisch fundierte, zugleich kulturwissenschaftlich plausible gerahmte Aussagen zur Wirkmacht überwunden geglaubter Geschlechterbilder in unserer Zeit. Ihre Arbeit trägt dazu bei, Normvorstellungen zu überdenken, die das Gleichgewicht der Geschlechter betreffen, und regt dazu an, Fragen an die Vergangenheit und die Gegenwart zu stellen.
Antonia Reck ist Absolventin des Masterstudiengangs Vergleichende Kulturwissenschaft an der Universität Regensburg und hat am Foodguide Jüdische Küche. Geschichten - Menschen - Orte mitgearbeitet. Sie ist nach ihrem Abschluss auf eine Stelle an der Herzog-August-Bibliothek Wolfernbüttel gewechselt.