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Über DIMAS

DIMAS – das Department für Interdisziplinäre und Multiskalare Area Studies an der Universität Regensburg bezweckt die Stärkung und den Ausbau Area Studies bezogener Forschung und Lehre. Es besteht sowohl aus sechs dauerhaften Professuren und wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen, als auch aus weiteren Mitgliedern der beteiligten Fakultäten, Forscher*innen und wissenschaftsstützendem Personal. 

Ordnung des DIMAS

Logo des DIMAS

Die Ordnung des Departments (öffnet neues Fenster). (nicht barrierefrei) wurde im April 2021 vom Senat der UR beschlossen und im Juli 2021 vom Präsidenten der UR genehmigt.

Das Konzept des DIMAS

Area Studies in Regensburg

Die Universität Regensburg (UR) hat in den letzten Jahren durch vielfältige Initiativen einen Schwerpunkt im Bereich der Area Studies aufgebaut. Die Fakultäten SLK und PKGG wollen in Kooperation mit den Fakultäten für Rechtswissenschaft und Katholische Theologie zur Weiterentwicklung dieses Forschungsfelds an der UR beitragen. Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Fakultäten eine innovative kooperative Departmentstruktur entworfen: das Department für Interdisziplinäre und Multiskalare Area Studies (DIMAS).

Das besondere Erkenntnispotenzial der Area Studies realisiert sich, wenn die Expertisen über unterschiedliche Regionen und Raumdynamiken in einer gemeinsamen Forschungsagenda zusammengeführt werden. Auf dieser Idee beruhte in Regensburg bereits das CITAS (Center for International and Transnational Area Studies), aus dem das DIMAS hervorgegangen ist. Damit knüpft das DIMAS zudem an die weitere Landschaft der Area Studies Forschung in Regensburg an, etwa am Leibniz-WissenschaftsCampus „Europe and America in the Modern World: Frictions and Transformations of Globality“ (externer Link, öffnet neues Fenster), am Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (externer Link, öffnet neues Fenster) und in der Graduate School for East and Southeast European Studies (externer Link, öffnet neues Fenster). Hier werden große Fragen unserer Zeit, wie jene nach den Spannungen, die Globalität produziert, aus der Perspektive jener Regionen untersucht, für die Regensburg über eine besonders ausgeprägte Expertise verfügt: das (süd-)östliche und westliche Europa sowie Nord- und Lateinamerika. Aber das DIMAS geht mit seinen Professuren über diese Perspektivierung noch hinaus – und erstreckt sich in transreligiöse, transmediale und transregionale Räume und Werte- und Normenstrukturen.  

Department für Interdisziplinäre und Multiskalare Area Studies  (DIMAS)

Mit dem Department für Interdisziplinäre und Multiskalare Area Studies (DIMAS) wurde eine dynamische sowie flexible Struktur geschaffen, die bestehende Expertisen in Regensburg (an den beteiligten Fakultäten der UR in enger Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (externer Link, öffnet neues Fenster)) zusammenführt und diese systematisch weiterentwickelt.  

Im Unterschied zu Fakultäten, die nach jeweiligen Disziplinen aufgebaut werden, ist das Department primär daher gegenstands- und zielbezogen zusammengesetzt. Disziplinäre Verortungen werden damit nicht obsolet, sondern in einem regionalwissenschaftlichen Rahmen projektbezogen fokussiert. Damit kann auch schneller auf neue Entwicklungen und Forschungsbedarfe reagiert werden. Gleichzeitig wurden dadurch neue Schnittstellen zu den bestehenden Fächern geschaffen, da die im Department zusammengefassten Expertisen multivariant sind. 

Warum Area Studies?

Warum braucht es in einer zunehmend globalisierten Welt noch areales Wissen, das auf einer tiefen Kenntnis regionaler Wissensbestände und Sinnzusammenhänge beruht? Zunächst, weil die Intensivierung und räumliche Erweiterung der globalen Zirkulation von Ideen, Narrativen, Ritualen, Gütern, Regeln und Menschen keinesfalls automatisch zu einer Angleichung von sozialen Strukturen und kulturellen Systemen über den Globus hinweg führt. Gesellschaften, Gruppen und Menschen reagieren auf globale Herausforderungen unterschiedlich, wählen verschiedene Anpassungsformen oder leisten Widerstand – je nach den lokal spezifischen institutionellen Bedingungen und kulturellen Sinngebungen. Die über die Welt und teilweise auch innerhalb einzelner Länder zu beobachtenden unterschiedlichen Reaktionen auf die Herausforderungen der Gegenwart zeigen immer wieder, dass ein global analoges Phänomen je nach Ort bzw. Kultur unterschiedliche gesellschaftliche Reaktionen zeitigt.

Wir leben in einer Welt, die zwar immer mehr über den Globus hinweg miteinander verbunden, aber dennoch gleichzeitig unterschiedlich ist. Die in Institutionen, sozialen Strukturen, Wissensbeständen und kulturellen Deutungssystemen konstituierte Geschichte, die Erfahrungsräume und Erwartungshorizonte sind raum- und kulturspezifisch; sie bedingen nicht nur die Reaktions- und Anpassungsweisen von Individuen und Gesellschaften an globale Prozesse (wie technologische Innovationen, den Klimawandel oder die Herausforderungen globalisierter Märkte), sondern sie sind auch ursächlich für das Innovations- und Resilienzpotenzial von Gesellschaften. Area Studies (Regionalwissenschaften) mit ihrer Sensibilität für ortsspezifisches Wissen sind essenziell, um diese Zusammenhänge zu verstehen. Area Studies beforschen und erklären diese Vielfalt im Kontext der globalisierten Welt und im Horizont weitreichender Globalisierungsprozesse. Sie sind daher so aktuell wie nie zuvor, aber sie brauchen ein interdisziplinäres und multiskalares Update jenseits von traditionellen Raumstudien; eine Betrachtung über bestehende Disziplinen hinaus und mit einem Blick, der Mikro-, Meso- und Makrostrukturen gerecht wird und diese in Verhältnis setzt.

Dabei geht es nicht um die Addition von lokal isolierten Befunden, sondern die Generierung von neuen Fragestellungen durch die Berücksichtigung von Zusammenhängen, Verflechtungen, Bezugnahmen, aber auch Abgrenzungen zwischen Regionen. Wie haben Regionen wie Lateinamerika und Osteuropa die historische Erfahrung einer Abhängigkeit von Ländern des globalen Nordens verarbeitet? Wie hängen virtuelle und reale Räume zusammen, wenn transkulturelle Märchen erzählt werden? Wie formen sich Identitäten über Geschlechterrollen und Sexualität im Übergang von sozialistischen zu religiös-nationalistischen Regierungsstrukturen? Eine interdisziplinäre und multiskalare Area Studies-Perspektive fragt also danach, welche Manifestationen ein bestimmter Prozess lokal annimmt, wie diese raumgebundenen Unterschiede aber auch durch Ähnlichkeiten erklärt werden können, und wie sich durch die ortsspezifischen Aneignungen das Phänomen selbst verändert. Eine bestimmte Idee, eine Technologie, selbst ein natürliches Phänomen bedeuten an unterschiedlichen Orten etwas ganz anderes, je nach den Bedeutungszuschreibungen und institutionellen Reaktionen, die beide in der Geschichte und Kultur des Ortes verankert sind.

Das DIMAS stellt sich der herausfordernden Aufgabe, zentrale Fragen in Bezug auf die gesellschaftlichen und kulturellen Dimensionen der Globalisierung zu erforschen – wie die Renaissance des Nationalismus, die Konstitution von neuen Stadt- und Landräumen, die Ausbildung religiöser und juristischer Normen oder Folgen von Migrationsbewegungen. Es versteht sich als Ermöglichungsstruktur für innovative sowie exzellente kollaborative Forschungsprojekte und für neuartige Transfermaßnahmen. 

Warum interdisziplinär und multiskalar?

Den besonderen Regensburger Ansatz beschreiben wir als multiskalar. Dieser bringt zum Ausdruck, dass Phänomene auf unterschiedlichen räumlichen Ebenen untersucht werden müssen; und dass die geografischen Relevanzstrukturen eines Phänomens empirisch herausgefunden werden müssen. Alles mag mit allem verbunden sein, aber eben weder in der gleichen Weise noch in jeweils ähnlicher Intensität. Da auch in einer Welt umfassender Vernetzung nicht alle Kommunikations- und Handlungsräume global sind, muss die Skala des jeweiligen Ansatzes und seiner Methoden in Bezug auf die konkrete Fragestellung der Untersuchung bestimmt werden.  

Die Multiskalarität der Regensburger Area Studies drückt unser Interesse für das Zusammenwirken von unterschiedlichen Ebenen – von global bis lokal, von großräumig bis kleinräumig, vom Gegenwartsbezug bis zu dessen historischer Vertiefung – aus, ohne diese zu hierarchisieren. Denn Multiskalarität wird häufig über einen spezifischen methodischen Werkzeugkasten erst beforschbar. Die Departmentstruktur erlaubt dabei, methodische Expertisen zusammenzuführen, die typischerweise bestimmte Raumgrößen fokussieren, um die Verflochtenheit und gegenseitige Bedingtheit dieser räumlichen Relevanzstrukturen zu analysieren. Damit stellt sich eine gegenstandbezogene Interdisziplinarität bzw. Multidisziplinarität ein.  

Nehmen etwa Methoden der Internationalen Beziehungen, des Völker- und des transnationalen Rechts vor allem die Ebene der zwischenstaatlichen Interaktionen in den Blick, jene der Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft, Soziologie und Sozialgeografie jene größerer gesellschaftlicher Aggregate (wie dem Nationalstaat, der Gesellschaft oder sozialer Gruppen), haben Sprach-, Geistes- und Kulturwissenschaften durch Kommunikation und kulturelle Repertoires konstituierte Räume im Erkenntnisinteresse, so spezialisieren sich Sozialanthropologie, Ethnologie und empirische Sozialwissenschaft auf die Räume alltäglicher Interaktionen und Sinngebungen. Disziplinen wie die Religionswissenschaften und die Geschichtswissenschaft fügen hier zudem eine Zeitachse hinzu, auf der Multiskalarität sich auch temporal entwickelt.

Das DIMAS führt diese Kenntnisse über ein wachsendes Team an Forscher*innen um die Professuren zusammen und bringt damit interdisziplinär systematische Erkenntnisse über verschiedene Räume hervor. Für die Strukturierung des Departments impliziert dies, dass die Professuren von Anbeginn an jenseits klassischer Fächergrenzen ausgerichtet sind. Erkenntnisse ergeben sich gerade aus der Gleichzeitigkeit und Verbindung der Betrachtungsweisen. Interdisziplinär ist das Department, weil der Blick auf die Phänomene im Zusammenspiel verschiedener theoretischer und methodische Zugänge erfolgt, die ihre Spezifika einbringen und den anderen zur Verfügung stellen. 

Von CITAS zu DIMAS

Das Center for International and Transnational Area Studies (CITAS) der Universität Regensburg wurde 2017 gegründet und war eine interfakultäre wissenschaftliche Einrichtung der Fakultät für Philosophie, Kunst-, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften und der Fakultät für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften. Ziel des Zentrums war es, in Regensburg Synergien zwischen universitären und außeruniversitären regionalwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen zu bündeln.  

Ein zentraler Partner ist dabei das IOS (externer Link, öffnet neues Fenster). CITAS hat außerdem zum erfolgreichen Antrag auf einen Leibniz-WissenschaftsCampus (externer Link, öffnet neues Fenster) beigetragen: „Europa und Amerika in der modernen Welt. Transformationen und Friktionen der Globalisierung in Vergangenheit und Gegenwart“. Der WissenschaftsCampus hat im September 2019 seine Arbeit aufgenommen.

Seit 2019 ist die regionalwissenschaftliche Forschung in Abstimmung mit dem Freistaat Bayern auch in die strategischen Ziele der Universität aufgenommen. CITAS erhielt Förderung für die weitere Entwicklung dieses Forschungsbereichs in Regensburg. Dabei ging es um die Regionen Süd- und Südosteuropa, West- und Südeuropa sowie Nord- und Lateinamerika. Das Zentrum arbeitete darauf hin, mit Fokus auf diese Regionen und die Beziehungen zwischen ihnen komparative, transregionale und globale Herangehensweisen zu den Area Studies weiterzuentwickeln. Zwei Forschungsnetzwerke, die von Nachwuchswissenschaftler*innen geleitet werden, konnten durch einen Teil dieser Förderung etabliert werden. Eines der Netzwerke behandelte mediterrane Inselstudien (siehe Ex-Citas: Insel Netzwerk), das andere Knowledge Infrastructures (siehe Ex-CITAS: Know-In).

Die transnationale Perspektive des CITAS betonte Verflechtungen und Verbindungen zwischen Akteur*innen, Strukturen, Objekten und Organisationen, die über Grenzen hinweg agieren und dabei auch verschiedene Kulturen und Gesellschaften prägen. Die internationale Herangehensweise untersuchte hingegen die Beziehungen zwischen Staaten und supranationalen Akteur*innen und Organisationen. CITAS zielte dabei sowohl auf interdisziplinäre und transregionale Lehre und Forschung als auch auf den Wissenstransfer für ein lokales, regionales, nationales und internationales Publikum. Das Zentrum arbeitete dabei eng mit den innovativen binationalen und internationalen Studiengängen zusammen. Das DIMAS entstand offiziell 2021 aus dem CITAS, als eine Verstetigung dieser Ideen auch mit Blick auf Area-Studies-bezogene Lehre in Regensburg zunehmend notwendig wurde. 

Ex-CITAS: Know-In

KNOW-IN: Knowledge Infrastructures: Circulation, Transfer and Translation of Knowledge across Borders

"Knowledge Infrastructures: Circulation, Transfer and Translation of Knowledge across Borders" (kurz: KNOW-IN) ist ein von CITAS gefördertes Forschungsnetzwerk, das die Verbindungen zwischen Infrastrukturen und der Produktion von Wissen untersucht sowie die daran gekoppelten Prozesse der Zirkulation, des Transfers und der Übersetzung über und durch Grenzen hinweg in den Blick nimmt. Unser Verbund besteht aus Wissenschaftler*innen mit unterschiedlichen disziplinären und institutionellen Profilen. Auf Basis einer Reihe von Fallstudien aus verschiedenen historischen und kulturellen Kontexten wollen wir die Area Studies und die Science and Technology Studies in einen produktiven Austausch bringen.

Wie generieren Infrastrukturen Kanäle, die die Zirkulation, Übersetzung und Verbreitung unterschiedlicher Formen von Wissen über kulturelle, regionale oder nationale Grenzen hinweg ermöglichen? Wie tragen diese (entstehenden) Formen von Wissen umgekehrt zur Konstruktion, Stabilisierung und Aufrechterhaltung von Infrastrukturen bei? Wie genau manifestieren sich Infrastrukturen, beispielsweise in Form von Institutionen und institutionellen Netzwerken, Vermittlungsinstanzen, Gatekeepern, Routen und anderen Strukturen des Transfers, der Übersetzung und Zirkulation? Welche Rolle spielen sie für die Produktion von Wissen, indem sie etwa die Transmission von kulturellen Gütern und Objekten, Material, Menschen oder Ideen fördern und damit Räume für inter- und transnationale Kollaborationen und Allianzen oder Kontaktzonen interkulturellen und intellektuellen Austausches öffnen? Auf diesen Fragenkomplex konzentriert sich unser transdisziplinäres Netzwerk in seinen kollektiven Forschungsaktivitäten.

Ex-CITAS: Insel Netzwerk

Forschungsnetzwerk

MS ISLA (Mediterranean Studies on Island Areas) ist ein CITAS-finanziertes Forschungsnetzwerk, das aus insgesamt neun Mitgliedern von der Universität Regensburg und anderen Institutionen besteht. Unsere verschiedenen Disziplinen und regionalwissenschaftlichen Kompetenzen erlauben uns einen vergleichenden, transregionalen Zugang zu den Area Studies, wie er in der Mittelmeerforschung seit jeher gepflegt wird. Das Netzwerk MS ISLA möchte die regionalwissenschaftlichen Kompetenzen der Universität Regensburg mit denen (nicht-)universitärer Kooperationspartner*innen verbinden und im Hinblick auf mediterranistische Inselstudien weiterentwickeln.

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